TV-Duell über Katzen und Lecter Harris und Trump beginnen mit einem Handschlag - dann wird's wild
11.09.2024, 03:19 Uhr
Der Handschlag sollte die einzig nette Geste bleiben.
(Foto: REUTERS)
In Philadelphia treffen Kamala Harris und Donald Trump zum ersten und wahrscheinlich einzigen TV-Duell vor der US-Präsidentschaftswahl im November aufeinander. Persönlich sind sich die beiden Kandidaten noch nie begegnet. Es beginnt zivilisiert, wird aber schnell schmutzig.
Knapp zwei Monate vor der US-Präsidentschaftswahl standen sich Kamala Harris und Donald Trump in der Nacht bei ihrem ersten und wahrscheinlich einzigen TV-Duell gegenüber - und lieferten sich nach einem ruhigen Beginn einen oftmals hitzigen Schlagabtausch. Bei ihrem ersten persönlichen Aufeinandertreffen in Philadelphia reichten sich die beiden Kandidaten zu Beginn die Hand. Harris ging auf Trump zu und stellte sich als "Kamala Harris" vor.
Die eigentliche Debatte begann anschließend mit einer Wirtschaftsfrage: Geht es den Amerikanern besser als vor vier Jahren? "Donald Trump hat uns die schlimmste Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression hinterlassen", sagte Harris. Trump warf der Demokratin seinerseits vor, "eine Marxistin" zu sein. Schnell unterstellten sich beide gegenseitig, keinen Plan von guter Wirtschaftspolitik zu haben.
Hannibal Lecter, Katzen und Solarparks
Abenteuerlich wurde es bei der Debatte erstmals nach einer knappen halben Stunde beim Thema Grenzschutz und Einwanderung. Trump wiederholte den Vorwurf seines Vizekandidaten J.D. Vance, wonach in Springfield im US-Bundesstaat Ohio illegale Einwanderer aus Haiti die Hunde und Katzen der Anwohner essen. Die Moderatoren der Debatte wiesen ihn darauf hin, dass sie bei den Behörden der Stadt nachgefragt hätten, ob ihnen solche Vorfälle bekannt seien: nein.
Wenig später fiel erstmals in der US-Geschichte der Name des Hollywood-Kannibalen Hannibal Lecter bei einer Präsidentschaftsdebatte. Trump hatte den Serienmörder aus "Das Schweigen der Lämmer" zuletzt mehrfach auf seinen Wahlkampfreden erwähnt und Beobachtern damit Rätsel aufgegeben. Nun war es allerdings Harris, die die Filmfigur einbrachte. Die Demokratin ermutigte die Zuschauer, eine Wahlkampfveranstaltung von Trump zu besuchen, um sich ein Bild anderer "absurder Aussagen" des Milliardärs machen zu können, etwa, dass Windräder angeblich Krebs verursachen. Gleichzeitig warnte sie: Viele Menschen würden die Veranstaltungen wegen "Erschöpfung und Langeweile" vorzeitig verlassen.
Trump sprang auf die Vorwürfe an. Der Milliardär redete nicht mehr über illegale Einwanderung, sondern entgegnete pikiert, dass erst gar keine Menschen zu Harris' Wahlkampfveranstaltungen gehen würden. Dann warnte er tatsächlich vor erneuerbaren Energien, allerdings nicht Windrädern, sondern Solarparks: Diese würden sehr viel Platz benötigen, sagte Trump. Das sei schlecht für die Wüsten.
"Es fällt ihm schwer"
Anschließend lenkten die Moderatoren das Gespräch auf die Anerkennung von Wahlergebnissen. Trump behauptete, er habe so viele "Fakten und Statistiken", die belegen, dass die Wahl 2020 von den Demokraten um Präsident Biden gestohlen wurde. "Ich habe fast 75 Millionen Stimmen erhalten, die meisten Stimmen, die ein amtierender Präsident jemals erhalten hat", sagte Trump. Für weitverbreiteten Wahlbetrug konnten Trump und seine Anhänger vor Gericht allerdings keinerlei Beweise vorlegen. Diese Prozesse habe er aufgrund von Verfahrensfehlern verloren, sagte Trump.
Harris holte bei dem Thema erneut zu einer persönlichen Attacke aus: "Donald Trump wurde von 81 Millionen Menschen gefeuert", sagte die Vizepräsidentin mit Blick auf die Stimmen, die Joe Biden 2020 erhielt. "Es fällt ihm offensichtlich schwer, das zu verarbeiten."
Beim nächsten Thema, den Kriegen in Israel und der Ukraine, folgten die nächsten Angriffe: "Ich bin als Vizepräsidentin der Vereinigten Staaten um die Welt gereist, und die führenden Politiker der Welt lachen über Donald Trump", sagte Harris. "So viele führende Militärs haben mir gesagt, dass Sie eine Schande sind", erklärte sie ebenfalls.
Trump verteidigte sich mit Verweis auf den umstrittenen ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban. Dieser meine, dass die Vereinigten Staaten ohne ihn, Trump, verloren seien. Der Republikaner wiederholte außerdem seine Behauptung, dass er die Kriege schnell beenden würde, sagte aber nicht, wie. "Wenn Donald Trump Präsident wäre, säße Putin jetzt in Kiew", erwiderte Harris. Putin würde Trump "zum Mittagessen verspeisen".
Trump ignoriert die Frauen
US-amerikanische Zuschauer der Debatte merkten zwischenzeitlich online an, dass Trump in seinen Antworten wiederholt von Biden, nicht Harris sprach. Der Milliardär schaute seine Kontrahentin auch nicht an. Dies blieb nicht unbemerkt: "Es ist wichtig, den ehemaligen Präsidenten daran zu erinnern, dass er nicht gegen Joe Biden antritt, sondern gegen mich", sagte Harris.
Die Demokratin war nicht die einzige Frau, die von Trump auf der Bühne ignoriert wurde. Der Milliardär sprach oder schaute die Moderatorin der Debatte, Linsey Davis, ebenfalls nicht an. Seine Antworten richtete Trump ausschließlich an den Moderator David Muir.
Minutiös festgelegte Regeln
Die Regeln für das TV-Gefecht wurden minutiös festgelegt. Das Mikrofon wurde für den Kandidaten stumm geschaltet, der nicht an der Reihe war. Für ihre Antworten hatten Harris und Trump jeweils zwei Minuten Zeit, zwei Minuten wurden für eine Replik zugestanden. Die Kontrahenten standen jeweils hinter einem Podium und bekamen dort lediglich einen Stift, einen Schreibblock und eine Flasche Wasser. Zuschauer warem in Philadelphia nicht anwesend.
Harris und Trump liegen in Umfragen in etwa gleichauf. Beide sind darum bemüht, vor allem unentschlossene Wählerinnen und Wähler für sich gewinnen. Unmittelbar nach dem Ende des TV-Duells sprach sich Harris' Wahlkampfteam für eine zweite Runde aus. "Das hat Spaß gemacht", schrieb ihr Sprecher Brian Fallon auf X. "Lasst uns das im Oktober nochmal machen." Bisher gibt es keine Pläne für ein zweites Aufeinandertreffen.
Quelle: ntv.de, chr/dpa/rts