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Erfolgscoach auf dem Absprung? DEB droht großes Unglück im Glück

Toni Söderholm bescherte dem deutschen Eishockey große Momente.

Toni Söderholm bescherte dem deutschen Eishockey große Momente.

(Foto: imago images / ActionPictures)

Das deutsche Eishockey steht international so gut da wie seit vielen Jahren nicht mehr. Zwei erfolgreiche, teils begeisternde Turniere liegen hinter dem Nationalteam. Doch es gibt Sorgen um den Architekten dieses Erfolgs: Der Nationaltrainer ist ein gefragter Mann, nicht nur beim Verband.

Die Gegenwart ist prächtig, die Zukunft fraglich. Deutschlands erfolgreichste Teamsport-Auswahl der vergangenen Jahre blickt nicht nur mit Vorfreude auf die Olympischen Winterspiele im Februar in Peking, sondern auch mit Sorgen auf die nächsten Monate. Eishockey-Bundestrainer Toni Söderholm, der den Olympia-Zweiten von 2018 nach zwei begeisternden WM-Turnieren mit Rang vier in diesem Jahr als Krönung endgültig in der Weltspitze etablierte, könnte den DEB 2022 verlassen. Auch wenn die Nationalspieler ihren Coach nach dem Gewinn des Deutschland Cups am Sonntag in Krefeld beknieten, seinen nach der WM im Mai in Helsinki auslaufenden Vertrag zu verlängern, so sprach am Wochenende relativ wenig dafür.

Allen Beteiligten schien zu dämmern, dass der 43 Jahre alte Finne nur schwer zu halten sein wird. "Natürlich wünschen wir uns, dass er unser Trainer bleibt", sagte Deutschland-Cup-Kapitän Marco Nowak von der Düsseldorfer EG. "Aber wir wissen natürlich auch, wie gut er ist." Und damit begehrt. Dem Vernehmen nach zieht es Söderholm in die NHL. Dort durfte er kürzlich bei den Florida Panthers hospitieren und, vom DEB gebilligt, dafür gar einen Bundestrainer-Lehrgang schwänzen.

"Ich stehe unter keinem Druck"

Selbst wenn es kurzfristig nichts mit einem der begehrten Trainerposten in der besten Liga der Welt wird, dürften etliche europäische Top-Klubs Söderholm mit Kusshand nehmen - üppigeres Gehalt als beim Deutschen Eishockey-Bund inklusive. "Dass der Toni begehrt ist, freut uns, das zeichnet auch die Arbeit bei uns aus", formulierte Sportdirektor Christian Künast diplomatisch. In den kommenden Wochen sollen erneut Gespräche mit dem Finnen folgen - und bestenfalls eine zeitnahe Übereinkunft. "Spätestens nach Olympia sollte man entscheiden", sagte DEB-Präsident Franz Reindl am Rande des Deutschland Cups.

Darüber lächelte Söderholm nur müde. "Ich stehe unter keinem Druck. Es ist wichtig, dass wir uns mehr Zeit nehmen als zu wenig Zeit. Dass wir einfach alles im Blick haben", sagte Söderholm, der die Trainerbühne Olympia abwarten will. Bei den Winterspielen im Februar ist eine erneute Medaille angesichts der Rückkehr der NHL-Stars zu Olympia zwar vermessen. Doch dürfte auch Deutschland mit dem sportlich besten Aufgebot der vergangenen Jahrzehnte in Peking auflaufen.

"Überragende Truppe bei Olympia"

Top-Stürmer Leon Draisaitl (Edmonton) und Torhüter Philipp Grubauer (Seattle) verkörpern längst Weltklasse, Abwehrtalent Moritz Seider (Detroit) ist auf dem besten Weg dorthin. Hochkarätige Talente wie Tim Stützle (Ottawa) oder Lukas Reichel (Rockford/AHL) haben ihr Olympia-Ticket sicher, und auch daheim ist das Angebot an international guten Spielern in der Söderholm-Ära gestiegen.

"Du hast jetzt eine Tiefe im Kader, die es dem Bundestrainer unheimlich schwierig macht", sagte Nowak. 67 Spieler hat Söderholm auf der Olympia-Liste - genug für zweieinhalb Aufgebote. Das Angebot ist durch den beeindruckenden Auftritt in Krefeld nicht gerade kleiner geworden. Obwohl Söderholm bewusst auf etliche Stammkräfte verzichtete, die ihr Ticket für Peking sicher haben dürften, zeigte auch das Deutschland-Cup-Aufgebot wieder, was Söderholms Teams seit drei Jahren stets auszeichnet: Mannschafts- und Kampfgeist, Mut, Selbstvertrauen und eine kontinuierliche Leistungsentwicklung. "Bei Olympia wird es eine überragende Truppe, egal wer dabei ist", bekräftigte Nowak. "Wir können da Erfolge feiern."

Fraglich ist, wie es strukturell danach weitergeht. Sollte Söderholm den nächsten Karriereschritt machen wollen, droht ein sportlicher Rückschritt.

Quelle: ntv.de, Carsten Lappe, dpa

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