Tausende Ukrainer greifen an Russland evakuiert Nachbarregion von Kursk
12.08.2024, 09:23 Uhr Artikel anhören
Spuren der ukrainischen Offensive: In Kursk erreicht der russische Angriffskrieg plötzlich die eigene Bevölkerung.
(Foto: picture alliance/dpa/TASS)
Der überraschende ukrainische Vorstoß nach Kursk erwischt die russische Militärführung auf dem falschen Fuß. Die genaue Lage vor Ort ist unklar, doch Zehntausende Russen bleibt derzeit nur eine Wahl: Sie müssen ihre Heimat verlassen.
Russland hat aufgrund der ukrainischen Offensive in der russischen Grenzregion Kursk die Evakuierung von Teilen der benachbarten Region Belgorod angeordnet. "Wir haben einen unruhigen Morgen, der Feind ist an der Grenze des Kreises Krasnaja Jaruga aktiv", teilte Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow in einem Video auf der sozialen Plattform Telegram mit. "Für die Gesundheit und Sicherheit unserer Bevölkerung" würden die Menschen an "sicherere Orte" gebracht. Offiziellen Angaben zufolge leben in dem Bezirk rund 14.000 Menschen.
Gladkow machte keine Angaben, was derzeit in der Region passiert. Der russische Militärblog "Rybar" berichtet von einem Angriff auf den Grenzübergang Kolotilowka und dem Eindringen ukrainischer Sabotagetrupps durch ein Waldgebiet bei Terebreno.
Stellungen auseinanderziehen
Der Landkreis Krasnaja Jaruga liegt im Nordwesten der Region Belgorod und schließt an die Region Kursk an. Vergangenen Dienstag haben ukrainischen Truppen in dem Gebiet die Grenze überquert und sind seitdem mehrere Kilometer auf russisches Gebiet vorgerückt. Zehntausende Bewohner aus den Orten an der Grenze flüchteten ungeordnet vor den Kämpfen. Der geschäftsführende Gouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, sprach von einer schwierigen Lage angesichts des Beschusses mit Raketen, Drohnen und Artillerie. Laut Stand vom Wochenende wurden demnach bereits 76.000 Menschen in andere Regionen gebracht.
Nach Angaben aus Kiew sind an der Offensive Tausende ukrainische Soldaten beteiligt. "Das Ziel ist es, die Stellungen des Feindes auseinanderzuziehen, ihm maximale Verluste zuzufügen und die Lage in Russland zu destabilisieren", sagte ein Vertreter der ukrainischen Sicherheitsbehörden. Ihm zufolge stärkt der Vorstoß die Moral der ukrainischen Armee, der Regierung und auch des Volkes: "Dieser Einsatz hat uns gezeigt, dass wir angreifen und vorwärtskommen können", sagte er.
Krieg auf russisches Territorium verlagern
Wie genau sich die Lage vor Ort darstellt, ist unklar. Berichten zufolge scheint die Ukraine ihre Truppen weiter zu verstärken. Demnach durchquerten am Sonntag Dutzende ukrainische Panzerfahrzeuge die ostukrainische Region Sumy, die an der Grenze zur russischen Region Kursk liegt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenksyj erklärte, Ziel des großangelegten Vorstoßes sei es, den Krieg auf russisches Territorium "zu verlagern".
Die an Kursk grenzende Region Belgorod ist regelmäßig Ziel ukrainischer Luft- und Drohnenangriffe, die als Vergeltung für Attacken von russischer Seite ausgeführt werden. Seit Beginn der russischen Offensive in der Ukraine im Februar 2022 wurden in dieser Region bereits mehrfach Evakuierungen angeordnet.
Quelle: ntv.de, chr/AFP/dpa