Trotz verhaltener Anlegerlaune Dow hievt sich auf neues Rekordhoch
15.12.2023, 23:26 Uhr Artikel anhören
Mit kleinen Gewinnen erklimmt der Dow ein neues Rekordhoch.
(Foto: REUTERS)
Jüngste Aussagen von Fed-Bankern geben den Händlern an der Wall Street zu denken: Wird es doch nichts mit baldigen Zinssenkungen? Trotz der leicht eingetrübten Stimmung klettern die US-Indizes weiter. Der Goldpreis unterbricht dagegen seine jüngste Rally.
Die Rally an der Wall Street nach dem jüngsten Fed-Entscheid ist zunächst zu Ende. Der US-Leitindex Dow Jones gewann 0,2 Prozent auf 37.305 Punkte - ein neues Rekordhoch. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,4 Prozent auf 14.813 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 schloss kaum verändert bei 4719 Punkten. Für den Dow war dies der dritte Rekordsschluss in Folge. Auf Wochensicht lagen alle drei Indizes sieben Wochen im Plus. Für den S&P ist das die längste Serie seit 2017.
Für die trübe Stimmung sorgten neue Aussagen von US-Notenbankern. Die aktuellen Gespräche über Zinssenkungen seien "verfrüht", sagte Fed-Vertreter John Williams in einem Interview mit dem US-Sender CNBC. Zinssenkungsfantasien der Anleger nach der Fed-Sitzung am Mittwoch hatten einen kurzzeitigen Höhenflug an den Börsen ausgelöst. Die Währungshüter signalisierten, dass sie bereits Schritte nach unten für 2024 ins Auge fassen. "Nach der Kehrtwende-Party bei Powell sind wir nun von Williams wachgerüttelt worden", kommentierte Michael Hewson, Chefanalyst beim Broker CMC Markets. Art Hogan, Chefstratege beim Vermögensverwalter B. Riley Wealth, zeigte sich allerdings gelassen: "Es ist nicht ungewöhnlich, dass die Sprecher der Fed versuchen, überzogene Reaktionen auf eine bestimmte Fed-Sitzung zu unterdrücken.
Gold auf Berg- und Talfahrt
Der Dollar-Index notierte mit 102,615 Zählern nach seinen jüngsten Verlusten rund ein halbes Prozent im Plus. Der Euro fiel im Gegenzug um 0,9 Prozent auf 1,0891 Dollar. Auch der Goldpreis unterbrach seine jüngste Rally. Das gelbe Metall verbilligte sich um 0,8 Prozent auf rund 2019 Dollar je Feinunze. "Das Gold erlebte in dieser Woche eine echte Achterbahnfahrt", sagte Hewson. "Erst fiel der Preis auf ein Vier-Wochen-Tief, bevor er sich nach den Powell-Aussagen am Mittwoch kräftig erholte. Jetzt dämpft Williams die Erwartungen der Investoren." Dennoch dürfte der Goldpreis die Woche höher beenden. Am Freitagabend lag er knapp ein Prozent über dem Vorwochenschluss.
Die Ölpreise schlugen indes einen vorsichtigen Erholungskurs ein. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die leichte US-Sorte WTI verteuerten sich geringfügig auf 76,76 und 71,59 Dollar pro Barrel (159 Liter). Zuvor waren sie um bis zu 1,7 Prozent eingebrochen, nachdem eine Umfrage für die US-Industrie einen Rückgang der Auftragseingänge gezeigt hatte. Die Investoren deuteten dies als Hinweis auf eine schwächere Ölnachfrage im kommenden Jahr, sagte Phil Flynn, Analyst beim Broker Price Futures. "Der Markt reagiert empfindlich auf jede neue Schlagzeile. Die Anleger sind sich immer noch nicht sicher, ob die Ölpreise ihr Tief erreicht haben."
Unter den Einzelwerten machte sich der große Verfallstermin bemerkbar, zu dem die Kurse üblicherweise stark schwanken, weil Investoren die Preise jener Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen. Am sogenannten Hexensabbat verfallen im Tagesverlauf Futures und Optionen auf Indizes sowie Optionen auf einzelne Aktien. Gefragt waren unter anderem Costco mit einem Kursplus von 4,4 Prozent. Der US-Einzelhändler hatte dank einer starken Nachfrage nach kostengünstigen Lebensmitteln Quartalszahlen über den Analystenerwartungen vorgelegt. Sein Umsatz stieg im ersten Quartal um 6,1 Prozent auf 57,8 Milliarden Dollar. Von LSEG befragte Experten waren im Schnitt von 57,72 Milliarden ausgegangen.
Die Anleger deckten sich auch mit Aktien des Chipherstellers Intel ein, die um rund 2,2 Prozent auf 46,16 Dollar zulegten. Die Experten des Analysehauses BofA Global Research hatten die Titel auf "Neutral" von zuvor "Underperform" gesetzt. Auch das Kursziel wurde auf 50 von 32 Dollar angehoben. Hintergrund seien unter anderem Wachstumschancen für Intels Geschäft mit Chips für Fahrzeugsensoren.
Quelle: ntv.de, ino/rts