Pleite von Lehman Brothers Deutsche Gläubiger bekommen alles zurück
16.11.2017, 07:53 Uhr
Lehman Brothers musste am 15. September 2008 Insolvenz anmelden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Die Pleite der US-Investmentbank Lehman Brothers erschüttert im Herbst 2008 die Weltwirtschaft. Doch ausgerechnet die Gläubiger der deutschen Tochter kommen ohne Schaden davon - aufgrund einer juristischen Besonderheit.
Das Insolvenzverfahren der deutschen Tochtergesellschaft ist neun Jahre nach der Pleite von Lehman Brothers so gut wie beendet. Die 750 Gläubiger der Frankfurter Lehman Brothers Bankhaus AG würden vollständig entschädigt, sagte Insolvenzverwalter Michael Frege der Fachzeitschrift "INDat". Aus der Insolvenzmasse von rund 17 Milliarden Euro seien zudem Steuern und das nicht bezifferte Honorar der Insolvenzverwaltung durch Frege und seine Kanzlei CMS Hasche Sigle bezahlt worden. Das Verfahren werde voraussichtlich noch in diesem Jahr geschlossen, kündigte Frege an.
Die US-Investmentbank war im September 2008 in die Pleite gestürzt und hatte so maßgeblich zur weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise beigetragen. In Deutschland hatten vor allem institutionelle Anleger wie Kommunen, Länder oder Pensionskassen Lehman Brothers ihr Geld anvertraut. Die größten Außenstände haben die Bundesbank und die Einlagensicherung der Privatbanken, die bei der Pleite zunächst eingesprungen war.
Im Laufe des Verfahrens sei es gelungen, die verfügbare Masse des deutschen Insolvenzverfahrens von anfänglich 100 Millionen Euro auf 17 Milliarden Euro zu steigern, sagte Frege. Die deutsche Tochter habe im Lehman-Konzern die Rolle einer zentralen Vertriebsstelle gespielt, was rechtlich die Ansprüche gestärkt habe. "Uns ist es gelungen, die Rechte der von uns verwalteten Einheit voll und ganz durchzusetzen. Und das im Wesentlichen in den USA", sagte Frege der Zeitschrift.
Megavergütung für Insolvenzverwalter
Vor einigen Jahren hatte es in dem Verfahren Streit um das zu erwartende Honorar für Insolvenzverwalter Frege und seine Mannschaft gegeben. Seine Kanzlei CMS hatte auf Grundlage eines Gutachtens eine Spanne von 200 bis 834 Millionen Euro genannt - in jedem Fall die höchste Vergütung, die je in einem deutschen Insolvenzverfahren gezahlt wurde. Als realistisch hatte CMS-Partner Hubertus Kolster im September 2013 eine Summe von rund 500 Millionen Euro genannt.
Gegenüber "INDat" erklärte Frege nun, dass alle Gläubiger die vom Gericht festgesetzten Honorare akzeptiert und bestätigt hätten. Sie sollen wie die übrigen Ergebnisse des Insolvenzverfahrens vertraulich bleiben. Die Kanzlei hat nach eigenen Angaben über einen Zeitraum von neun Jahren im Schnitt 100 Fachkräfte wie Anwälte und Wirtschaftsprüfer samt ihrer Mitarbeiter mit der Sache befasst.
Das Verfahren über die deutsche Tochter Lehman Bankhaus hat nichts mit den rund 50.000 deutschen Kleinsparern zu tun, die meist über ihre Hausbanken Zertifikate der niederländischen Lehman-Tochter erworben hatten. Je nach Institut führten sie Prozesse, konnten Vergleiche abschließen, erhielten Teilentschädigungen oder Abschlagzahlungen aus der niederländischen Insolvenzmasse. Eine recht komfortable Lösung für gut 2000 Geschädigte wurde mit der Targo-Bank (früher Citi) ausgehandelt. Die Anleger erhielten laut Verbraucherzentrale im Schnitt 48,4 Prozent ihres Einsatzes zurück und durften die Zertifikate behalten, die noch rund 25 Prozent des Ausgabewerts wert sein sollten.
Quelle: ntv.de, chr/dpa