Gericht hebt Verfügung auf Bayer darf Glyphosat in Brasilien vertreiben
03.09.2018, 19:27 Uhr
Die Landwirtschaft ist in Brasilien ein bedeutender Wirtschaftszweig. Bayer darf dort weiterhin Glyphosat vertreiben.
(Foto: imago/blickwinkel)
Glyphosat ist umstritten, auch in Brasilien. Ein Gericht ordnet erst ein Verbot an, doch das Urteil wird wieder gekippt. Das freut den Bayer-Konzern, der nach der Monsanto-Übernahme das Mittel vertreibt. Schließlich ist das südamerikanische Land ein wichtiger Abnehmer.
In Brasilien dürfen Bauern künftig weiterhin das umstrittene Herbizid Glyphosat einsetzen. Ein Berufungsgericht in Brasília entschied, dass eine von einem Richter der Vorinstanz angeordnete Verfügung "durch nichts gerechtfertigt" sei. Diese sei "ohne vorherige Analyse der schwerwiegenden Folgen für die Wirtschaft des Landes und die Produktion im Allgemeinen" verhängt worden, erklärte Bundesrichter Kassio Marques.
Der Chemiekonzern Bayer, der den US-Agrarkonzern und Glyphosat-Hersteller Monsanto im Juni übernommen hatte, begrüßte die Gerichtsentscheidung. Diese sei eine "sehr gute Nachricht für brasilianische Landwirte, die bei der Unkrautbekämpfung auf Glyphosat-basierte Herbizide setzen, um eine sichere und ertragreiche Ernte zu erzielen", erklärte Vorstandsmitglied Liam Condon. Glyphosat helfe den Bauern dabei, "Kulturpflanzen mit geringen Beeinträchtigungen für den Boden und einem niedrigeren CO2-Ausstoß anzubauen."
Dem Leverkusener Chemieriesen zufolge hatte in Brasilien Anfang August ein Richter eine Verfügung erlassen, in deren Folge die Registrierung und Verwendung von Unkrautvernichtungsmitteln, die auf Glyphosat basieren, sowie einigen weiteren Pflanzenschutzmitteln hätten verboten werden können. Nun sei zugunsten eines von der brasilianischen Regierung eingereichten Antrags entschieden worden, die Verfügung aufzuheben, erklärte Bayer. Die Landwirtschaft ist in dem südamerikanischen Land ein bedeutender Wirtschaftszweig. Dabei werden auch große Mengen Herbizide eingesetzt, vor allem auf den Sojaplantagen des Landes.
Experten warnen vor Glyphosat
Unter Experten ist Glyphosat umstritten. Die US-Umweltbehörde EPA und auch die Aufsichtsbehörden in der EU und Deutschland gelangten zu dem Schluss, dass keine Krebsgefahr von dem Unkrautvernichtungsmittel ausgeht. Dagegen hatte die zur Weltgesundheitsorganisation WHO gehörende Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) vor drei Jahren konstatiert, dass Glyphosat "wahrscheinlich krebserregend bei Menschen" sei.
Dieser Befund hatte zuletzt maßgeblichen Einfluss auf die Entscheidung einer Jury im US-Bundesstaat Kalifornien, die Monsanto Anfang August zur Zahlung von 290 Millionen Dollar an einen Krebspatienten verurteilte. Nach dem Urteil hatte die Bayer-Aktie deutlich nachgegeben, der Chemiekonzern kritisierte, die Entscheidung stehe "im Widerspruch zu bestehenden wissenschaftlichen Erkenntnissen".
Quelle: ntv.de, mba/AFP