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Nordrhein-WestfalenLandesregierung informiert über Polizeischuss auf Mädchen

28.11.2025, 03:31 Uhr
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Der eskalierte Polizeieinsatz gegen eine Zwölfjährige in Bochum erreicht die Politik. Die NRW-Landesregierung soll erklären, wie es zu dem Schuss auf das Mädchen kam.

Bochum (dpa/lnw) - Der Schuss auf ein zwölfjähriges Mädchen bei einem Polizeieinsatz in Bochum wird am Freitag (8.30 Uhr) Thema im nordrhein-westfälischen Landtag. In einer gemeinsamen Sondersitzung beschäftigen sich der Innenausschuss und der Familienausschuss heute mit dem Einsatz.

Neben Innenminister Herbert Reul (CDU) soll Familienministerin Josefine Paul (Grüne) berichten. SPD und FDP wollen von der Landesregierung unter anderem wissen, wie sich die beteiligten Behörden im Vorfeld über das Mädchen ausgetauscht haben.

Innenminister Reul: Bodycams nicht eingeschaltet

Die Zwölfjährige war bei dem Einsatz in der Nacht zum 17. November am Bauch getroffen und mit zunächst lebensgefährlichen Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden.

Die Ermittler gehen davon aus, dass das Mädchen die Beamten zuvor angegriffen hatte. Der Schuss aus der Dienstwaffe sei erst gefallen, als sich die Zwölfjährige mit zwei Messern in den Händen unmittelbar vor den Polizisten befunden habe, hatten Polizei und Staatsanwaltschaft betont. Kurz zuvor seien der Mutter des Mädchens Handschellen angelegt worden. Innenminister Reul hatte zuletzt schon gesagt, dass die Bodycams der Polizisten beim Einsatz nicht eingeschaltet waren.

Der Anwalt des Mädchens, Simón Barrera González, kritisierte die Darstellung der Polizei als voreilig und manipulativ. Polizei und Staatsanwaltschaft versuchten mit ihrer "aggressiven Pressearbeit", die aus seiner Sicht fragwürdige Darstellung zu prägen, der Beamte habe aus Notwehr geschossen. Nachdem er mit der Familie gesprochen habe, gehe er nicht davon aus, dass es einen unmittelbar bevorstehenden Angriff des Mädchens gegeben habe. Die Polizei habe vielmehr bestehende Rückzugsmöglichkeiten nicht genutzt, so der Vorwurf des Anwalts.

Zwölfjährige brauche lebenswichtige Medikamente

Zu dem Einsatz war es gekommen, weil die Zwölfjährige in ihrer Wohngruppe in Münster vermisst wurde und zu ihrer Mutter nach Bochum gefahren war. Weil das Mädchen lebenswichtige Medikamente einnimmt, waren nach Angaben der Ermittlungsbehörden vier Beamte mitten in der Nacht dorthin gefahren.

Besonders schwierig könnte der Einsatz auch dadurch gewesen sein, dass nach Angaben der Polizei sowohl die Zwölfjährige als auch die Mutter gehörlos sind. Ob und wie überhaupt eine Kommunikation zwischen den Einsatzkräften und den beiden Gehörlosen möglich war, sollte nach Angaben der Polizei ermittelt werden. Ein Gebärdendolmetscher sei bei dem Einsatz nicht dabei gewesen.

Quelle: dpa

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