Nordrhein-WestfalenSo viele Patienten wie nie zuvor in Notaufnahmen registriert

In NRW haben rund 3,4 Millionen Menschen 2024 die Notaufnahmen aufgesucht - so viel wie in keinem anderen Bundesland. Und die Zahlen sind stark angestiegen.
Wiesbaden/Düsseldorf (dpa/lnw) - Im vergangenen Jahr sind in Krankenhäusern in Nordrhein-Westfalen rund 3,4 Millionen ambulante Notfälle behandelt worden. Das waren deutlich mehr als im Jahr zuvor mit gut 2,9 Millionen Fällen, wie aus Daten des Statistischen Bundesamts hervorgeht. Noch deutlicher fiel der Zuwachs im Vergleich zum Jahr 2018 aus, als die ambulanten Notfall-Behandlungen in Kliniken erstmals erfasst worden waren - und bei damals knapp 2,4 Millionen Notfällen in NRW lagen.
Unterschiede in den Bundesländern sind groß
Deutschlandweit waren 2024 rund 13 Millionen ambulante Notfälle in Krankenhäusern registriert worden - ein Anstieg um fünf Prozent gegenüber dem Vorjahr und der höchste Wert seit dem Jahr 2018. Die meisten Fälle gab es 2024 in NRW als dem bevölkerungsreichsten Bundesland - deutlich noch vor Bayern (1,9 Millionen) und Baden-Württemberg (1,6 Millionen).
Schaut man auf die Quote, so kamen in NRW auf 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner 188 ambulante Notfall-Behandlungen. Deutschlandweit waren es durchschnittlich rund 156 Fälle in den Notfallambulanzen.
Experten aus der Praxis sehen große Probleme
Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, nannte die Entwicklung "dramatisch." Im Westdeutschen Rundfunk kritisierte er, weil das Versorgungsangebot im niedergelassenen Bereich zunehmend schwerer zugänglich werde, müssten Krankenhäuser immer häufiger einspringen. "Dabei suchen auch Menschen die Klinik auf, obwohl bei ihnen kein Notfall vorliegt."
Ähnlich schilderte die Krankenhausgesellschaft NRW im WDR, dass Kliniken mitunter "natürliche Anlaufstelle" geworden seien. Ein Grund: Im ländlichen Raum etwa im Sauerland und in Ostwestfalen seien viele Arztsitze nicht mehr besetzt.
Nach Ansicht der Deutschen Stiftung Patientenschutz "kratzen die Zahlen nur an der Oberfläche." Unbeantwortet bleibe, "warum Patienten in die Notaufnahme kommen und ob sie vorher beim Arzt waren", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. "Auch sind die soziokulturellen Hintergründe der hilfesuchenden Menschen unbekannt. Erst wenn diese Fragen geklärt sind, können Steuerungsmechanismen in der ambulant-ärztlichen Versorgung entwickelt werden."