"Huh", wir kommen! Island träumt von der WM-Premiere
08.10.2017, 13:56 Uhr
Türkei? Kein Problem.
(Foto: imago/Seskim Photo)
Island ist auf dem besten Wege, sich für die Fußball-WM 2018 in Russland zu qualifizieren. Nach dem 3:0 in der Türkei fehlt nun am Montag nur noch ein Sieg gegen Außenseiter Kosovo. Staatschef Gudni Johannesson ist stolz auf seine Fußball-Wikinger.
Die Chance auf die erste WM-Teilnahme von Islands Fußball-Helden bringt sogar das Staatsoberhaupt aus der Fassung. "Ein großartiger Sieg für unsere Jungs. Noch ist nichts entschieden, aber wir haben unser Schicksal in den eigenen Händen", schrieb Präsident Gudni Johannesson voller Begeisterung bei Facebook. Stürmer Jón Dadi Bödvarsson frohlockte nach dem überraschend deutlichen 3:0 (2:0) in der Türkei: "Es gibt nur noch ein Spiel, natürlich denkt man jetzt sofort an die Weltmeisterschaft."
Im vergangenen Jahr mischten die Nordeuropäer schon die EM in Frankreich auf und stürmten sensationell bis ins Viertelfinale. Tausende Fans hatten mit ihren eingängigen "Huh"-Rufen und Choreografien in den Stadien der Grande Nation für Gänsehautmomente gesorgt - das könnte nun 2018 in Russland erneut passieren. Denn die Isländer führen die Gruppe I vor dem abschließenden Spiel gegen Außenseiter Kosovo am Montag im heimischen Reykjavik an. Die WM-Qualifikation scheint für das Team von Trainer Heimir Hallgrímsson angesichts dieser Ausgangslage nur noch Formsache.
Das Kosovo konnte bisher noch keines seiner neun Spiele gewinnen, hat gerade mal einen Punkt auf dem Konto. Island hat schon deren 19, liegt nach überzeugenden Vorstellungen zwei Zähler vor Kroatien und der Ukraine. "Das ist alles sehr aufregend. Es ist wichtig, dass wir uns jetzt möglichst gut erholen", sagte Bödvarsson. Noch in der Nacht zu Samstag flogen die Isländer aus dem türkischen Eskisehir zurück auf ihre Vulkaninsel im Atlantik. Dort hatten Zehntausende Fans während der EM im Sommer 2016 die Auftritte ihrer Helden vor riesigen Leinwänden gefeiert. Bei der Rückkehr des Teams nach dem Viertelfinal-Aus gegen Gastgeber Frankreich (2:5) hatte es eine riesige Party gegeben.
"Danke, Mister President!"
Ähnliche Bilder dürfte es auch am Montag geben, sollte das Ticket nach Russland tatsächlich gelöst werden. "Alles hängt jetzt vom letzten Spiel ab. Wir glauben daran", sagte Mittelfeldspieler Kári Arnason. Wie viele Isländer dankte auch Staatschef und Edel-Fan Johannesson dem Finnen Pyry Soiri, der mit seinem Tor zum 1:1 dem Gruppenrivalen Kroatien in der 90. Minute jene zwei Punkte raubte, die Island zu Rang eins verhalfen und Kroatiens Coach Ante Cacic den Job kosteten. Torschütze Soiri berichtete, er habe zig freundliche Mitteilungen von unzähligen Isländern erhalten.
Der Stürmer reagierte auf Johannessons unerwarteten Post: "Danke, Mister President!" Die Tageszeitung "Morgunbladid" sah gegen die Türkei "eines von Islands besten Spielen überhaupt", für "Fréttabladid" sei das Team nach den Treffern von Johann Gudmundsson (32. Minute), Birkir Bjarnason (39.) und Kari Arnason (49.) "ganz nah dran" an der WM. Während die große Türkei (79,5 Millionen Einwohner) bei der Endrunde erneut fehlen wird, steht das kleine Island (334.000 Einwohner) kurz vor der nächsten Überraschung. Der bislang größte Erfolg war der Sieg im EM-Achtelfinale gegen England (2:1).
Im Mutterland des Fußballs verdient der Großteil der isländischen Profis sein Geld, der Ex-Hoffenheimer Gylfi Sigurdsson vom FC Everton ist mit einem Marktwert von geschätzten 25 Millionen Euro der bekannteste Spieler. In der Türkei stand auch Alfred Finnbogason vom FC Augsburg in der Startaufstellung, der Stürmer wurde nach 78 Minuten ausgewechselt. "Was für eine Nacht. Wir sind nur noch einen Schritt von unserem Traum entfernt", schrieb der 28-Jährige bei Instagram und postete dazu Jubelbilder.
Quelle: ntv.de, Thomas Wolfer und Thomas Prüfer, dpa