"Ohne sie, wäre ich da" Nur Tochter hält Ukraine-Star noch in England
05.03.2022, 14:00 Uhr
Beim Spiel gegen Peterborough war Zinchenko (l.) noch Kapitän von City.
(Foto: picture alliance / Action Plus)
Für die beiden ukrainischen Fußballer Oleksandr Zinchenko und Andriy Yarmolenko ist an eine Rückkehr in den Alltag nicht zu denken. "Ich weine nur noch", sagt Man-City-Profi Zinchenko. West Ham verzichtet in Liverpool gar auf den Einsatz von Yarmolenko. Er ist noch nicht bereit, sagt sein Trainer.
Der ukrainische Fußballprofi Oleksandr Zinchenko vom englischen Meister Manchester City bekommt die schrecklichen Bilder der russischen Invasion in seiner Heimat nicht mehr aus dem Kopf. "Ich weine nur noch. Es ist schon eine Woche her, aber selbst, wenn ich mit dem Auto vom Trainingsgelände fahre, könnte ich aus dem Nichts weinen", sagte der 25-Jährige in einem BBC-Interview.
Der Linksverteidiger hatte beim FA-Cup-Sieg unter der Woche gegen Peterborough sein Team noch als Kapitän angeführt. Jetzt ist alles außer dem Krieg für ihn nebensächlich. "Es ist alles in meinem Kopf. Stellen Sie sich den Ort vor, an dem Sie geboren wurden, an dem Sie aufgewachsen sind, und es ist alles zerstört", berichtet der 48-malige Nationalspieler. Er würde, wie andere ukrainische Sportler auch, in seiner Heimat kämpfen, will seine Familie in England aber nicht im Stich lassen: "Ich bin ehrlich, wenn nicht meine Tochter wäre, wäre ich da."
Enttäuscht ist Zinchenko, dass sich nach seiner Wahrnehmung bisher kein russischer Nationalspieler gegen die Invasion ausgesprochen hat. "Ich war überrascht, dass niemand, nicht einer von ihnen, etwas gesagt hat. Die meisten von ihnen spielen in der Nationalmannschaft und haben viele Follower auf Instagram, Facebook, wo auch immer. Und sie können vielleicht etwas tun, um diesen Krieg zu stoppen. Weil die Menschen sie hören können", sagte Zinchenko, der in seiner Jugend für den russischen Club FK Ufa und für Schachtjor Donezk in der Ost-Ukraine spielte.
Auch der ehemalige BVB-Profi Andriy Yarmolenko wirkt mitgenommen. Sein Klub, West Ham United, verzichtet aufgrund des Krieges beim FC Liverpool auf den ukrainischen Profi. "Er hat trainiert, aber er wird nicht mit uns nach Liverpool reisen. Ich glaube nicht, dass er bereit ist und wir wollen ihm jede Gelegenheit geben, alles für seine Familie und sein Land zu tun", sagte Teammanager David Moyes.
Der 32-Jährige hatte nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine die russische Nationalmannschaft mit eindringlichen Worten zum Handeln aufgefordert. "Ich habe eine Frage an die russischen Nationalspieler: Jungs, warum sitzt ihr wie die Blöden da und sagt nichts?", fragte der 32-Jährige. "In meinem Land töten sie Menschen, Frauen, Mütter, unsere Kinder. Aber ihr sagt nichts, ihr kommentiert nichts."
West-Ham-Trainer Moyes sorgt sich um Yarmolenko. "Wir können ihm nur unsere volle Unterstützung geben", sagte der Coach. "Wir fragen ständig, ob wir etwas tun können."
Quelle: ntv.de, sue/dpa/sid