Politik

Perspektiven für gut Integrierte Scholz: "Abschiebepraxis läuft schief"

Der Integrationswillen wird bei Abschiebungen nicht berücksichtigt.

Der Integrationswillen wird bei Abschiebungen nicht berücksichtigt.

(Foto: imago/Jens Jeske)

Ausbildung, Arbeit, Deutschkenntnisse - all das ist nicht entscheidend bei der Frage, ob ein Asylbewerber in Deutschland bleiben darf oder abgeschoben wird. Vizekanzler Olaf Scholz will gut integrierten Migranten mehr Perspektiven geben.

In der Debatte um das Einwanderungsgesetz hat sich Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) für einen sogenannten "Spurwechsel" vom Asylantrag zur Arbeitsmigration ausgesprochen. "Wir reden über Flüchtlinge, die schon länger bei uns leben und gut integriert sind. Die gut Deutsch können, die Arbeit haben. Chefs und Kollegen wollen die oft gerne im Unternehmen behalten. Das sollten wir ermöglichen", sagte Scholz der "Bild am Sonntag".

Die CSU und führende Politiker lehnen eine solche Möglichkeit bislang ab, weil sie fürchten, dass dadurch mehr Asylbewerber nach Deutschland gelockt würden. "Der Einwand ist nicht per se falsch, berücksichtigt aber nicht, dass die Asylverfahren bei uns immer noch viel zu lange dauern", sagte Scholz. Das Instrument des Spurwechsels komme für SPD nur bei einer langen Verfahrensdauer in Frage: "Wir brauchen schnellere und effektivere Verfahren. Das hilft. Wer innerhalb weniger Monaten abgelehnt wird, kann und soll das Land auch wieder verlassen."

Kritik übt Scholz an der Abschiebepraxis: "Da läuft was schief. Es ist unverständlich, dass Leute, die gut integriert sind, arbeiten und ihren Lebensunterhalt verdienen, abgeschoben werden. Das muss sich ändern", sagte der Finanzminister. "In manchen Gegenden scheint es so, dass ausgerechnet Flüchtlinge, die kurz vor dem Abschluss eines Ausbildungsvertrages stehen, abgeschoben werden." Für den Vizekanzler verstoßen solche Abschiebungen gegen die Moral: "Es entsteht so der Eindruck, wer gegen Gesetze verstößt, es oft leichter hat hier zu bleiben, als derjenige, der tüchtig ist. Das verstößt gegen unsere Moralvorstellungen."

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen