Spannung bis zur letzten KurveNorris wehrt Verstappen-Attacke ab und ist Formel-1-Weltmeister

Der Formel-1-Weltmeister 2025 heißt Lando Norris. Im spannenden Saisonfinale in Abu Dhabi behält der McLaren-Pilot die Nerven und kommt als Dritter ins Ziel. Das reicht, um Rennsieger Max Verstappen in der Gesamtwertung ganz knapp hinter sich zu halten.
In einem irren Dreikampf-Finale hat sich Lando Norris zum ersten Mal zum Formel-1-Weltmeister gekrönt. Trotz Attacke-Kurs seines McLaren-Teamkollegen Oscar Piastri und des souveränen Siegs von Titelverteidiger Max Verstappen beim Saisonfinale in Abu Dhabi rettete Norris einen Vorsprung von gerade mal zwei Punkten im Klassement ins Ziel.
Der dritte Platz hinter Verstappen und Piastri reichte dem 26-Jährigen für den ersten Fahrer-Titel seiner Karriere, er ist der 35. Champion in der Geschichte der Motorsport-Königsklasse. Hollywood-Schauspielerin Ana de Armas winkte den Thriller mit der Zielflagge ab.
Norris beendete damit die Weltmeister-Ära von Red-Bull-Star Verstappen, die 2021 auf dem Yas Marina Circuit begonnen hatte. Der 28 Jahre alte Niederländer hatte den WM-Kampf in diesem Jahr eigentlich schon aufgegeben, verpasste den fünften Triumph nacheinander aber bei seinem achten Saisonsieg - einer mehr als Norris - letztlich knapp. Hätte Norris nur Platz vier belegt, wäre Verstappen erneut der Champion gewesen.
Piastri überrascht mit Reifenwahl und Kampflinie
Es herrschte Hochspannung schon das gesamte Wochenende. Hier der abgeklärt-aggressive Titelverteidiger, der nach einem 104-Punkte-Rückstand Ende August auf Platz eins und seiner Liste von Erfolgen nichts zu verlieren hatte. Da die beiden Stallrivalen Norris und Piastri, die sehr viel zu verlieren hatten. Ein solches Dreikampf-Finale hatte die Formel 1 seit 2010 nicht mehr erlebt, als Sebastian Vettel vom Gesamtrang drei zum WM-Titel im Red Bull gerast war.
Um 17.03 Uhr Ortszeit gingen zum letzten Mal die Roten Ampeln in dieser Saison aus. Im Gegensatz zu seinen beiden Rivalen fuhr Piastri auf der härtesten Reifenmischung los, Verstappen und Norris auf der mittleren Mischung. Hieß auch: Piastri würde später zum ersten Reifenwechsel reinkommen. Verstappen verteidigte Platz eins, Norris blieb dahinter, aber Piastri machte umgehend Druck.
Der Australier, dessen Manager Mark Webber 2010 gegen Vettel zu den WM-Verlierern gehört hatte, fuhr volle Kampflinie. Ob das von den Teambossen so gedacht war? Piastri zog es durch, überholte Norris außen. Er sei nicht wirklich überrascht gewesen, behauptete McLarens Geschäftsführer Zak Brown bei Sky Sports UK. Zwischenfazit nach dem Nervenauftakt: "So weit, so gut, nicht komfortabel."
Norris trotzt Tsunodas bestraftem Manöver
Platz drei würde Norris auch noch zum Titel reichen, aber von hinten drängte eine Weile Charles Leclerc im Ferrari. Der Monegasse, der selbst seit Jahren vergeblich dem Titel hinterherjagt, kam aber nicht nah genug ran, um zu überholen. In Runde 17 fuhr Norris zum Boxenstopp: 2,1 Sekunden und die neuen Reifen waren drauf. Das ging fix. Er kam auf Rang neun zurück auf die Strecke, machte schnell Plätze gut, ehe er hinter Verstappens Teamkollege Yuki Tsunoda hing.
Die Red-Bull-Strategie-Abteilung um Hannah Schmitz hatte wie bei Piastri harte Reifen draufziehen lassen beim Japaner zu Beginn. "Ich weiß, was ich zu tun habe, lasst mich in Ruhe", funkte der Japaner genervt an die Box. Als Norris überholen wollte, überreizte Tsunoda aber komplett. Er fuhr nach links und rechts und drängte Norris fast ins Gras. Die Strafe folgte schnell: In seinem letzten Rennen für Red Bull bekam er fünf Sekunden aufgebrummt.
McLaren ließ Piastri mit den harten Reifen weiter draußen, Verstappen kam aber immer näher ran - trotz des Reifenwechsels. Der Australier sollte auf den Mediumreifen am Rennende noch mal Druck machen. Norris kam mittlerweile schon zum zweiten Mal zum Reifenwechsel - McLaren reagierte auf den Boxenstopp von Leclerc. Fast zur gleichen Zeit überholte Verstappen Piastri, der Australier war damit virtuell raus aus dem WM-Rennen. Er gab aber nicht auf und fragte die Box, wie sie das Rennen gewinnen wollen.
Die Frage war: Würde Piastri noch von der Box aufgefordert werden, zur Sicherheit Norris vorbeizulassen? Verstappen hatte so viel Zeit, zu fragen, ob Leclerc noch an den Briten rankommen würde. Das schaffte der Monegasse nicht mehr und Norris überquerte als neuer Weltmeister die Ziellinie nach 58 Runden.