Bestes deutsches Tour-Ergebnis Hennig leidet "höllische Schmerzen" für Coup
08.01.2023, 13:22 Uhr
Für Hennig endet eine herausragende Tour de Ski.
(Foto: dpa)
Von den Qualen der letzten, extrem harten Etappe der Tour de Ski gezeichnet, aber glücklich: Katharina Hennig schreibt Langlauf-Geschichte. Sie fährt das beste deutsche Ergebnis jemals ein. Einen Tag nach ihrem Weltcupsieg ist der gnadenlose Anstieg aber "brutal".
Das verpasste Gesamtpodest war für Katharina Hennig ganz schnell abgehakt. Die 26 Jahre alte Olympiasiegerin schleppte sich mit allerletzter Kraft die steile Alpe Cermis hoch, dann war das beste Abschneiden einer deutschen Langläuferin in der Geschichte der Tour de Ski perfekt. "Das war ein toller Abschluss, eine tolle Zugabe: Mit einem fünften Gesamtplatz, den sie über die Ziellinie gerettet hat", sagte Teamchef Peter Schlickenrieder.
Hennig hatte beim finalen Anstieg mit Rampen von bis zu 28 Prozent Steigung zwar den Anschluss an die Weltspitze verloren und im abschließenden Tagesklassement in Val di Fiemme nur Rang 19 belegt. "Das ist ein brutal harter Wettkampf. Es werden höllische Schmerzen", hatte Hennig schon vor dem Start gesagt. "Es war einfach nur anstrengend", sagte sie nach der letzten von sieben Etappen: "Ich habe mich gestern schon gefühlt, als würde ich ein bisschen krank werden. Aber ich wollte das nicht herschenken und habe alles riskiert."
Denn der verblüffende und verdiente Massenstart-Sieg am herrlich sonnigen Samstag wirkte auch 24 Stunden später noch nach. "Man hat gesehen, wie sie kämpfen muss. Es ist das beste Ergebnis, das die deutschen Damen je hier eingelaufen haben", sagte Schlickenrieder, der wie Hennig zufrieden und stolz wirkte. Beide hatten schon vor dem traditionellen Finale mit Maximalschwierigkeit von "einer Zugabe" gesprochen. "Ich bin überglücklich. Das hätte ich nicht zu träumen gewagt", sagte die Olympiasiegerin mit einem Lächeln im Gesicht.
Sorge um Gesamtsiegerin
Der Gesamtsieg ging an die im Ziel schwer erschöpfte Schwedin Frida Karlsson vor der Finnin Kerttu Niskanen und der Norwegerin Tiril Udnes Weng. Karlsson brach direkt nach dem Zielstrich zusammen, blieb minutenlang liegen, ehe sich ein Ärzteteam um die 23-Jährige kümmerte. An der Siegerehrung konnte sie nicht teilnehmen. Den Tagessieg sicherte sich die Französin Delphine Claudel. Die Amerikanerin Rosie Brennan zog am Sonntag noch an Hennig vorbei, doch Platz fünf war für die Peking-Goldgewinnerin von 2022 trotzdem mehr als ein Achtungserfolg. Die Oberwiesenthalerin ließ unter anderen die starke Norwegerin Heidi Weng hinter sich - und das, obwohl ihre Teilnahme vor dem Jahreswechsel wegen einer Erkältung lange fraglich war.
Wie Hennig am Samstag Karlsson, Niskanen und Brennan düpierte, erinnerte fast an die großen Momente bei Olympia im vergangenen Februar. Hennig gingen nach dem ersten Sieg im Weltcup selbst die Superlative aus. "Ich bin über, über, überglücklich. Dass das so am Ende ausgeht, hätte ich nicht zu träumen gewagt. Ich hatte große Ziele. Ich bin einfach sprachlos und überglücklich. Besonders, weil meine Familie und mein Freund an der Strecke waren", sagte Deutschlands beste Langläuferin. Ihr wichtigstes Ziel nach dem Triumph war es, "erst mal die Familie zu knuddeln". Sie hatte zugleich eine fast 14 Jahre dauernde Durststrecke beendet. Seit dem Triumph von Claudia Nystad im März 2009 in Falun hatte keine deutsche Langläuferin mehr für einen Einzelsieg gesorgt.
Auch Teamchef Schlickenrieder, der Deutschland im vergangenen Winter zu lange nicht mehr erlebten Erfolgen geführt hatte, war begeistert. "Was sie heute gezeigt hat, war schon einmalig. Dass sie hier ruhig geblieben ist und die Taktik der Trainer befolgt hat, klasse. Das ist ganz großartig, was sie da gemacht hat", sagte der ehemalige Profi. Hinter Hennig in der Weltspitze zeigten auch Pia Fink und Laura Gimmler ordentliche Leistungen. Am Sonntag landete Fink sogar vor Hennig.
Super lief es auch bei den Männern. Der 22-jährige Friedrich Moch verpasste als Vierter des Berganstiegs nur knapp den zweiten Podestplatz seiner Karriere. In der Gesamtwertung verbesserte Moch sich auf den achten Platz und sorgte für das beste deutsche Männer-Ergebnis seit 2009/10. Norwegens Dominator Johannes Hoesflot Klaebo hat sich zum dritten Mal den Gesamtsieg gesichert. Dafür reichte dem 26-Jährigen ein sechster Platz im Tagesklassement. Klaebo hatte zuvor sechs Etappen gewonnen und damit für einen Rekord gesorgt. Den Tagessieg holte sich Klaebos Landsmann Simen Hegstad Krüger vor Hans Christer Holund. Die beiden komplettieren hinter Klaebo auch das Gesamtpodium des bedeutenden Langlauf-Events.
Quelle: ntv.de, ara/sid/dpa