Reise

US-Rentner für immer im Urlaub Ecuador ist ein Auswanderer-Paradies

Ecuador hat ein schönes Klima und ist für US-amerikanische Rentner derzeit besonders attraktiv.

Ecuador hat ein schönes Klima und ist für US-amerikanische Rentner derzeit besonders attraktiv.

(Foto: imago/Westend61)

Ein angenehmes Klima und niedrige Lebenshaltungskosten machen Ecuador zu einem absoluten Auswanderer-Hotspot. Vor allem für US-Amerikaner ist es das ideale Dauer-Urlaubsziel - und die sind auch ohne Sprachkenntnisse willkommen.

Jim sitzt in einem Café in Cotacachi und studiert Angebote für Baumaterialien. Der Rentner aus Michigan, USA, lebt seit mehr als sechs Jahren in der ecuadorianischen Kleinstadt, etwa anderthalb Stunden nördlich der Hauptstadt Quito. Jüngst hat der ehemalige Architekt ein Haus gekauft, das er renovieren möchte. "Als ich vor elf Jahren zum ersten Mal zu Besuch hierher kam, war Cotacachi verschlafen. Heute ist die Stadt voller Leute", erzählt der 65-Jährige.

Das Handwerkerstädtchen, umgeben von malerischen Andengipfeln und bekannt für seine Lederwaren, hat sich im vergangenen Jahrzehnt zu einem begehrten Alterssitz für Rentner entwickelt. Vor allem US-Amerikaner lassen sich hier nieder. Das Café im Zentrum ist ein beliebter Treffpunkt für Auswanderer, es wird fast ausschließlich Englisch gesprochen. Nach Schätzungen der Verwaltung leben aktuell bis zu 800 Ausländer in der 11.000-Einwohner-Stadt. Exakte Zahlen gibt es nicht, weil sich die Senioren nicht registrieren müssen. Viele pendeln nach eigenen Angaben zwischen ihrer neuen Wahlheimat Ecuador und den USA.

Das ganze Jahr Frühling

Besucher in Quito.

Besucher in Quito.

(Foto: imago/imagebroker)

Die steigende Beliebtheit begann im Jahr 2009 und fällt mit der Finanz- und Wirtschaftskrise in den USA zusammen, berichtet die ecuadorianische Anthropologin María Amelia Viteri in einer Studie. Angeheizt wurde die Zuwanderung von der US-amerikanischen Zeitschrift "International Living": Sie kürte Ecuador in den vergangenen Jahren immer wieder zu einem von drei internationalen Top-Zielen für den Ruhestand. Als ausschlaggebende Kriterien gelten dabei die frühlingshaften Temperaturen um die 20 Grad das ganze Jahr über, die Gesundheitsversorgung, die Vergünstigungen für Rentner und die niedrigen Lebenshaltungskosten. Ein Paar kommt laut einem aktuellen Bericht mit knapp 1700 Dollar monatlich gut über die Runden.

Neben der drittgrößten Stadt Cuenca im Süden des Landes rührte die Zeitschrift "International Living" vor allem für Cotacachi die Werbetrommel. Die Kleinstadt machte in den Nullerjahren international Schlagzeilen, gewann mit ihrem indianischen Bürgermeister Auki Tituaña (1996-2009) vom Volk der Kichwa mehrere Preise für die Beteiligung der Bevölkerung an politischen Prozessen. US-amerikanische Rentner allerdings suchen in Cotacachi in erster Linie einen komfortablen Lebensstil für wenig Geld, hat Anthropologin Viteri herausgefunden. Vor allem Menschen aus der Arbeiterklasse hätten sich in der Kleinstadt angesiedelt.

Amerikaner machen Dauerurlaub

Auch für Robert aus South Carolina war der finanzielle Aspekt mitentscheidend. "Wäre ich in den USA in Rente gegangen, hätte ich trotzdem arbeiten müssen. Hier kann ich gut leben und gut essen", sagt der ehemalige Sicherheitsmann, während er sich in einem Restaurant Truthahn mit Kartoffelbrei schmecken lässt. Fünf Jahre lang hat sich der 62-Jährige akribisch auf seinen Ruhestand im Ausland vorbereitet, mit Hilfe von Magazinen und Internetforen informiert.

"Mit dem Visum hatte ich keine Probleme", sagt er. Und tatsächlich ist die dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung mit einer Mindestrente von 800 Dollar monatlich oder einer Investition von 25.000 Dollar recht einfach zu bekommen - trotz der häufig antiamerikanischen Rhetorik des linksgerichteten Präsidenten Rafael Correa. Nach drei Amtszeiten tritt er bei den Wahlen Mitte Februar nicht noch einmal an.

Neuankömmlinge fühlen sich willkommen

Robert kam vor rund zehn Monaten allein nach Cotacachi, ohne Spanischkenntnisse, und hat dennoch schnell Kontakte geknüpft. "Ich fühle mich hier willkommen", betont er. Die Landbevölkerung sieht die Präsenz der Ausländer kritischer. "Es gibt keine wirkliche Integration", klagt Marco Yepez, Abgeordneter des Gemeindeparlaments. Die Amerikaner würden Grundstücke kaufen, Wasser und Strom nutzen, sich aber nicht in die Gemeinde einbringen. "Das sorgt in den Dörfern für Unmut", erklärt er. Viele der Zugezogenen bevorzugten abgeschlossene und gesicherte Wohnviertel.

Dem Migrations- folgte ein Immobilienboom, der die Preise explodieren ließ. Ländereien, die ursprünglich mit knapp 10.000 Dollar bewertet wurden, stehen für knapp 40.000 Dollar zum Verkauf. Dies bedroht nach Einschätzung des spanischen Sozialwissenschaftlers Jordi Gascón die landwirtschaftliche Produktion, die hauptsächlich von den Ureinwohnern betrieben wird. Die Stadt kündigte an, den Verkauf stärker regulieren zu wollen.

An den hohen Preisen seien die Verkäufer selbst schuld, sie wollten von der Nachfrage profitieren, meint hingegen der ehemalige Bürgermeister Auki Tituaña. Die ausländischen Rentner beflügelten die heimische Wirtschaft, schafften neue Arbeitsplätze. Auch Jim sieht die Renovierung seines Hauses als wirtschaftliche Chance. Die neu entstehenden Wohnungen will er an andere Auswanderer oder Touristen vermieten.

Quelle: ntv.de, sgu/epd

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