Wirtschaft

Größer Rückgang seit Finanzkrise Erzeugerpreise deuten auf schwächere Inflationsrate

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Ohne den deutlichen Rückgang der Energiekosten wären die Erzeugerpreise leicht gestiegen.

Ohne den deutlichen Rückgang der Energiekosten wären die Erzeugerpreise leicht gestiegen.

(Foto: picture alliance / Jochen Eckel)

Unternehmen müssen im Einkauf für etliche Produkte weniger zahlen als noch vor einem Jahr. Die Erzeugerpreise sind im Juli so stark gefallen wie seit mehr als einem Jahrzehnt nicht. Grund sind vor allem geringere Energiekosten. Das dürfte auf Folgen für die Verbraucher haben.

Die deutschen Erzeugerpreise sind im Juli erstmals seit gut zweieinhalb Jahren wieder gesunken. Die Produzenten gewerblicher Produkte - von Milch bis Autos - verlangten durchschnittlich sechs Prozent weniger als ein Jahr zuvor, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Zuletzt waren die Preise im November 2020 gefallen. Einen höheren Rückgang auf Jahressicht gab es zuletzt in Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise im Oktober 2009. Fachleute gehen davon aus, dass sich damit auch der Verbraucherpreisanstieg abschwächen wird. "Der Trend abnehmender Inflation in Deutschland setzt sich fort", sagte ING-Chefvolkswirt Carsten Brzeski.

Ökonomen hatten mit einem Rückgang der Erzeugerpreise um 5,1 Prozent gerechnet, nach einem Mini-Anstieg von 0,1 Prozent im Juni. Auf Monatssicht fielen die Erzeugerpreise um 1,1 Prozent und damit ebenfalls stärker als erwartet.

In der Statistik werden die Preise ab Fabriktor geführt - also bevor die Erzeugnisse weiterverarbeitet werden oder in den Handel kommen. Sie lassen damit Rückschlüsse auf die Entwicklung der Verbraucherpreise zu. Diese ebben zwar seit einiger Zeit tendenziell ab. Dennoch liegt die Jahresteuerung in Deutschland derzeit mit 6,2 Prozent immer noch vergleichsweise hoch. "In den kommenden Monaten wird die Inflationsrate vor allem wegen eines zunehmend dämpfenden Beitrags der Energiepreise aus heutiger Sicht wohl weiternachgeben", teilte die Bundesbank in ihrem Monatsbericht mit.

Gebremst wurden die Erzeugerpreise vor allem durch Energie, die im Juli 19,3 Prozent weniger kostete als im Vorjahr. Sie hatte sich kurz nach Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar 2022 massiv verteuert.

  • Die Preise für Strom sanken im Juli binnen Jahresfrist um 30 Prozent.
  • Mineralölerzeugnisse waren um 16,6 Prozent billiger.
  • Leichtes Heizöl kostete 37,5 Prozent weniger als ein Jahr zuvor
  • Tanken verbilligte sich um 11,3 Prozent.

Klammert man Energie aus, waren die Erzeugerpreise 2,0 Prozent höher als vor einem Jahr und sanken zum Juni um 0,4 Prozent.

Nahrungsmittel kosteten dagegen 9,2 Prozent mehr als im Vorjahr.

  • Besonders stark stiegen die Preise für Zucker (+87,5 Prozent).
  • Verarbeitete Kartoffeln und Schweinefleisch kosteten je knapp ein Drittel mehr.
  • Obst- und Gemüseerzeugnisse waren 18,5 Prozent teurer als ein Jahr zuvor.
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"Nur wenige Produkte waren im Juli 2023 billiger als im Vorjahresmonat", erklärte das Amt. So kostete Butter 30,4 Prozent weniger, die Preise für nicht behandelte pflanzliche Öle sanken um 38,8 Prozent.

Die Preise für Vorleistungsgüter, die Firmen im Produktionsprozess verarbeiten, gaben um 3,4 Prozent nach. Dies lag vor allem an der Preisentwicklung für Metalle. Diese waren 10,5 Prozent billiger als im Juli 2022. Roheisen, Stahl und sogenannte Ferrolegierungen schlugen mit 17,7 Prozent zu Buche. Besonders stark verbilligten sich auch Düngemittel und Stickstoffverbindungen mit 36 Prozent sowie Holz mit 29 Prozent.

Quelle: ntv.de, jwu/rts

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