Folgen für Friedensgespräche? Russland: Ukraine greift russisches Gebiet an
01.04.2022, 08:44 Uhr
Für den Kreml hat der Vorfall Konsequenzen für die Friedensverhandlungen: Ukrainische Hubschrauber sollen das Treibstofflager im russischen Belgorod beschossen haben. Es ist das erste Mal, dass Moskau der Ukraine einen Luftangriff auf russisches Gebiet vorwirft. Kiew bestreitet die Vorwürfe.
Die Ukraine hat nach russischen Angaben mit Militärhubschraubern ein Treibstofflager im russischen Belgorod nahe der Grenze angegriffen. Das teilte der Gouverneur der Region Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, auf seinem Telegram-Kanal mit. Es ist das erste Mal seit Kriegsbeginn am 24. Februar, dass Russland der Ukraine einen Luftangriff auf russisches Gebiet vorwirft. Ob es tatsächlich einen ukrainischen Angriff gab, lässt sich allerdings unabhängig nicht überprüfen.
Außenminister Dmytro Kuleba wollte ihn weder bestätigen noch dementieren. Das ukrainische Verteidigungsministerium lehnte eine Stellungnahme ebenfalls ab. Die Ukraine verteidige sich derzeit und könne nicht für "jede Katastrophe auf russischem Territorium" verantwortlich gemacht haben, erklärte Ministeriumssprecher Oleksandr Motuzyanyk. "Ich werde diese Vorwürfe weder bestätigen noch dementieren." Am Abend dementierte der Sekretär des Nationalen Sicherheits- und Verteidigungsrates in der Ukraine, Olexij Danilow, dass Streitkräfte seines Landes hinter dem Brand eines Treibstofflagers in Russland stünden. "Aus irgendwelchen Gründen behaupten die, wir waren es", sagte er im Fernsehen mit Blick auf russische Darstellungen, Ukrainer hätten die Tanks angegriffen. "Nach den Informationen, die ich habe, entspricht das nicht der Wahrheit", erklärte Danilow.
Der Kreml erklärte, der Angriff werde die Verhandlungen über eine Waffenruhe mit Kiew erschweren. "Damit werden natürlich keine günstigen Voraussetzungen für die Fortsetzung der Verhandlungen geschaffen", sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow in Moskau.
Wie Gouverneur Gladkow schrieb, sollen zwei ukrainische Militärhubschrauber heute Treibstofflager in der russischen Grenzstadt Belgorod beschossen haben. Die Hubschrauber hätten die Grenze zu Russland vor dem Angriff in geringer Höhe überflogen. Bei der Explosion an dem Tanklager seien zwei Arbeiter verletzt worden. Teile der Stadt, die nahe der Grenze zur Ukraine liegt, seien evakuiert worden.
Video zeigt Raketenbeschuss
Nach Angaben des russischen Katastrophenschutzministeriums waren rund 170 Menschen im Einsatz, um den Großbrand zu löschen. Auf einem vom Ministerium veröffentlichten Video waren gewaltige schwarze Rauchwolken über den Tanks zu sehen. Der Betreiber des Treibstofflagers, Rosneft, teilte russischen Nachrichtenagenturen mit, die Mitarbeiter seien in Sicherheit gebracht worden.
Vor den Tankstellen der Region bildeten sich lange Autoschlangen, doch der Gouverneur appellierte an die Bevölkerung, nicht in Panik zu verfallen, da es genug Benzin gebe. "Es gibt keine Treibstoffprobleme in der Region und es wird auch keine geben", erklärte er. Zudem versicherte er: Die Anwohner seien in Sicherheit, die Lage sei stabil.
Am Mittwoch hatte es bereits ein Feuer in einem Munitionslager in der Nähe von Belgorod gegeben. Gladkow hatte dazu erklärt, die Ursache für den Brand müsse noch ermittelt werden.
Russland hatte die Ukraine am 24. Februar angegriffen. Die russischen Streitkräfte bombardieren seither auch immer wieder Kraftstoffdepots, um die Versorgung des ukrainischen Militärs zu verhindern. Nach Angaben aus Moskau gab es aber zuletzt auch bereits mehrere Angriffe von ukrainischer Seite auf russischem Gebiet.
Quelle: ntv.de, ghö/rts/dpa