Wirtschaft

Die Finanzkrise als Touristen-Event Ex-Wall-Street-Händler erklären die Pleite

An der Wall Street gibt es auch einen Finanzkrisen-Tourismus.

An der Wall Street gibt es auch einen Finanzkrisen-Tourismus.

(Foto: dpa)

Die Pleite von Lehman Brothers löst 2008 die weltweite Finanzkrise aus. Anleger verlieren Milliarden, tausende Bankmitarbeiter ihre Jobs. Sieben Jahren danach lässt sich mit diesem Drama aber eine Menge Geld verdienen. Vor allem in New York.

Sie suchen ein besonderes Urlaubserlebnis? Wie wäre es mit einer "Finanzkrisen-Tour"? Für 50 Dollar bekommt man harte Fakten über Schuldverschreibungen und faule Finanzprodukte geboten. Wall Street-Aussteiger erklären die schwer durchschaubaren Geschäfte - am Ort des Geschehens, im Financial District von New York. Die Tourguides sind zum Teil ehemalige Händler. Es ist eine verdrehte Welt, denn diejenigen, die den Crash mit verursacht haben, erklären nun den Touristen aus aller Welt, wie sie die Krise provoziert haben.

Luan, Tom und Co. können den Touristen ihre persönliche Wall-Street-Geschichte präsentieren, ihnen erzählen, wie es zur großen Finanzblase kommen konnte. Als ehemalige Akteure müssen sie sich dabei bestimmt auch den ein oder anderen kritischen Spruch anhören. Ihre Geschichten präsentieren sie zwischen Hotdog Stand und Handelssaal. Und natürlich waren sie nicht die Guten, sondern haben an dem damaligen System mitverdient. Mit einer Art Infotainment wird der Untergang von 2008 erläutert. Schritt für Schritt geht es dabei auch geographisch bis ins Zentrum der Krise: Alle wichtigen Banken-Hochhäuser, die Federal Reserve und die zentralen Orte der Krise liegen auf dem Weg der Touristen. Erfinder der Tour ist jemand, der selbst ein wichtiger Teil des Systems war: Ein ehemaliger Manager einer großen Investmentbank. Er hat damals mit den Papieren gehandelt, die landläufig als giftig bezeichnet wurden, weil sie zu riskant waren.

Nicht nur vor Ort lässt sich die Lehman-Pleite in Dollars umwandeln. Beim größten Online-Versandhandel der Welt, bei Amazon, finden sich über 55.000 Treffer für englischsprachige Bücher rund um die Finanzkrise. Mit der Krise lässt sich Geld verdienen, nicht nur in New York, sondern weltweit.

Zwei Stunden tauchen die Touristen in die Finanzkrise ein. Dann ist der Ausflug in den Dschungel der globalen Finanzmärkte vorbei. Sie verschnaufen und bei Softdrink und Hotdog diskutieren sie, wer wo welche Milliarden verzockt hat. Die folgenschwere Wirtschafts- und Finanzkrise als touristische Attraktion - an der Wall Street hat man die Gewinnoptimierung immer noch im Visier.

Quelle: ntv.de

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