Wirtschaft

"Blanker Hohn" Die Bankfilialen sterben aus

Die Deutsche Bank will 250 der 550 Postbank-Filialen schließen.

Die Deutsche Bank will 250 der 550 Postbank-Filialen schließen.

(Foto: IMAGO/Lobeca)

Postbank-Kunden ärgern sich über schlechten Zahlungsverkehr und den Service. Der Mutterkonzern Deutsche Bank will bei der Tochter dennoch die Zahl der Mitarbeiter reduzieren und Zweigstellen schließen.

Seit Monaten klagen die Kunden der Postbank: Daueraufträge werden nicht ausgeführt, der Service läuft nicht, beim Hilfetelefon der Bank nimmt keiner ab. Laut Verbraucherzentralen gingen von Jahresbeginn bis September 1700 Kundenbeschwerden über die Postbank und den Baufinanzierer DSL-Bank ein – beide Unternehmen sind Töchter der Deutschen Bank. Grund für die Probleme soll die Umstellung von IT-Systemen sein.

Jetzt könnte man denken, dass der Finanzkonzern mit einer großen Service-Offensive auf die Krise reagiert, etwa mehr Mitarbeiter in die Filialen schickt. Doch die Deutsche Bank geht einen anderen Weg: Sie will die Hälfte aller Postbank-Zweigstellen dicht machen. "Blanker Hohn" - so kommentieren das die Verbraucherzentralen.

Es ist ein Trend, der seit Jahren anhält: 2022 sank die Gesamtzahl der Filialen um 1266 auf 20 446. Zehn Jahre zuvor waren es noch fast doppelt so viele. Der erste Grund für das große Zweigstellen-Sterben ist naheliegend: Durch Online- und Mobile-Banking kommen immer weniger Kunden in eine Filiale. Die Banken selbst wollen diesem Trend aber gar nicht entgegensteuern. Denn jeder, der seinen Zahlungsverkehr von der heimischen Couch aus erledigt, reduziert die Kosten für Personal und Miete. Eine der wichtigsten Kennzahlen im deutschen Finanzwesen, an der die Mitarbeiter gemessen werden, ist die Online-Quote. Also die Anzahl der Kunden, die rein digital versorgt werden.

Wenn es nach den Banken geht, müssen sich auch die weniger internetaffinen, meist älteren Deutschen mit dem Online-Banking anfreunden. Eine Umfrage des "Economist" unter 305 Bankmanagern weltweit ergab schon 2021: 65 Prozent der Befragten glauben, dass das Filialmodell bis 2026 "tot" sein werde.

Der Schrumpfungsprozess sei in allen Banksektoren zu sehen, heißt es laut Bundesbank. So habe der Abbau bei den Großbanken im vergangenen Jahr bei fast acht Prozent gelegen, die Zahl der Filialen sank damit auf 3719 Zweigstellen. Bei den Regionalbanken sei das Filialnetz gleichzeitig auf 954 Zweigstellen geschrumpft. Die Sparkassen hätten zudem 441 Filialen geschlossen, die Genossenschaftsbanken 416. Die Gesamtzahl der Kreditinstitute in Deutschland sank laut Bundesbank im vergangenen Jahr um 61 auf 1458 Geldhäuser, vor allem wegen Zusammenschlüssen von Genossenschaftsinstituten.

Dieser Text erschien zuerst bei capital.de

Quelle: ntv.de

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