Wirtschaft

Bei Rede in New York EZB-Ratsmitglied Villeroy umreißt EZB-Bilanzabbau

"Langsam beginnen, die Marktreaktionen bewerten und graduell zu beschleunigen, scheint eine vernünftige Herangehensweise zu sein", sagte Frankreichs Notenbankchef. 

"Langsam beginnen, die Marktreaktionen bewerten und graduell zu beschleunigen, scheint eine vernünftige Herangehensweise zu sein", sagte Frankreichs Notenbankchef. 

(Foto: REUTERS)

Durch die billionenschweren Anleihenkaufprogramme der vergangenen Jahre ist die Bilanz der EZB auf fast neun Billionen Euro angeschwollen. Mit dem Abbau sollte laut Frankreichs Notenbankchef Villeroy nicht mehr allzu lange gewartet werden, zuerst muss aber das Zinsniveau in Angriff genommen werden.

Die EZB muss laut Frankreichs Notenbankchef Francois Villeroy de Galhau bald das Thema eines Abbaus ihrer durch die jahrelangen Anleihenkäufe ausgeweiteten Bilanz angehen. Sollten die Zinsen erst einmal das sogenannte neutrale Niveau erreicht haben, das eine Volkswirtschaft weder anheizt, noch bremst, könne danach nicht zu lange mit der Verringerung der Anleihebestände gewartet werden, sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) auf einer Veranstaltung der Columbia Universität in New York.

Villeroy bekräftigte dabei seine frühere Einschätzung, dass das neutrale Zinsniveau bei etwas unter zwei Prozent liege und schon vor dem Ende dieses Jahres erreicht werde. Am neutralen Zinsniveau angekommen, sollten danach zunächst die Gelder aus den mehrjährigen großen Kreditsalven der EZB - in der Fachwelt TLTRO genannt - von Banken zurückgezahlt werden, sagte Villeroy.

"Die Rückerstattung von TLTRO kommt zuerst, und wir sollten alle unbeabsichtigten Anreize vermeiden, die Rückzahlung durch Banken zu verzögern", erläuterte er. Danach könne der Bilanzabbau dadurch eingeleitet werden, dass auslaufende Anleihen aus dem früheren Kaufprogramm APP nicht mehr vollständig ersetzt werden. "Hier könnten wir früher als 2024 starten, indem wir teilweise an Re-Investments festhalten, dies aber in einem allmählich reduzierten Tempo."

Abbau der Anleihebestände zunächst vorsichtig einsetzen

Durch die billionenschweren Anleihenkaufprogramme der vergangenen Jahre ist die Bilanz der EZB inzwischen auf fast neun Billionen Euro angeschwollen. Aus Sicht von Villeroy sollte der Abbau der Anleihebestände zunächst eher vorsichtig einsetzen. "Langsam beginnen, die Marktreaktionen bewerten und graduell zu beschleunigen, scheint eine vernünftige Herangehensweise zu sein", sagte Frankreichs Notenbankchef.

Die EZB-Währungshüter hatten unlängst auf ihrem Treffen in Zypern über das Thema eines künftigen Bilanzabbaus gesprochen. Bundesbank-Präsident Joachim Nagel hatte sich in der vergangenen Woche für ein Zurückfahren der Anleihebestände ausgesprochen. Zeitliche Vorgaben dazu nannte er nicht.

Zur Höhe einer weiteren Zinsanhebung auf der EZB-Sitzung am 27. Oktober hielt sich Villeroy bedeckt. Die Diskussion, ob es um 0,50 oder 0,75 Prozentpunkte bergauf gehen sollte, sei angesichts der schwankenden Finanzmärkte verfrüht. Im Kampf gegen die hohe Inflation hatte die EZB ihren Zinssatz für Bankeinlagen zuletzt auf 0,75 Prozent angehoben und weitere Erhöhungen in Aussicht gestellt.

Quelle: ntv.de, jki/rts

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