Ewan gewinnt 3. Etappe Die Tour produziert das nächste Sturzdrama
31.08.2020, 18:07 Uhr
Der Franzose Anthony Perez war der Pechvogel der dritten Etappe der Tour de France 2020.
(Foto: picture alliance/dpa)
Auf der dritten Etappe der Tour de France holt sich der australische Sprinter Caleb Ewan den Tagessieg. Der Franzose Julian Alaphilippe verteidigt das Gelbe Trikot. Die Geschichte des Tages aber ist die des Franzosen Anthony Perez. Und die ist sehr bitter.
Großer Auftritt der "Pocket Rocket": Der Australier Caleb Ewan hat mit einem herausragenden Slalom-Manöver das vom Pech verfolgte Team Lotto-Soudal für einen rabenschwarzen Start in die 107. Tour de France entschädigt. Das 1,65 Meter kleine Kraftpaket raste im Massensprint der dritten Etappe von Nizza nach Sisteron zum Sieg - und ließ auch seinen verletzt abgereisten Teamkollegen John Degenkolb jubeln.
Mit Risiko und dem nötigen Können verwies Ewan den Iren Sam Bennett (Deceuninck-Quick Step) und den Italiener Giacomo Nizzolo (NTT) auf die Plätze. Eine schöne Entschädigung für das Lotto-Soudal-Team, nachdem am ersten Tag Ewans prominente Kollegen John Degenkolb und Philippe Gilbert aus Belgien das Rennen nach Sturzverletzungen verlassen hatten. Als bester Deutscher erreichte Jonas Koch (CCC) auf dem 13. Rang das Ziel.
Das Gelbe Trikot trägt weiterhin Julian Alaphilippe. Der französische Publikumsliebling vom Team Deceuninck-Quick Step, der die Gesamtführung am Vortag erobert hatte, erreichte das Ziel mit dem Hauptfeld. Die deutsche Klassement-Hoffnung Emanuel Buchmann (Ravensburg) liegt weiter voll im Soll und hat bislang keine Zeit auf seine größten Rivalen verloren.
Erster sturzfreier "Sprint royal"
Nach dem scharfen Start formierte sich schnell eine französische Dreiergruppe, die zunächst das Geschehen der Etappe bestimmte. Mit dabei war auch Benoit Cosnefroy (AG2R), der Träger des Bergtrikots. An den ersten beiden gewerteten Anstiegen des Tages sammelte der 24-Jährige weitere Punkte für die Sonderwertung. Später setzte sich Jerome Cousin (Total-Direct Energie) als Solist ab - und startete ein aussichtsloses Unterfangen.
Das Hauptfeld ließ es in der Verfolgung lange ruhig angehen, das Durchschnittstempo war für eine Tour-Etappe vergleichsweise niedrig. Dennoch bestand nie eine realistische Chance auf einen Erfolg Cousins.
Im Finale ergab sich der erste sturzfreie "Sprint royal" dieser Tour de France. Ewan wurde von seinem Zug, zu dem auch Anfahrer Roger Kluge zählt, gut in Position gebracht. Auf den letzten Metern fand Ewan geschickt die Lücken, wie im Slalom suchte er den Weg an die Spitze - und vollendete meisterlich. Nach etwas mehr als einer Stunde im Sattel hatte einsetzender Starkregen am Col du Pilon das Leben für die Fahrer erschwert. Das wechselhafte Wetter blieb auch in der Folge ein steter Begleiter. Die Abfahrten im hügeligen Gelände nahm das Feld nach der Sturzserie auf der ersten Etappe mit Vorsicht.
Pechvogel Perez
Weitere schwere Unfälle blieben dennoch nicht aus: Der französische Radprofi Anthony Perez ist zum großen Pechvogel geworden. Der 29-Jährige vom Team Cofidis gewann als Mitglied einer dreiköpfigen Ausreißergruppe die ersten beiden Bergwertungen der Etappe und hätte damit das gepunktete Trikot des besten Kletterers übernommen - rund 70 km vor dem Ziel stürzte Perez aber dann. Bei dem Crash mit 58 km/h krachte er in einer Abfahrt nach rund 120 Kilometern in ein Teamfahrzeug. Die Tour ist für ihn mit einem Bruch des linken Schlüsselbeins vorbei. Um das Bergtrikot zu erhalten, hätte er die Etappe beenden müssen.
Am morgigen Dienstag schlägt nun die Stunde der Gesamtfavoriten. Auf der vierten Etappe wartet die erste Bergankunft. 160,5 km lang ist der Tagesabschnitt, der das Feld von Sisteron zum Skigebiet Orcieres-Merlette führt. Im 7,1 km langen und im Durchschnitt 6,7 Prozent steilen Finale könnte aber ein Ausreißer seine Flucht krönen.
Quelle: ntv.de, ter/sid