Wirtschaft

"Wenn man eine Kakerlake sieht…" Die Furcht vor einer US-Bankenkrise wächst

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Aktien von Banken sind im Fokus.

Aktien von Banken sind im Fokus.

(Foto: REUTERS)

Europas Börsen verzeichnen Verluste, vor allem die Aktien von Finanzinstituten stehen unter Druck. "Die Angst vor einer neuen Krise ist zurück", sagt ein Portfoliomanager.

Die Furcht vieler Anleger vor einer neuen Bankenkrise in den USA hat die europäischen Börsen erreicht. Der Dax verlor mehr als 2 Prozent, auch die Börsen in London, Paris und Mailand verzeichneten Verluste. Die Titel der Deutschen Bank brachen um 6 Prozent ein. Commerzbank-Titel sackten um 3 Prozent ab. Unter Druck gerieten auch Banco de Sabadell, Barclays und Bank of Ireland mit Kursverlusten zwischen 5 und 6 Prozent. Dies drückte den europäischen Index für die Finanzbranche um fast 3 Prozent nach unten.

"Die Probleme zweier US-Regionalbanken haben das Sentiment vollständig zum Kippen gebracht", sagte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. "Die Angst vor einer neuen Krise ist zurück." Am gestrigen Donnerstag hatten Banken-Aktien bereits an der Wall Street unter Druck gestanden.

Die Titel der US-Regionalbank Zions brachen um 13 Prozent ein. Das Geldhaus aus dem Bundesstaat Utah hatte vorher mitgeteilt, im dritten Quartal aufgrund zweier Kredite einen Verlust von 50 Millionen Dollar zu verbuchen. Die Bank erhob Betrugsvorwürfe gegen eine Reihe von Kreditnehmern, die auch Beziehungen zu anderen Banken unterhalten. Zions hat für Kreditausfälle eine Rückstellung von 60 Millionen Dollar gebildet. Die Bank hat eine Klage eingereicht, um diese Summe zurückzufordern, die sie dem Investmentfonds Cantor geliehen hatte.

Auch die Western Alliance Bancorp versucht laut der Klageschrift von Zions, rund 100 Millionen Dollar von Cantor zurückzuerhalten, und hat Klage wegen mutmaßlichen Betrugs eingereicht. Die Aktien der Regionalbank aus Arizona verloren 11 Prozent. Der Fonds Cantor wies die Vorwürfe derweil zurück.

US-Bankaktien wurden breit abverkauft und erlebten den schwächsten Tag seit April, als Donald Trumps Zollankündigung für Verluste sorgte. Der neuerliche Rücksetzer ist ein Zeichen dafür, wie angespannt die Wall Street nach den Pleiten des Autozulieferers First Brands und des Autokredit-Anbieters Tricolor ist.

"Jeder sollte sich in Acht nehmen"

Vor allem Aktien von kleineren Banken stehen unter Druck, deren Geschäftsmodelle wegen der Dominanz der Wall-Street-Riesen vor immer größeren Herausforderungen stehen. Die Papiere der Investmentbank Jefferies verloren mehr als 10 Prozent, nachdem das "Wall Street Journal" über die engen Beziehungen zu First Brands berichtet hatte.

Anleger seien vor allem deswegen nervös, weil die zugrunde liegende Ursache lasche Kreditvergabestandards und Betrug gewesen seien, sagte Analyst Kyle Rodda vom Broker Capital.com. Dies habe Befürchtungen genährt, dass solches Verhalten unter US-Kreditnehmern weit verbreitet seien und weitere Zahlungsausfälle nach sich ziehen könnten. Der Experte zeigte sich jedoch gelassen: "Die Größe der faulen Kredite, so umfangreich sie auch sind, dürfte für sich genommen keine Risiken für das Gesamtsystem bedeuten."

Da das Bankensystem eng vernetzt ist, schürte dies dennoch Ängste vor einer größeren Krise. Eine Serie von Pleiten bei regionalen Kreditinstituten hatte die US-Notenbank Fed 2023 zu außergewöhnlichen Stabilisierungsmaßnahmen veranlasst.

Der Zusammenbruch des Autokreditgebers Tricolor sollte nach Einschätzung von Jamie Dimon, Chef der Mega-Bank JPMorgan, für alle eine Warnung sein. Die Insolvenz könnte ein Hinweis auf weiterreichende Probleme sein, sagte er. "Jeder sollte sich davor in Acht nehmen. Wenn man eine Kakerlake sieht, gibt es wahrscheinlich noch mehr." Der Kollaps des Gebrauchtwagenfinanzierers Tricolor zwang JP Morgan dazu, im dritten Quartal 170 Millionen US-Dollar abzuschreiben.

Quelle: ntv.de, jga/rts/DJ

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