"Abscheuliches Verbrechen" Ranieris Rauswurf schlägt hohe Wellen
24.02.2017, 12:22 Uhr
Sagt unfreiwillig "Servus": Ex-Leicester-Coach Claudio Ranieri.
(Foto: imago/BPI)
Die überraschende Entlassung von Meistertrainer Claudio Ranieri beim in der englischen Premier League stark kriselnden Leicester City schlägt hohe Wellen. Die "Hire-And-Fire"-Mentalität im Profifußball steht im Zentrum der teilweise harschen Kritik.
"Abscheulich", "unverzeihlich" und "herzzerreißend traurig": Selten hat eine Entlassung so hohe Wellen geschlagen wie der Rauswurf von Meistertrainer Claudio Ranieri bei Leicester City. Vereinsidol Gary Lineker reagierte entsetzt, das Medienecho ist verheerend - und der große José Mourinho prangerte stellvertretend für weite Teile der aufgebrachten Öffentlichkeit die "Hire-And-Fire"-Mentalität" im Profi-Fußball an. "Das ist der neue Fußball, Claudio", schrieb der Startrainer entsetzt und voller Häme bei Instagram: "Behalte dein Lächeln, mein Freund. Niemand kann die Geschichte zerstören, die du geschrieben hast."
Der "Independent" kommentierte bissig: "Die Entlassung von Claudio Ranieri ist ein abscheuliches Verbrechen, das zeigt, dass der Fußball seine Seele verloren hat." Ranieri, erst Anfang Januar zum Welttrainer des Jahres gekürt, war am späten Donnerstagabend nur 297 Tage nach dem sensationellen Gewinn des Meistertitels und nur 24 Stunden nach der 1:2-Niederlage im Achtelfinal-Hinspiel der Champions League beim FC Sevilla aufgrund der jüngsten sportlichen Talfahrt unehrenhaft entlassen worden.
Beim Premier-League-Spiel gegen Jürgen Klopp und den FC Liverpool werden am Montag wohl Ranieris bisherige Assistenten Craig Shakespeare und Mike Stowell das Team betreuen. Als Favorit auf Ranieris Nachfolge gilt Landsmann Roberto Mancini, auch der Niederländer Frank de Boer wird gehandelt. Der frühere Starstürmer Lineker, der in seiner aktiven Zeit 95 Tore in 194 Spielen für die "Foxes" erzielt hatte, bedankte sich unterdessen noch einmal ausdrücklich bei Ranieri und brandmarkte die Trennung bei Twitter als "inakzeptabel, unverzeihlich und herzzerreißend traurig". Der "Guardian" schrieb: "Ranieris Herrschaft endet auf grausame und brutale Weise."
"Unerschütterliche Unterstützung" - eigentlich
Noch vor zwei Wochen hatten die thailändischen Klub-Besitzer um Vichai Srivaddhanaprabha Ranieri "unerschütterliche Unterstützung" zugesagt, nun setzten sie den Italiener unvermittelt vor die Tür - und lösten damit nicht bloß auf der Insel einen Aufschrei der Empörung aus.
"Leicester beschmutzt das Märchen, das die ganze Welt verzaubert hatte", schrieb die italienische "Gazzetta dello Sport" am Freitag und nannte die Entlassung "wahnsinnig". "Il Giornale" machte Leicester kurzerhand zur "Hauptstadt der Undankbaren! Null Geduld, null Dankbarkeit. König Claudio zahlt den Preis für die Fehler der gesamten Mannschaft."
Tatsächlich spielte Leicester zuletzt weit unter seinen Möglichkeiten und läuft den eigenen Ansprüchen seit Wochen hinterher: Nach fünf Liga-Pleiten in Folge und mit nur noch einem Punkt Vorsprung auf die Abstiegszone droht dem Team von Nationalspieler Ron-Robert Zieler das gleiche unrühmliche Schicksal wie dem 1. FC Nürnberg einst in der Bundesliga - 1969 stiegen die Franken als Titelverteidiger in die 2. Liga ab. In England gelang dieses "Kunststück" als einzigem Klub bislang Manchester City 1938.
Quelle: ntv.de, Christoph Stukenbrock & Peer Lasse Korff, sid