Wirtschaft

Gerüchte über Bankenschließungen Athen sieht Destabilisierungsabsicht

Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis bei dem Treffen der Euro-Finanzminister.

Griechenlands Finanzminister Yanis Varoufakis bei dem Treffen der Euro-Finanzminister.

(Foto: REUTERS)

Während viele Griechen das Geld von ihren Konten abheben, versichert die Regierung: Das Bankensystem sei stark. Anderslautende Berichte hätten den Zweck, Athen in den Verhandlungen mit den Gläubigern unter Druck zu setzen.

Die griechische Regierung hat Medienberichte über eine immer rasantere Kapitalflucht und eine mögliche Schließung der Banken als Versuch einer Destabilisierung des Landes kritisiert. Mit solchen Berichten werde zudem der Druck auf die Regierung erhöht, die Reform- und Sparforderungen der Gläubiger zu akzeptieren, hieß es in Regierungskreisen.

Finanzminister Yanis Varoufakis wies einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters zurück, nachdem die EZB nicht sicher sei, ob Griechenlands Banken am Montag öffnen werden. Er dementiere das nachdrücklich, sagte Varoufakis. Während der Sitzung der Euro-Finanzminister in Luxemburg habe Eurogruppen-Chef Jeroen Dijsselbloem EZB-Ratsmitglied Benoit Coeure gefragt, ob die griechischen Banken am Freitag öffnen könnten, wurde ein "mit der Sache Vertrauter" zitiert. Coeure soll geantwortet haben: "Morgen ja. Montag - ich weiß es nicht."

Der gut vernetzte Brüssel-Korrespondent der "Financial Times", Peter Spiegel, twitterte zunächst, die EZB dementiere diesen Bericht. In einem späteren Tweet schrieb er: "Zwei hochrangige Regierungsvertreter, die an dem Treffen der Eurogruppe teilgenommen haben, haben mir gegenüber den Reuters-Bericht bestätigt."

Zuvor hatte die Regierung in Athen schon Berichte zurückgewiesen, wonach Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden. "Die Geldeinlagen sind gesichert, und das Banksystem ist stark", sagte Regierungssprecher Gabriel Sakellaridis. Das staatliche Fernsehen ERT berichtete am Abend, die griechische Notenbank habe bei der Europäischen Zentralbank drei Milliarden Euro Hilfen angefordert.

Griechen heben Geld ab

Wegen der drohenden Staatspleite und eines dann möglichen Ausscheidens aus der Eurozone bringen immer mehr Griechen ihr Geld in Sicherheit. In den ersten drei Tagen der Woche wurden verschiedenen Medienberichten zufolge Einlagen von insgesamt knapp zwei Milliarden Euro von Bankkonten abgehoben. Damit habe sich das Tempo der täglichen Abhebungen verdreifacht, hieß es.

Die Abhebungen im Zeitraum von Montag bis Mittwoch entsprechen Reuters zufolge einem Anteil von rund 1,5 Prozent der gesamten Guthaben von privaten und Firmenkunden bei griechischen Geldinstituten. Diese beliefen sich Ende April auf 133,6 Milliarden Euro. Zwischen Oktober und April hat die anhaltende Griechenland-Krise die Geldhäuser des Landes rund 30 Milliarden Euro an Kundeneinlagen gekostet.

Die Europäische Zentralbank stützt die griechischen Banken durch die ELA genannte Notfinanzierung. Derzeit können sie sich über die Emergency Lending Assistance 83 Milliarden Euro leihen.

Quelle: ntv.de, jga/rts/dpa

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