"Alte, langsame Schildkröte" Trump drängelt bei FDA wegen Impfstoffzulassung
11.12.2020, 22:59 Uhr
Trump trat in seiner Amtszeit selten präsidial auf und wird schnell ausfallend, wenn es nicht so läuft, wie er es wünscht.
(Foto: picture alliance/dpa/AP)
Die FDA hindere ihn daran, Leben zu retten - soweit die Sicht des scheidenden US-Präsidenten Trump auf das Zulassungsverfahren für den Corona-Impfstoff von Biontech und Pfizer. Massiv übt Trump Druck aus, beleidigt die Behörde auf Twitter. Sein Nachfolger Biden ist um Schadensbegrenzung bemüht.
US-Präsident Donald Trump hat die Arzneimittelbehörde FDA in rabiatem Ton zu einer sofortigen Zulassung von Corona-Impfstoffen aufgefordert. FDA-Chef Stephen Hahn solle "die verdammten Impfstoffe JETZT" rausbringen, schrieb Trump bei Twitter. "Hören Sie auf, Spiele zu spielen, und fangen Sie damit an, Leben zu retten!!!" Die FDA bezeichnete der Präsident als "große, alte, langsame Schildkröte".
Die "Washington Post" berichtete, Trumps Stabschef Mark Meadows habe Hahn zum sofortigen Rücktritt aufgefordert, falls nicht noch heute ein Impfstoff zugelassen werde. Demnach beschleunigte die FDA in der Folge ihre Prozedur, um die für Morgen geplante Notfallzulassung für den Corona-Impfstoff des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Pharmapartners Pfizer vorzuziehen.
Vertrauen in Impfstoff könnte sinken
Eine bei der FDA angesiedelte unabhängige Impfkommission hatte gestern Abend eine Notfallzulassung für den Impfstoff empfohlen. Eine offizielle Zulassung der FDA wurde binnen kurzer Zeit erwartet, mit den Impfungen könnte schon am Montag begonnen werden. Bereits am vergangenen Dienstag hatte die Arzneimittelbehörde erklärt, sie stufe den Impfstoff als sicher und wirksam ein.
Trump hatte die schnelle Entwicklung von Corona-Impfstoffen zum Hauptziel seiner Politik im Umgang mit der tödlichen Pandemie gemacht. Experten befürchten, mit Druck auf die Zulassungsbehörden könnte der Präsident das Vertrauen in künftige Impfstoffe untergraben.
Der gewählte US-Präsident Joe Biden warb um eben jenes Vertrauen in die Wirkstoffe. Die Entwicklung und Zulassung der Impfstoffe verlaufe "ohne politische Einflussnahme", sagte der 78-Jährige in seiner Heimatstadt Wilmington.
Die USA sind zahlenmäßig das am schwersten von der Corona-Krise betroffene Land weltweit: Seit Beginn der Pandemie wurden bereits mehr als 15,7 Millionen Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus nachgewiesen, mehr als 293.000 Menschen starben. Allein am Mittwoch und Donnerstag registrierten die USA jeweils mehr als 3000 Corona-Tote binnen eines Tages.
Quelle: ntv.de, joh/AFP