Zwei Grenzenübergänge schließen UN-Sicherheitsrat gefährdet Syrienhilfe
11.01.2020, 19:58 Uhr
1,4 Millionen Menschen im Nordosten Syriens sind auf medizinische Hilfe angewiesen, die bislang über die Grenze ins Land kam. Durch eine UN-Resolution ist diese in Gefahr.
(Foto: picture alliance/dpa)
"Syrer werden sterben", warnen die USA vor den Folgen einer Resolution des UN-Sicherheitsrats. Zwei Grenzübergänge nach Syrien sollen für Hilfsgüter geschlossen werden. 1,4 Millionen Menschen könnten ohne medizinische Hilfe dastehen.
Ein Beschluss des UN-Sicherheitsrats gefährdet das Überleben vieler Menschen im Nordosten Syriens. Harsch kritisieren UN-Botschafter und Hilfsorganisationen das Gremium. Der Rat hatte sich am Wochenende darauf geeinigt, zwei von vier Grenzübergängen nach Syrien für Hilfslieferungen zu schließen. "Syrer werden sterben als Folge dieser Resolution", sagte die US-Botschafterin Kelly Craft zu dem Beschluss. Er sei "völlig unzulänglich für die Bedürfnisse des syrischen Volkes".
Zunächst blockierte Russland im Sicherheitsrat wochenlang, dass überhaupt entschieden wurde, wie künftig Hilfsgüter die Notleidenden in syrischen Oppositionsgebieten erreichen. Bisher war es den UN durch eine Resolution des mächtigsten Gremiums der UN erlaubt, über vier Grenzübergänge Hilfe in Landesteile zu bringen, die Baschar al-Assads Regime nicht unter Kontrolle hat. Assad lehnt die Hilfe für Oppositionelle kategorisch ab. Daher ist die Resolution notwendig, um auch ohne seine Einwilligung die Grenze zu überschreiten und Hilfe in diese Regionen zu bringen.
Die Resolution galt jedoch nur für ein Jahr und lief am Freitag aus. Russland - als Verbündeter Assads - wollte zukünftig statt der bisherigen vier nur noch zwei Übergänge offen halten. Moskau weigerte sich darum, die bestehende Resolution zu verlängern. Mit dem Kompromiss knickt der Rat vor der russischen Forderung ein. Zwei Übergänge - von Jordanien und vom Irak aus - werden für Hilfe dicht gemacht, zwei zwischen Syrien und der Türkei bleiben offen.
1,4 Millionen ohne medizinische Hilfe
Vor allem der irakische Übergang nach Syrien Al Jarubija war jedoch entscheidend für die medizinische Versorgung der Menschen im Nordosten des Landes. "Morgen werden 1,4 Millionen Menschen im Nordosten Syriens aufwachen und nicht wissen, ob sie weiterhin medizinische Hilfe erhalten werden, die sie dringend brauchen", sagte Deutschlands UN-Botschafter Christoph Heusgen. Der Kompromiss sei zu einem "sehr hohen Preis" erreicht worden.
Da die oppositionellen Regionen von Regierungsgebieten umgeben sind, haben Hilfslieferungen keine Alternative, um sie zu erreichen. Die Menschen sind davon abhängig, dass Hilfe über die Grenze zu ihnen kommt. Aus Sicht der deutschen Hilfsorganisation "Medico International" ist der Kompromiss "eine Katastrophe", sagte Nahost-Koodinator Till Küster. Für die 1,4 Millionen Notleidenden im Nordosten gebe es keinen Plan B.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die Notsituation am Samstag während ihres Treffens mit Präsident Wladimir Putin angesprochen. Sie hoffe, sagte sie später, "dass wir noch einen weiteren humanitären Übergang bekommen, in Richtung Nordosten Syriens - da gibt es auch Bereitschaft, Gespräche weiter zu führen".
Quelle: ntv.de, fni/dpa