Sport

Wer beerbt Thomas Bach? Die sehr seltsame Geheimhaltungspraxis des IOC

Für Thomas Bach wird ein Nachfolger gesucht.

Für Thomas Bach wird ein Nachfolger gesucht.

(Foto: dpa)

Maximale Geheimhaltung, keine Rückfragen gestattet: Die sieben Anwärter für die Nachfolge von IOC-Präsident Thomas Bach haben in Lausanne einen bizarren Wahlkampf exerziert. Die wesentlichen Vorstellungen der Bewerber sind allerdings schon länger bekannt.

Dass Sebastian Coe die Dinge gern anders handhabt als Thomas Bach, ist hinlänglich bekannt. Und so konnte der Lord und Leichtathletik-Weltverbandspräsident auch dem Wahlkampfmodus für die IOC-Präsidentschaft nicht viel abgewinnen. "Ich halte das für einen unproduktiven Vorgang", sagte Coe. Wahlkampf lebe auch von der Auseinandersetzung, betonte der Brite, der im März gern zum Nachfolger seines einstigen Athletenfreundes Bach gewählt werden würde.

Was Coe tun konnte, war lediglich: einen Monolog halten. Die IOC-Regeln wollen es so. Ob Coes Kampagne also Erfolgsaussichten hat? Das bleibt schwierig zu beurteilen, denn beim einzigen offiziellen Wahlkampftermin am heutigen Donnerstag in Lausanne waren die Möglichkeiten der sieben Bewerber arg beschnitten. Die Präsentation vor den IOC-Mitgliedern fand hinter verschlossenen Türen statt. Technische Geräte waren im Raum nicht zugelassen, nichts sollte an die Öffentlichkeit dringen. Nachfragen waren nicht gestattet - obwohl die große Mehrzahl der 110 Mitglieder aus aller Herren Länder in die Schweiz gereist war.

Sebastian Coe hat große Ambitionen beim IOC.

Sebastian Coe hat große Ambitionen beim IOC.

(Foto: IMAGO/AFLOSPORT)

Die Präsidentschaftsanwärter hatten insgesamt 15 Minuten Zeit, in Monologen für sich zu werben. Anschließend ging es für sie jeweils zehn Minuten lang vor 30 handverlesene Medienvertreter. Die Reihenfolge wurde ausgelost, es traten nacheinander Prinz Feisal al-Hussein (61/Jordanien), David Lappartient (51/Frankreich), Johan Eliasch (62/Großbritannien/Schweden), Juan Antonio Samaranch Junior (65/Spanien), Kirsty Coventry (41/Simbabwe), Coe (68/Großbritannien) und Morinari Watanabe (65/Japan) auf.

Keine inhaltlichen Überraschungen

Die Fragen der Journalisten zielten vor allem darauf ab, wie die Kandidaten die Zukunft Russlands im Weltsport sehen oder welche Visionen sie bezüglich Klimawandel und Digitalisierung für das IOC und die Olympischen Spiele haben. Aber eben auch: Wie sie zu diesem eigentümlichen Wahlkampfmodus stehen. Die wesentlichen Vorstellungen der Bewerber sind allerdings schon länger bekannt: Die "Wahlprogramme", die sogenannten Manifestos, hatten die Anwärter für die Nachfolge von Bach, der im Juni turnusmäßig nach zwei Amtsperioden und zwölf Jahren abtreten wird, bereits im Dezember veröffentlicht.

Kirsty Coventry wäre die erste Frau an der IOC-Spitze.

Kirsty Coventry wäre die erste Frau an der IOC-Spitze.

(Foto: Pool via REUTERS)

Inhaltliche Überraschungen bei den kurzen Pressegesprächen blieben entsprechend aus. Der Ski-Weltverbandspräsident und schwerreiche Unternehmer Eliasch etwa verwies erwartbar stolz auf seinen "Track Rekord" in der Businesswelt, Samaranch will bei der Vergabe kommender Spiele wieder raus aus dem Hinterzimmer und - wie unter seinem Vater einst - eine finale Abstimmung über mehrere Bewerber einführen. Watanabe wiederum glaubt daran, dass das Gros der Mitglieder eine "Revolution durch Veränderung" wünscht - und er mit seiner Idee von gleichzeitigen Spielen auf fünf Kontinenten echte Chancen hat.

Coe darf wohl zum Favoritenkreis gezählt werden, ebenso Coventry, die als erste Frau die Ringe-Organisation anführen würde. Auch der forsche IOC-Aufsteiger Lappartient und Samaranch werden gehandelt. Die Entscheidung über die Zukunft an der Spitze des IOC fällt bei der Präsidentschaftswahl im Rahmen der 144. Session in einem Luxusresort auf der griechischen Halbinsel Peloponnes (18. bis 21. März).

Quelle: ntv.de, tno/sid

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen