Nachholeffekt nach Krisen Deutlich mehr Unternehmenspleiten in Deutschland
11.08.2023, 10:28 Uhr Artikel anhören
Nicht jedes geschlossene Geschäft führt in die Insolvenz, aber ihre Zahl nimmt zuletzt dennoch deutlich zu.
(Foto: picture alliance / Flashpic)
In den Krisen der letzten beiden Jahre stützt der Staat viele Unternehmen massiv. Die können so überleben. Viele von ihnen geben aber verspätet doch auf, die Zahl der Insolvenzen steigt deutlich. Die aktuelle Konjunktur tut ihr Übriges.
Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Deutschland ist im Juli deutlich gestiegen. In dem Monat beantragten fast ein Viertel (23,8 Prozent) mehr Unternehmen Regelinsolvenzverfahren als im Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Bereits im Juni hatte es einen Anstieg um 13,9 Prozent gegeben.
Seit August 2022 nimmt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen kontinuierlich zu. Die Verfahren fließen erst nach der ersten Entscheidung des Insolvenzgerichts in die Statistik ein. Daher liege der tatsächliche Zeitpunkt des Insolvenzantrags in vielen Fällen rund drei Monate davor, erläuterte die Behörde.
Für den Mai liegen inzwischen endgültige Zahlen vor: In dem Monat meldeten die deutschen Amtsgerichte 1478 beantragte Unternehmensinsolvenzen, 19 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Die Forderungen der Gläubiger bezifferten die Amtsgerichte auf knapp 4 Milliarden Euro. Im Mai 2022 waren es fast 2,2 Milliarden Euro.
Logistik und Verkehr stark betroffen
Bezogen auf 10.000 Unternehmen gab es insgesamt im Mai 4,4 Insolvenzen. Die meisten Insolvenzen je 10.000 Unternehmen entfielen auf die Branche Verkehr und Lagerei mit 8,7 Fällen, gefolgt von sonstigen wirtschaftlichen Dienstleistungen, etwa Zeitarbeitsfirmen, mit 7,4 Fällen. Die wenigsten Insolvenzen gab es in der Energieversorgung. Gemeldet wurden im Mai zudem 5679 Verbraucherinsolvenzen und damit 3,7 Prozent weniger als ein Jahr zuvor.
In den vergangenen Jahren hatten staatliche Hilfen sowie teilweise ausgesetzte Insolvenzantragspflichten die Zahl der Firmenpleiten auf niedrigem Niveau gehalten - trotz Corona- und Energiekrise. Daher hatten Experten einen Anstieg im laufenden Jahr erwartet.
Deutschlands Wirtschaft war Ende 2022 und Anfang 2023 geschrumpft und hatte im Frühjahr nur stagniert. Viele Experten erwarten auch für das laufende Gesamtjahr einen Rückgang beim Bruttoinlandsprodukt.
Quelle: ntv.de, als/dpa/rts