Wirtschaft

Wechsel in die Wirtschaft Ex-NSA-Chef sammelt Millionen ein

Macht hier jemand Geheimdienst-Knowhow zu Geld? Keith Alexander überzeugt Investoren.

Macht hier jemand Geheimdienst-Knowhow zu Geld? Keith Alexander überzeugt Investoren.

(Foto: REUTERS)

Diese Personalie weckt selbst in den USA ernste Zweifel: Der frühere Mann an der Spitze des mächtigsten Geheimdienstapparates der westlichen Welt will künftig in der Wirtschaft für Beratungsdienste in Sachen Cyber-Sicherheit abkassieren.

Start-up mit prominent besetzter Führungsspitze: Der frühere Chef des US-Geheimdienstes NSA hat mit seinem neuen Unternehmen für Internetsicherheit rund 32,5 Millionen Dollar bei Investoren eingesammelt. Damit könne die Firma mit dem Namen Ironnet Cybersecurity schneller wachsen und seine Produktpalette erweitern, erklärte Keith Alexander.

Der einst oberste Chefspion der Vereinigten Staaten hatte Ironnet im vergangenen Jahr gemeinsam mit anderen früheren hochrangigen Mitarbeitern von US-Sicherheitsbehörden gegründet. Die Firma bietet Technologien an, die ungewöhnliche Aktivitäten in der Cyber-Infrastruktur von Unternehmen erkennen und entschärfen sollen - und zwar mit Hilfe moderner Verhaltensmodelle und -analysen.

Selbst in wirtschaftsfreundlichen Teilen der US-Öffentlichkeit weckt der schnelle Wechsel von der NSA-Spitze in die Wirtschaft Zweifel. US-Medienberichten zufolge will Ironnet für seine Dienste hohe Gebühren in Rechnung stellen. Akut bedrohte Unternehmen sollen US-Medienberichten zufolge für die Abwehr von Angriffen aus dem Netz bis zu eine Million Dollar pro Monat zahlen.

Zum Kreis möglicher Kunden zählen Hightech-Konzerne aus den USA ebenso wie Schwergewichte der Unterhaltungsindustrie wie etwa Sony. Die Filmvermarktungstochter des japanischen Unternehmens hatte im vergangenen Jahr nach einem massiven Hackerangriff ein geschäftliches Debakel erlebt.

Solche Angriffe von außen könnte Ironnet (deutsch etwa: Eisernes Netz) künftig verhindern. Inwieweit Ansätze und Methoden des US-Geheimdienstes National Security Agency (NSA) in das Geschäftsmodell einfließen, blieb unklar. Aufgrund der personellen Verbindungen rechnen Investoren jedoch durchaus auf positive Effekte wie etwa durch Kontakte und Erfahrungen, die Keith Alexander und seine Kollegen in das neue Unternehmen mitbringen könnten.

Beratungsbedürftige Auftraggeber dürfte Alexander auch im Umfeld der US-Regierungsbehörden finden. Angeführt wurde die Finanzierungsrunde von der auf branchenspezifische Dienste spezialisierte Beteiligungsfirma Trident Capital Cybersecurity. Dort heißt es vollmundig: "Wir glauben an die Kraft persönlicher Beziehungen."

Von der NSA-Spitze in die Wirtschaft

Ex-NSA-Mann Keith Alexander war im März 2014 aus der NSA verabschiedet worden. Der frühere Armeegeneral stand der größten Geheimdienstorganisation der USA so lange vor wie bislang kein einziger seiner Vorgänger in der Geschichte der NSA.

In seine Amtszeit fallen die Enthüllungen des früheren US-Geheimdienstmitarbeiters Edward Snowden über die massenhafte Speicherung und Auswertung von Telefon- und Internetdaten durch die NSA. Davon betroffen sind auch massenhaft anlasslos gespeicherte und ausgewertete Nutzerdaten aus Europa.

Alexander scheint aus den Snowden-Enthüllungen gelernt zu haben: "Cyber-Angriffe können sowohl aus dem Inneren eines Unternehmens als auch von außen kommen", heißt es auf der Internetseite der jungen Firma.

Quelle: ntv.de, mmo/rts

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