Als Folge des Ukraine-Kriegs Bund will Flüssigerdgas für Milliarden Euro kaufen
02.03.2022, 17:03 Uhr
Mithilfe solcher Tanker könnte bald noch mehr Flüssigerdgas nach Deutschland geliefert werden. Die Bundesregierung stellt für den Kauf 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung.
(Foto: REUTERS)
Deutschland kämpft angesichts des Ukraine-Konflikts um seine Versorgungssicherheit, was Energie angeht. Dazu soll eine nationale Gasreserve aufgebaut werden. Die soll in zwei Terminals lagern. Für den Ankauf von Flüssiggas macht der Bund wohl 1,5 Milliarden Euro locker.
Mit Milliardenmitteln des Bundes soll als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine der Kauf von Flüssigerdgas (LNG) finanziert werden. Damit solle ein Beitrag zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit in Deutschland geleistet werden, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Das flüssige Erdgas sei zur Einspeicherung vorgesehen. Die Beschaffung solle durch die Trading Hub Europe GmbH erfolgen. Der Bund stellt dafür 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung.
LNG ist tiefgekühltes, unter hohem Druck verflüssigtes Erdgas, das sich in Tankern transportieren lässt und in Europa als Alternative zu Pipeline-Gas aufgebaut werden soll. Die Lieferungen würden kurzfristig in Deutschland erwartet, hieß es. Zur Herkunft lägen dem Ministerium keine Informationen vor. Es gebe mehrere Länder, die LNG exportieren. Neben den USA gehören dazu unter anderen Australien und Katar.
Eine Sprecherin von Trading Hub Europe bestätigte, die Bundesregierung habe finanzielle Mittel zur Verfügung gestellt, um LNG zu beschaffen und in deutsche Gasspeicher einzuspeichern. Über die genauen Vertragsdetails und das Volumen könnten derzeit keine Auskünfte gegeben werden. Weiter hieß es: "Ausschließen, dass das LNG aus Russland kommt, können wir derzeit nicht."
Vorbereitung auf russischen Lieferstopp
Wirtschaftsminister Robert Habeck hatte als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine angekündigt, alles dafür zu tun, um die Versorgungssicherheit in Deutschland zu gewährleisten - für den Fall, dass Russland Energielieferungen stoppt. Deutschland ist vor allem bei Gas und Kohle stark von Russland abhängig.
Habeck will außerdem eine nationale Gasreserve aufbauen. Damit soll sichergestellt sein, dass die Gasspeicher immer ausreichend befüllt sind. Geplant sind konkrete Vorgaben zu den Füllständen der Speicher, die von privaten Unternehmen betrieben werden. Im Winter seien die Füllstände der Speicher historisch niedrig gewesen, heißt es in einem Papier des Ministeriums. Dies gelte insbesondere für die Speicher des russischen Staatskonzerns Gazprom. Auch deswegen seien die Preise im kurzfristigen Handel stark gestiegen.
Terminal in Wilhelmshaven 2025 in Betrieb?
Neben der möglichen Rückkehr des Düsseldorfer Energiekonzerns Uniper bietet sich ein weiteres Unternehmen für den Aufbau eines Terminals für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven an. Man werde das Projekt eines "Green Energy Hub" in der Hafenstadt beschleunigen, kündigte die belgische Firma Tree Energy Solutions (TES) an. Demnach wird ein Betrieb in großem Maßstab ab 2025 angepeilt.
TES plant dort schon eine Anlage zur Produktion von Wasserstoff. Dieser wird in anderen Ländern zunächst mit Hilfe von Ökostrom aus Wasser gewonnen (Elektrolyse) und kommt - mit CO2 chemisch gebunden in Erdgas beziehungsweise Methan - per Schiff nach Deutschland. Ein Teil kann dann in Wasserstoff zurückverwandelt, ein Teil des Erdgases ins Versorgungsnetz gegeben werden. Um "grünes" Gas handelt es sich, wenn bei der späteren Verbrennung kein zusätzliches CO2 frei wird.
Quelle: ntv.de, als/dpa