DHB-Star geht nach Dänemark Juri Knorr schimpft über deutschen Umgang mit Sportlern
14.09.2024, 07:02 Uhr
Hat der Schiedsrichter hier das Outfit von Juri Knorr angesprochen?
(Foto: IMAGO/wolf-sportfoto)
Nationalspieler Juri Knorr, der die Handball-Bundesliga am Saisonende in Richtung Dänemark verlässt, wünscht sich weniger Schablonen-Denken in Deutschland. Das Outfit eines Sportlers sei nicht alles, beklagt der Silbermedaillengewinner von Paris.
Handball-Star Juri Knorr hat den Umgang mit Topsportlern in Deutschland kritisiert. Nach Ansicht des Rückraumspielers vom Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen werde die moralische Messlatte in der deutschen Sportwelt sehr hoch gehängt.
"Es werden bestimmte Anforderungen an Personen des öffentlichen Lebens gestellt, das vorgefertigte Bild muss passen - und wenn das irgendwann nicht mehr der Fall sein sollte, wird relativ schnell kritisiert beziehungsweise geurteilt", sagte Knorr in einem Interview des "Mannheimer Morgen". So werde beispielsweise "darüber debattiert, in welchem Outfit ein Fußballer zur deutschen Nationalmannschaft kommt. Da frage ich mich, ob das wirklich wichtig ist", sagte der 24-Jährige.
Knorr selbst hatte während der Corona-Pandemie ebenfalls mit der Öffentlichkeit zu kämpfen. Nach einer überstandenen Infektion im November 2020 hatte er sich entschlossen, sich nicht impfen zu lassen. In der Folge verpasste er die Handball-Europameisterschaft und sah sich massiver Kritik ausgesetzt. "Das war keine einfache Phase für mich", hatte er etwa ein Jahr später gesagt. Man habe ihn unter anderem als "Kimmich des Handballs bezeichnet", hatte er im April 2022 erzählt: "Das hat mich nicht unberührt gelassen, das gebe ich zu."
Knorr drängt nicht ins Rampenlicht
Weitere zwei Jahre später ist im September 2024 die Welt eine andere. Die Pandemie ist längst vergessen. Die Olympischen Spiele in Paris haben zu einer kleinen Handball-Euphorie in Deutschland geführt. Knorr selbst spüre eine große Popularität in Deutschland, die nach dem Gewinn der Silbermedaille mit der DHB-Auswahl bei den in Paris noch zugenommen habe. "Die Aufmerksamkeit ist rasant gestiegen", berichtete Knorr. Er freue sich zwar "über jeden, der ein Trikot mit meinem Namen trägt, der ein Autogramm haben oder ein Bild mit mir machen möchte. Das weiß ich sehr zu schätzen", sagte der Spielmacher. Er sei aber "nicht der Typ, der das alle drei Tage braucht."
Daher werde er den Hype auch nicht vermissen, wenn er im Sommer 2025 zum dänischen Topclub Aalborg HB wechselt. "In Dänemark werde ich vermutlich für die breite Masse nicht ganz so interessant sein. Und ich glaube, ein bisschen weniger Scheinwerferlicht tut mir auch mal ganz gut", sagte Knorr. Der Wechsel nach Aalborg biete ihm nicht nur die Chance auf eine Weiterentwicklung und regelmäßige Teilnahme an der Champions League, sondern auch private Vorteile. Er sei damit näher an seiner Heimatstadt Bad Schwartau und habe dadurch die Möglichkeit, "mehr Zeit mit meinen Großeltern, Eltern, meiner Schwester und meinen Freunden zu verbringen."
Quelle: ntv.de, sue/dpa