Erste Bilanz von 2022 Energiepreise steigen trotz Entlastungen
17.04.2023, 10:22 Uhr
Die ersten Abrechnungen für das Jahr 2022 zeigen: Die Preise sind weiter gestiegen.
(Foto: picture alliance/dpa)
Die Strom- und Gaspreise steigen seit Anfang 2022 rasant an. Mit Spannung wird daher beobachtet, wie sich der von Bundeskanzler Scholz angekündigte "Doppel-Wumms" auf die Energiepreise auswirken wird. Doch die Zahlen des zweiten Halbjahres zeigen: Das Ergebnis ist noch überschaubar.
Die Energiekosten für Haushalte in Deutschland sind im zweiten Halbjahr 2022 nach einem starken Anstieg bereits im ersten Halbjahr erneut stark angestiegen. Für Erdgas wurden im Schnitt 9,34 Cent pro Kilowattstunde fällig - ein Plus von 16,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Die Strompreise erhöhten sich demnach weniger deutlich um 4,4 Prozent auf 34,96 Cent pro Kilowattstunde.
Für Nicht-Haushaltskunden wie Unternehmen und Behörden stiegen die Gaskosten den Angaben zufolge um 25,3 Prozent. Bei Strom fiel der Anstieg für diese Kundengruppe genauso hoch aus, wie für Privatkunden: 4,4 Prozent.
Wie die Statistiker ausführten, stiegen die Preise für alle Kunden mit einem niedrigen Verbrauch weniger stark als für Großkunden. Das gilt sowohl für Erdgas als auch für Strom. So zahlten Haushalte mit einem Stromverbrauch von 2500 bis 5000 Kilowattstunden im Schnitt nur 2,4 Prozent mehr.
Weniger Anstieg als im ersten Halbjahr 2022
Entlastungen wie die Reduzierung des Umsatzsteuersatzes, die Dezember-Hilfe für Erdgaskunden und der Wegfall der EEG-Umlage sind eingerechnet. Im ersten Halbjahr 2022 waren die Kosten gegenüber dem zweiten Halbjahr 2021 noch stärker gestiegen: um 36,7 Prozent für Erdgas und 6,4 Prozent für Strom.
"Trotz bereits wieder fallender Großhandelspreise für Strom und Gas dürften die durchschnittlichen Endverbraucherpreise dieser Energieträger auch im ersten Halbjahr 2023 noch hoch bleiben und könnten insbesondere beim Gas sogar noch steigen", erklärte der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien. "Preisveränderungen im Großhandel schlagen sich nur mit Verzögerung in den Preisen für die Privathaushalte nieder, weil Verträge üblicherweise dort längere Laufzeiten haben."
Die neuen Zahlen des Statistischen Bundesamtes zeigten auch die besonderen Probleme der deutschen Industrie: "Seit dem zweiten Halbjahr 2019, also unmittelbar vor der Corona-Pandemie, sind die Strompreise für Großverbraucher unter den Unternehmen um rund 50 Prozent gestiegen", erklärte Dullien. Ähnliches gelte für die Gaspreise. "Das belastet die internationale Wettbewerbsfähigkeit, insbesondere mit Konkurrenten in Ländern mit billigerer Energie."
Quelle: ntv.de, cls/AFP