Sobtschak-Botschaft nach Flucht Tochter von Putins Ziehvater steckt in "großen Schwierigkeiten"
31.10.2022, 12:56 Uhr (aktualisiert)
Xenia Sobtschak hofft, dass es sich bei den Vorwürfen um ein Missverstädnnis handelt.
(Foto: picture alliance / Denis Tyrin/AP/dpa)
Als Tochter von Wladimir Putins politischem Mentor genießt Xenia Sobtschak in Russland mehr Freiheiten als andere Oppositionelle. Unter der Woche flüchtet die Journalistin dennoch wegen Erpressungsvorwürfen nach Litauen. Auf Telegram beschwert sie sich nun über Witze, Verschwörungstheorien und Lügen.
Die prominente russische TV-Moderatorin und frühere Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak hat sich nach ihrer Flucht aus Russland gemeldet und eingeräumt, dass sie in "großen Schwierigkeiten" steckt. "Ich bin nicht mehr so oft bei Telegram wie sonst, weil alle meine Gedanken bei meinen Liebsten sind, von denen ich abgeschnitten bin, und natürlich bei meinen Mitarbeitern, die abgeschnitten sind von der Welt und ihren Familien", schreibt die 40-Jährige in einem längeren Telegram-Beitrag. "Ja, ich stecke in Schwierigkeiten. Offenbar in großen Schwierigkeiten."
Sobtschak hatte Russland Anfang der Woche verlassen und war über Belarus nach Litauen geflüchtet. Hintergrund sind Vorwürfe, sie sei in einen "Erpressungsfall von besonders großem Ausmaß" verwickelt, auf die sie in ihrem Beitrag nicht weiter eingeht. Ihr Wohnsitz wurde aus diesem Grund am Mittwochmorgen durchsucht, der kaufmännische Leiter und ein früherer Chefredakteur ihres Medienunternehmens Attention Media wurden festgenommen.
Nach ihrer Flucht hatte Sobtschak die Vorwürfe zurückgewiesen. Es handele es sich um den Versuch, Druck auf ihr Medienunternehmen auszuüben, schrieb sie bei Telegram. "Es ist klar, dass es sich um einen Angriff auf meine Redaktion handelt, die letzte freie Redaktion in Russland, die unter Druck gesetzt werden musste." Die 40-Jährige hatte den russischen Angriff auf die Ukraine auf ihrem erfolgreichen Youtube-Kanal in den vergangenen Monaten mehrfach kritisiert.
"Ist es in Ordnung, Lügen zu verbreiten?"
Auch in ihrem jüngsten Telegram-Beitrag kritisiert sie, dass im russischen Fernsehen und in der russischen Presse derzeit viele Unwahrheiten und Lügen über sie und ihr Team verbreitet werden. "Zwei junge Burschen könnten bis zu 15 Jahre ins Gefängnis gehen", regt sich Sobtschak auf. "Ist es für Sie in Ordnung, vor diesem Hintergrund Witze, Vermutungen, Verschwörungstheorien und Lügen zu verbreiten?"
Die Journalistin ist die Tochter von Anatoli Alexandrowitsch Sobtschak, der in den 1990er-Jahren als Bürgermeister von St. Petersburg politischer Mentor von Kremlchef Wladimir Putin war. Lange genoss sie daher in Russland mehr Freiheiten als andere Oppositionelle. Kurz nach ihrer Flucht meldete das russische Wirtschaftsportal RBC unter Berufung auf eine Quelle im russischen Innenministerium, dass Sobtschak - anders als zuerst berichtet - doch nicht zu den Verdächtigen in dem angeblichen Erpressungsfall gehört.
Hoffen auf ein Missverständnis
Laut russischen Medien sollen ihr kaufmännischer Leiter und der frühere Chefredakteur von Attention Media gemeinsam Geld vom Vorstandschef des russischen Technologieunternehmens Rostec für gefällige Berichterstattung verlangt haben. Auf Telegram schrieb Sobtschak nach ihrer Flucht, dass sie nicht verstehe, inwiefern Rostec und sein Chef in den Fall verwickelt sein sollen. Sie hoffe, dass es sich um ein Missverständnis handele, das schnell aufgeklärt werden könne.
Sobtschak hatte 2018 bei der Wahl für die russische Präsidentschaft gegen Wladimir Putin kandidiert. Beobachter warfen ihr damals vor, sich habe sich vom Kreml instrumentalisieren lassen, um der Wahl einen Anschein von Wettbewerb zu geben.
(Dieser Artikel wurde am Sonntag, 30. Oktober 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, chr