"Es ging um Selbstverteidigung" Schütze von Kenosha spricht nach Freispruch
23.11.2021, 09:56 Uhr
Auf den Freispruch des US-Amerikaners Rittenhouse folgten wütende Proteste. Der heute 18-Jährige hatte bei einer Anti-Rassismus-Demo zwei Menschen erschossen. In einem Interview weist er nun den Vorwurf des Rassismus von sich - und bezeichnet sich als Unterstützer von "Black Lives Matter".
Bei Anti-Rassismus-Protesten im US-Bundesstaat Wisconsin erschoss der damals 17-jährige Kyle Rittenhouse mit einem Sturmgewehr zwei Demonstranten, einen dritten verletzte er schwer. Er war damals, im August 2020, in die Stadt Kenosha gefahren, um nach eigenen Angaben Geschäfte vor Plünderungen zu schützen. Die Proteste der Bewegung "Black Lives Matter" (BLM) richteten sich gegen Polizeigewalt und Rassismus - ein weißer Polizist hatte zuvor dem Afroamerikaner Jacob Blake in den Rücken geschossen.
Mehr als ein Jahr später sprach in der vergangenen Woche ein Geschworenengericht in Kenosha den mittlerweile 18-jährigen Rittenhouse vom Vorwurf des Totschlags, des versuchten Mordes und der Gefährdung anderer frei. In mehreren US-Städten kam es daraufhin zu wütenden Demonstrationen.
In einem Interview mit dem Sender Fox News äußerte sich nun Rittenhouse selbst zu dem umstrittenen Urteil. Dabei stritt er ab, dass die Vorfälle etwas mit Rassismus zu tun gehabt hätten, und wiederholte das Argument seines Hauptverteidigers, dem auch die Jury gefolgt war: "Es ging um das Recht auf Selbstverteidigung."
"Ich bin keine rassistische Person. Ich unterstütze die BLM-Bewegung und die friedlichen Demonstrationen", sagte Rittenhouse in der Sendung "Tucker Carlson Tonight". Er unterstütze friedliche Proteste und beklagte eine "unfaire Strafverfolgung."
Galionsfigur der Rechten
Rittenhouse gilt in rechten Kreisen als eine Art Galionsfigur. Dort wurde verbreitet, Rittenhouse sei zu den Protesten gefahren, um dort als Sanitäter zu helfen oder Geschäfte vor Plünderungen zu schützen. Zahlreiche Republikaner, darunter auch der ehemalige US-Präsident Donald Trump begrüßten das Urteil.
Nach dem Urteilsspruch hatte US-Präsident Joe Biden vor Gewalt gewarnt und rief zur Ruhe auf. "Das Urteil in Kenosha wird viele Amerikaner wütend und besorgt machen, mich eingeschlossen, aber wir müssen anerkennen, dass die Geschworenen entschieden haben", erklärte Biden. Er rief alle Demonstranten auf, ihre Meinung friedlich kundzutun. Viele Afroamerikaner werteten das Urteil als bezeichnend für ein Justizsystem, das Minderheiten benachteilige.
Die Anwälte des 18-Jährigen hatten vor Gericht argumentiert, der Jugendliche habe in Notwehr gehandelt, weil er von Demonstranten angegriffen worden sei. Auf Videoaufnahmen war unter anderem zu sehen, wie ein Mann Rittenhouse mit einem Skateboard schlug. Ein von Rittenhouse verletzter Mann räumte vor Gericht ein, selbst eine Waffe auf den Teenager gerichtet zu haben. Die Staatsanwaltschaft erklärte dagegen, Rittenhouse habe die Gewalt als selbsternannter "Hilfspolizist" selbst provoziert. Er hätte nie mit einem Sturmgewehr nach Kenosha reisen dürfen.
Quelle: ntv.de, mbe/AFP