Hackentor beendet Nouris Horror Hertha siegt sich aus dem Klinsmann-Chaos
15.02.2020, 19:06 Uhr
Schön und wichtig: Mit der Hacke besorgte Winter-Neuzugang Matheus Cunha bei seinem Hertha-Debüt den Siegtreffer.
(Foto: dpa)
Nach der gewaltigen Klinsmann-Erschütterung und diversen Nachbeben muss Hertha BSC in Paderborn wieder Fußball spielen. Das gelingt, beim Bundesliga-Schlusslicht feiern die Berliner einen wichtigen Dreier im Abstiegskampf, der für Interismscoach Alexander Nouri mehr ist als ein Sieg.
Die rund 1600 mitgereisten Hertha-Fans ließen ihre Mannschaft minutenlang hochleben, der unter kuriosen Umständen zum Berliner Interimstrainer beförderte Alexander Nouri klatschte nach dem erlösenden 2:1 (1:0) beim Bundesliga-Schlusslicht SC Paderborn jeden seiner Spieler ab. Am Ende einer Chaos-Woche, die Jürgen Klinsmann mit seinem geräuschvollen Rücktritt ausgelöst hatte, stimmte bei der Alten Dame zumindest das Sportliche.
Nouri lobte sein Team für die Leistung angesichts der schwierigen Umstände: "Die Mannschaft hat den Fight hier angenommen, großes Kompliment. Wir hätten das 2:0 früher machen können." Herthas Nationalspieler Niklas Stark äußerte sich bei Sky professionell zum unprofessionellen Klinsmann-Abgang, hinter dem sich das Team nicht habe verstecken dürfen: "Wir müssen trotzdem unseren Job machen. Was geschrieben und gesagt wird, darf auf dem Platz keine Rolle spielen."
Dedryck Boyata (10.) und Winterzugang Matheus Cunha (67.) per Hacke ließen die Ereignisse der turbulenten letzten vier Tage ein wenig in den Hintergrund rücken, verschafften den Hauptstädtern etwas Luft im Abstiegskampf - und beendeten Nouris unrühmliche Horror-Serie von 21 Spielen als Chefcoach ohne Sieg. Joker Dennis Srbeny (51.) hatte für den bemühten SCP zum zwischenzeitlichen Ausgleich getroffen.
Selbstvertrauen für Wochen der Wahrheit
Am Dienstag war der frühere Bundestrainer Klinsmann nach nur 76 Tagen bei der Alten Dame via Facebook-Video völlig überraschend vom Traineramt zurückgetreten - und hatte damit Hertha bloß und im Verein einiges auf den Kopf gestellt. Zum Start in die Wochen der Wahrheit gelang der Hertha dennoch der erste Erfolg nach drei sieglosen Pflichtspielen.
Zusätzlich sammelten die Blau-Weißen Selbstvertrauen für die kommenden Partien gegen die direkten Konkurrenten 1. FC Köln, Fortuna Düsseldorf und Werder Bremen. Paderborn (16 Zähler) bleibt weiter Tabellenletzter, Berlin hat zehn Punkte mehr auf dem Konto. Nouri, zuletzt Co-Trainer unter Klinsmann, war von der "Endgültigkeit" der Entscheidung des Weltmeisters von 1990 "überrascht", versuchte den Fokus in einer chaotischen Woche aber auf das Sportliche zu legen.
Personell hatte Nouri, der erstmals seit November 2018 (damals beim FC Ingolstadt) als Cheftrainer an der Seitenlinie stand, die Qual der Wahl. Einzig Marius Wolf fehlte gesperrt. In der Offensive stürmte erstmals Cunha, der 20-jährige Brasilianer hatte am Freitag die Spielberechtigung erhalten.
Paderborn besser, Hertha treffsicher
Zwar erwischte der SCP vor 14.687 Zuschauern den besseren Start, die frühe Führung gelang aber den Berlinern. Boyata brachte eine weite Flanke von Santiago Ascacibar per Kopf in hohem Bogen im langen Eck unter. Die Hertha gewann an Selbstvertrauen, auch der neue 40-Millionen-Sturm Krzysztof Piatek/Cunha wirbelte immer besser durch die Abwehrreihen der Ostwestfalen.
In der 18. Minute jubelte Cunha über das vermeintliche 2:0, doch Piatek hatte den Ball zuvor mit der Hand berührt - das Tor wurde von Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus (Langenhagen) unter Mithilfe des Videoassistenten aberkannt. Kurz vor dem Pausenpfiff hatte Kai Pröger (45.) die große Chance zum Ausgleich, verzog aber. Nach dem Seitenwechsel machte es Srbeny besser, der aus spitzem Winkel unter kräftiger Mithilfe von Hertha-Torhüter Rune Jarstein traf. Es entwickelte sich ein ausgeglichenes Duell, in dem Cunha (62.) völlig freistehend mit einem lässigen Heber an Leopold Zingerle scheiterte. Wenige Minuten später machte er es dann besser und traf etwas glücklich per Hacke.
Quelle: ntv.de, David Ryborz, sid