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Exotin bei der Ski-WM 18-Jährige fegt für Kenia die Piste hinab

Die 18-jährige Sabrina Simader ist bei der Ski-WM eine gefragte Interview-Partnerin.

Die 18-jährige Sabrina Simader ist bei der Ski-WM eine gefragte Interview-Partnerin.

(Foto: imago/Eibner Europa)

Sie kämpft nicht um Medaillen und doch erregt Sabrina Simader in St. Moritz die Aufmerksamkeit der Zuschauer. Die 18-Jährige nimmt als erste Kenianerin an einer alpinen Ski-WM teil. Dabei hätte ein schwerer Schicksalsschlag ihre Karriere fast verhindert.

8,68 Sekunden Rückstand. Letzter Platz. Kein Grund, verrückt zu spielen. Oder doch? Am Abend nach dem Super-G der Ski-WM in St. Moritz ist Sabrina Simader einigermaßen erschöpft. Jeder hat etwas von ihr wissen wollen, genau genommen: alles. Im Ziel marschierte sie tapfer die lange Reihe der Fernsehstationen ab, Schweiz, Österreich, Italien, Frankreich, USA und so weiter, "ich hab' bestimmt schon 35 Interviews gegeben", sagt sie mit einem sanften Lächeln. "Nur das deutsche Fernsehen", wirft ihr Betreuer schmunzelnd ein, "wollte nichts."

Sabrina Simader hat Ambitionen.

Sabrina Simader hat Ambitionen.

(Foto: picture alliance / Michael Kappe)

8,68 Sekunden Rückstand sind eine ganze Menge, aber nur auf den ersten Blick. Für Sabrina Simader ist es ein Anfang. Als erste Kenianerin hat sie bei alpinen Ski-Weltmeisterschaften ein Rennen bestritten, und wer im Super-G starten darf, der muss schon verdammt gut fahren können. Sabrina Simader ist viel, viel mehr als eine bessere Hobby-Skifahrerin. Sie hat Ambitionen. Die Olympischen Spiele 2018, sagt sie, "sind mein großes Ziel". Im März reist sie freilich erst mal ins schwedische Åre, zur Junioren-WM. Sie ist erst 18 Jahre alt.

Sabrina Simader ist eine Exotin. Wegen ihrer Hautfarbe. Und weil sie aus Kenia stammt. Aber das ist dann auch schon alles. "Exotin? Den Begriff mag ich nicht so", sagt sie, denn: "Ich bin ja in den Bergen groß geworden." In den österreichischen Bergen wohlgemerkt, genauer: in St. Johann am Wimberg. Dorthin war sie im Alter von drei Jahren gezogen, Mutter Sarah hatte einen Österreicher geheiratet, Josef Simader. Der Stiefvater wurde zum liebenden und geliebten Adoptivvater. Er war ein ausgezeichneter Skiläufer, und: Er besaß selbst einen kleinen Skilift.

Training mit den Großen beflügelt

Der sportliche Werdegang von Sabrina war also vorgezeichnet, oder? "Früher war es mir immer viel zu kalt", sagt sie - natürlich in bestem Deutsch mit oberösterreichischem Einschlag. Das änderte sich - und wie: Im Alter von zehn Jahren zog sie mit der Mutter nach Haus in Ennstal, besuchte die naheliegende Ski-Hauptschule in Schladming, gewann die steirischen Meisterschaften im Super-G, im Riesenslalom und in der Kombination. "Vielleicht", sagte Adoptivvater Josef zu Freunden, "wird die Sabrina die erste kenianische Skiläuferin bei Olympischen Spielen."

Ein Schicksalsschlag hätte fast dazu geführt, dass Sabrina Simader ihre Träume hätte ad acta legen müssen. Im Juni 2012 starb der geliebte Stiefvater - Herzinfarkt während einer Untersuchung in einer Arztpraxis. Sabrina verlor die Lust am Skifahren. Es waren die Mutter und ihr Trainer Christian Reif, die sie auffingen, motivierten, der damals 14-Jährigen neuen Lebensmut gaben. Reif ist mittlerweile Trainer, Servicemann und Betreuer in einem. Der Fernsehsender Sky, die Bergbahnbetriebe Planai und ein Ernährungs- und Fitnessunternehmen leisten finanzielle Unterstützung. "Ich will mich Schritt für Schritt entwickeln", sagt Simader. Dabei hilft ihr, dass sie, dem österreichischen Skiverband sei Dank, ab und an bei den ganz Großen mittrainieren darf, bei Marcel Hirscher, bei Hannes Reichelt oder der neuen Super-G-Weltmeisterin Nicole Schmidhofer.

Deren Erfolg am Dienstag, betont Sabrina, "ist eine unglaubliche Motivation für mich." In St. Moritz will sie sich über die Qualifikationsrennen noch für den Riesenslalom und den Slalom in der kommenden Woche qualifizieren. Dann soll auch ihr Fanklub vom SSV St. Johann wieder vor Ort sein. In der Ergebnisliste des Super-G war der letzte Platz übrigens der 39. Gar nicht so schlecht für den Anfang. Lindsey Vonn zum Beispiel kam gar nicht ins Ziel.

Quelle: ntv.de, Thomas Häberlein und Marco Mader, sid

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