Klimakonferenz in Dubai Der moralische Zeigefinger ist mal wieder in Stellung gebracht
30.11.2023, 14:06 Uhr Artikel anhören
Die UN-Klimakonferenz "COP28" startet an diesem Donnerstag und soll am 12. Dezember enden.
(Foto: dpa)
Passend zum Start der UN-Klimakonferenz in Dubai benennen Kritiker den vermeintlichen "Elefant im Raum": Wie kann die COP28 ausgerechnet in dem Land stattfinden, das zu den größten Erdöl-Exporteuren der Welt zählt? Eine Antwort darauf: Genau deswegen.
Bleibt man der guten alten Weisheit "das Übel an der Wurzel packen" treu, müsste Dubai selbst aus Sicht von Kritikern genau der richtige Ort sein, um all das "Braun" in mehr "Grün" zu verwandeln.
Stattdessen zeigen sich Organisationen wie Greenpeace "zutiefst beunruhigt" darüber, dass der Industrieminister der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), Sultan Ahmed al-Dschaber, zum Leiter der Konferenz erkoren wurde. Warum? Zum Beispiel, weil al-Dschaber gleichzeitig auch Chef des staatlichen Ölkonzerns ADNOC ist. Hier sehen Kritiker einen Widerspruch. Letztlich ginge es dem Sultan und damit den VAE in erster Linie darum, ihr Geschäft profitabel zu halten.
Dass der Konzern - wie in der Regel alle Konzerne - vorhat weiter zu wachsen, ist unbestritten. Dass die VAE von ihren massiven Öl-Exporten enorm profitieren, gehört ebenfalls zur Wahrheit. Doch was könnte unserer Erde Besseres passieren, als ein Land, das zu den größten Öl-Riesen weltweit zählt, zum Ausrichterland einer Konferenz zu machen, die sich die Rettung des Klimas zum Ziel gesetzt hat? Die VAE stehen damit in einer besonderen Verantwortung. Und auch die Klimaziele des Golfstaates sind besonders: Bis 2050 wollen die Vereinigten Arabischen Emirate klimaneutral werden. Ohne Zweifel ein ehrgeiziges Vorhaben. Aber immerhin: Mehr als 40 Milliarden Dollar haben die Emirate bereits in Erneuerbare Energien investiert. Tendenz steigend. Wasser auf die Mühlen? Vielleicht. Vielleicht auch nicht.
Die VAE mögen sich durch ihre Öl-Exporte zu einem der reichsten Länder der Welt katapultiert haben. Doch grundsätzlich gilt: Wo Bedarf, da auch Nachfrage. Deutschland zählte 2022 zu den zehn größten Erdölverbrauchern der Welt. Zwar sind die VAE keiner unserer Hauptlieferanten. Das ändert aber nichts daran, dass wir hierzulande hohe Mengen Öl importieren, um unsere Industrie und Wirtschaft am Laufen zu halten. Als eine der erfolgreichsten Industrienationen der Welt sind wir zwangsläufig Teil eines klimaunfreundlichen Rohstoff-Clubs, bestehend aus Anbietern und Abnehmern. Welches Land also wäre denn ein angemessener Ausrichter der diesjährigen UN-Klimakonferenz gewesen?
Auch die erhobenen Anschuldigungen der BBC werden von Kritikern als Argument genutzt, um die VAE als Ausrichterland zu kritisieren. Demnach sollen die Vereinigten Arabischen Emirate auf der Klimakonferenz offenbar neue Öl-Deals beschließen wollen. Spannende Fragen hierbei: Mit welchen Ländern werden diese Deals denn geschlossen? Und gehen wir mit diesen Staaten ebenso kritisch ins Gericht?
So oder so: Der grüne Zeigefinger sollte - wie bei so vielen Themen unserer Zeit - beweglich bleiben.
Quelle: ntv.de