Auftakt der VierschanzentourneeRaimund knallt in Oberstdorf-Quali mächtig einen raus, Geiger mit "Griff ins Klo"

Die deutschen Skispringer gehen schwer gebeutelt in die Vierschanzentournee. Zum Auftakt aber zeigt Deutschlands Bester Philipp Raimund aber in der Qualifikation bärenstarke Form. Altmeister Karl Geiger erlebt dagegen erneut ein Desaster.
Achtungserfolg für Philipp Raimund, schwere Schlappe für Karl Geiger: Der fünfmalige Skisprung-Weltmeister hat den Auftakt der Vierschanzentournee vermasselt und muss beim ersten Springen in Oberstdorf zuschauen. Geiger kam in der Qualifikation nicht über 106,5 Meter hinaus und landete damit auf Rang 53. Raimund dagegen beendete die Qualifikation auf Platz zwei. Um ein Haar hätte es zum dritten deutschen Qualisieg in Oberstdorf seit 2000 gereicht, dies war zuletzt nur Andreas Wellinger (2021) und Richard Freitag (2017) gelungen.
"Das ist ein Satz mit X, das ist ziemlich bitter. Das muss man aufrecht hinnehmen, es hilft nix. Es schmeckt schon eher sauer, die ganze Pille", sagte Geiger in der ARD. In der Interviewzone fügte der 32-Jährige frustriert an: "Das war ein sauberer Griff ins Klo. Es ärgert mich richtig." Der Lokalmatador verpasst erstmals seit 2013 den Wettkampf auf seiner Heimschanze.
Auch Kraft stürzt ab
Raimund hingegen nährte vor 15.500 Zuschauern die Hoffnung auf den ersten deutschen Tournee-Gesamtsieg seit 24 Jahren. Der 25-Jährige sprang 132,5 Meter und musste sich nur dem slowenischen Topfavoriten Domen Prevc geschlagen geben, der 139,5 Meter weit flog. Dritter wurde Titelverteidiger Daniel Tschofenig aus Österreich. "Das war phänomenal. Es ist wunderbar und fühlt sich einfach mega schön an", sagte der 25-Jährige nach einer starken Qualifikation in seiner Heimat Oberstdorf. "Es ist wunderbar, so viele Leute hier zu haben. Und dann noch gute Sprünge zu machen, ist halt gleich doppelt so geil", sagte er in der ARD.
Neben Raimund sind auch Felix Hoffmann (12.), Pius Paschke (21.), Andreas Wellinger (39.), Constantin Schmid (44.) und Luca Roth (46.) für das Finale der besten 50 Athleten an diesem Montag (16.30 Uhr/ARD und Eurosport) qualifiziert. Wellinger wirkte mit seinem 117-Meter-Satz nicht zufrieden, schaffte es im Gegensatz zu Geiger aber in den Wettbewerb. "Das tut uns allen in der Seele weh", sagte Ex-Springer Sven Hannawald über Geiger.
Die Topfavoriten erlebten Licht und Schatten: Während der im Gesamtweltcup führende Prevc überragte, musste sich Ryoyu Kobayashi mit Rang sieben begnügen. Der Japaner kann die Tournee zum vierten Mal gewinnen. Der Österreicher Stefan Kraft kam nicht über den 33. Platz hinaus.
Schon um die Mittagszeit und bei herrlichem Sonnenschein hatten tausende Menschen die Partymeile im Kern des malerischen Örtchens im Allgäu gesäumt. Die WM-Arena von 2021 soll am Montag ausverkauft sein. Auf Oberstdorf folgt das Neujahrsspringen am 1. Januar in Garmisch-Partenkirchen. Der bislang letzte deutsche Gesamtsieger bei der Tournee war Hannawald im Jahr 2002.