Formel 1 und Fußball als Vorbild Geplanter Red-Bull-Einstieg löst Beben im Radsport aus
04.01.2024, 18:55 Uhr
Red Bull hat bereits einzelne Radsportler unter Vertrag, etwa Anton Palzer.
(Foto: dpa)
Wo Red Bull in den Sport investiert, soll unbedingt der große Erfolg herauskommen. Das funktioniert in der Formel 1 und im Fußball bestens. Nun plant der Getränke-Konzern den Großangriff im Radsport. Die Ambitionen dürften riesig sein.
Es begann mit einer unscheinbaren Mitteilung, fast versteckt auf der Website der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde. Bora-hansgrohe, war dort zu lesen, stehe vor einer Mehrheitsübernahme durch Red Bull. Als die Meldung schließlich in die Radsportwelt durchsickerte, löste sie dort gewaltige Turbulenzen aus - denn in der Weltspitze kristallisiert sich ein neuer Player heraus.
Deutschlands bestes Radteam bestätigte die angestrebte Partnerschaft wenig später. Red Bull werde "das Portfolio der bestehenden langjährigen Hauptsponsoren ergänzen, die sich weiterhin langfristig im Team engagieren", hieß es in einer nüchtern formulierten Pressemitteilung. Konkreter: Der Energydrink-Hersteller will 51 Prozent der vom Bora-hansgrohe-Teamchef Ralph Denk geführten RD pro cycling GmbH & Co. KG sowie der RD Beteiligungs GmbH übernehmen.
Denk selbst war auf Anfrage (noch) nicht zu einer Auskunft bereit. Es ist aber durchaus wahrscheinlich, dass der Deal, der zuvor kartellrechtlich geprüft wird, in den kommenden Wochen über die Bühne geht. Und bei Bora-hansgrohe, oder wie das Team zukünftig auch immer heißen mag, eine neue Ära anbricht.
Zweite Plätze? Nicht mit Red Bull!
Bislang verkörperte der Raublinger Rennstall erweiterte Weltspitze, auf die absoluten Topteams um die Dominatoren von Visma-Lease a Bike (früher Jumbo-Visma) fehlten meist ein paar Radlängen. Mit Highlights wie Grand-Tour-Etappensiegen oder dem Giro-Triumph von Jai Hindley allein wird man sich zukünftig wohl nicht mehr zufriedengeben.
Der Blick auf andere Sportarten, in denen Sponsoring-Riese einstieg, lässt erahnen, dass Red Bull auch im Radsport nach ganz oben strebt. Zweite Plätze sind in der Welt des Milliardenkonzerns nicht vorgesehen.
In der Formel 1 beispielsweise ist Red Bull Racing seit Jahren das dominierende Team, verfügt über das beste Auto und in Max Verstappen den talentiertesten Fahrer. Im deutschen Fußball stellte sich ebenfalls schnell Erfolg ein: Zwei Pokalsiege feierte das Leipziger Werksteam in seiner jungen Vereinshistorie, weitere Titel sollen in den kommenden Jahren folgen.
Wohl erheblicher finanzieller Aufstieg
Wie sich das nun verstärkte Engagement im Radsport konkret auswirken wird, wird sich zeigen - spekulieren aber lässt sich schon jetzt vortrefflich. Vorstellbar wäre durch den erheblichen finanziellen Fortschritt zum Beispiel eine Verpflichtung des belgischen Superstars Wout van Aert. Der Klassikerspezialist und wohl weltbeste Allrounder von Visma-Lease a Bike steht bereits als Individualathlet bei Red Bull unter Vertrag - ein Bemühen um den noch bis 2026 an Visma gebundenen van Aert wäre eine logische Konsequenz der neuen Radsport-Ehe.
Beim Team der deutschen Spitzenfahrer Lennard Kämna und Emanuel Buchmann waren die Ambitionen bereits vor der geplanten Red-Bull-Übernahme merklich gestiegen. Es sei "ein Meilenstein" hatte Teamchef Denk im Oktober geschwärmt, als er die Verpflichtung von Primoz Roglic verkündete. Mit dem slowenischen Giro-Sieger will Bora-hansgrohe dieses Jahr den Sieg bei der Tour de France attackieren. Eine Partnerschaft mit Red Bull dürfte bei solch hohen Zielen nicht schaden.
Quelle: ntv.de, ara/sid