Knallharte Absage an Ex-Fahrer "Kein Mehrwert": Formel 1 verweigert Team die Aufnahme
31.01.2024, 20:50 Uhr
Michael Andretti darf frühstens 2028 auf einen Einstieg in die Formel 1 hoffen.
(Foto: AP)
Es wird vorerst nichts mit einem Einstieg von Ex-Rennfahrer Michael Andretti in die Motorsport-Königsklasse. Nach einer eingehenden Untersuchung senkt die Formel 1 knallhart den Daumen. Die Verantwortlichen stellen die Konkurrenzfähigkeit eines elften Teams infrage.
Nach monatelanger Prüfung hat die Formel 1 dem Start eines Andretti-Rennstalls in der Formel 1 schon im kommenden Jahr eine klare Absage erteilt. Anders als der Automobil-Weltverband Fia, der die Hoffnungen des ehemaligen Rennfahrers Michael Andretti befeuert hatte, kam die Formel-1-Spitze zu dem Schluss, dass ein elftes Team der Rennserie ab dem kommenden Jahr keinen Nutzen bringen würde. "Unser Bewertungsprozess hat ergeben, dass die Existenz keinen Mehrwert für die Meisterschaft darstellen würde", hieß es in der Begründung. Für 2028 stehe die Türe aber weiter offen.
Anfang Oktober hatte das Projekt des früheren US-Rennfahrers Michael Andretti die Zustimmung des Automobil-Weltverbandes FIA erhalten. Von den zehn bestehenden Teams gab es damals aber ablehnende Reaktionen, sie befürchten finanzielle Einbußen - der Neuling müsse schon für deutlich höhere Erlöse sorgen. Das Formel-1-Management (FOM) teilt diese Sichtweise, hat aber auch noch andere Bedenken. "Die wichtigste Art und Weise, wie ein neuer Teilnehmer einen Wert haben kann, ist seine Wettbewerbsfähigkeit. Wir glauben nicht, dass der Antragsteller wettbewerbsfähig wäre", hieß es im Schreiben.
Andretti würde eher von Formel 1 profitieren
Der Name Andretti habe bei Formel-1-Fans zwar einen gewissen Bekanntheitsgrad, "unsere Forschungen zeigen aber, dass die Formel 1 der Marke Andretti eher einen Wert bringen würden, als umgekehrt", erklärte die Führung der Rennserie. Dabei hatte Andretti bereits Bilder eines Wagens im ehemaligen Toyota-Windkanal in Köln veröffentlicht. Dort wurde seit Oktober am Design gearbeitet.
Die Formel 1 begründete die Entscheidung auch mit der großen Motoren-Regelreform ab 2026. Einen Wagen und Motor für nur das Jahr 2025 zu bauen und damit konkurrenzfähig zu sein, um dann bereits für 2026 einen komplett neuen Antrieb herzustellen, wurde als praktisch aussichtslos bewertet. In zwei Jahren werden die Motoren zur einen Hälfte Verbrenner und zur anderen elektrisch sein, zudem sollen sie mit 100 Prozent nachhaltigem Kraftstoff betrieben werden.
Einstiegsmöglichkeit erst in vier Jahren?
Eine Möglichkeit zum Einstieg sieht die Formel 1 für Andretti noch, aber erst in vier Jahren. Dann will General Motors in der Rennserie als eigenständiger Motorenlieferant mit Andretti kooperieren. Als der US-Autobauer dies angekündigt hatte, hatte sich Fia-Präsident Mohammed bin Sulayem erfreut gezeigt. "Die Präsenz der amerikanischen Kultmarken Andretti und GM stärkt die langfristige Nachhaltigkeit des Sports", hatte er betont. Der Chef des Internationalen Automobilverbandes ist ein Befürworter weiterer Einsteiger, sein Verband hatte der Andretti-Bewerbung auch Grünes Licht gegeben.
Die derzeitigen Teams sahen die Pläne von Beginn an skeptisch. Sie müssten die Erlöse dann mit einem weiteren Rennstall teilen. Aktuell muss ein Neueinsteiger praktisch als Ausgleich rund 189 Millionen Euro Aufnahmegebühr zahlen, die unter den bestehenden Teams verteilt werden. Die Rennställe drängen aber darauf, diese Zahlung deutlich zu erhöhen.
Quelle: ntv.de, tno/dpa/sid