Wall Street auf Erholungskurs Firmenbilanzen sorgen bei US-Anlegern für Erleichterung
03.08.2022, 22:49 Uhr
Die US-Börsen setzen ihren Erholungskurs fort.
(Foto: REUTERS)
Nach der Taiwan-Visite der Sprecherin des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, herrscht an der Wall Street Erleichterung über die vergleichsweise moderate Reaktion Chinas. Außerdem sorgen Konjunkturdaten für gute Stimmung. Besonders gefragt sind die Papiere von Paypal.
Gestützt auf ermutigende Firmenbilanzen sind Anleger am Mittwoch an die Wall Street zurückgekehrt. Der Dow Jones gewann 1,3 Prozent auf knapp 32.813 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 2,6 Prozent auf 12.668 Punkte vor und der breit gefasste S&P 500 legte 1,6 Prozent auf 4155 Punkte zu.
Erleichtert reagierten Investoren außerdem auf die bislang vergleichsweise moderate Reaktion der Regierung in Peking auf den Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan, sagte Naeem Aslam, Chef-Marktanalyst des Brokerhauses AvaTrade. China werde die Sache damit aber kaum auf sich beruhen lassen. Die Volksrepublik betrachtet Taiwan als abtrünnige Provinz.
Weitere Stimmungsaufheller waren starke US-Konjunkturdaten. Der Einkaufsmanagerindex für den US-Dienstleistungssektor stieg überraschend. Der Zuwachs bei den Auftragseingängen der US-Industrie fiel mit zwei Prozent größer aus als gedacht. "Wachstumssorgen sollten vor diesem Hintergrund tendenziell kleiner werden", sagte Helaba-Ökonom Ulrich Wortberg.
In diesem Zusammenhang zogen sich Investoren aus den als sicher geltenden US-Staatsanleihen zurück. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bonds auf 2,774 Prozent. Verstärkt vor der Verkaufsdruck von den Aussagen führender US-Notenbanker, die eine weitere Zinserhöhung um 0,75 Prozentpunkte im September als möglich bezeichneten. Offenbar gingen der Fed die jüngsten Spekulationen auf ein verlangsamtes Zinserhöhungstempo zu weit, schrieben die Analysten der Bank Mitsubishi UFJ.
Am Rohölmarkt ging der Preis für die US-Sorte WTI auf Achterbahnfahrt. Einem Opec+-Dokument zufolge einigte sich das Exportkartell auf eine Anhebung der Förderquoten um 100.000 Barrel pro Tag. "Das ist so wenig, dass es bedeutungslos ist", kritisierte Raad Alkadiri, Manager bei der Beratungsfirma Eurasia Group. Als politische Geste gegenüber US-Präsident Joe Biden, der auf eine deutliche Ausweitung der Produktion gepocht hatte, sei es fast eine Beleidigung. Ein überraschender Anstieg der US-Lagerbestände beendete die zwischenzeitliche WTI-Rally allerdings. Bis zum Abend verbilligte sich die Ölsorte um drei Prozent auf 91,52 Dollar je Barrel (159 Liter).
Bei den Unternehmen stach PayPal mit einem Kursplus von fast 14 Prozent auf 101,95 Dollar heraus. Das ist der größte Kurssprung seit mehr als zwei Jahren. Der Zahlungsabwickler hatte auf Basis eines überraschend starken Quartalsergebnisses und als Reaktion auf den Einstieg des Hedgefonds Elliott seine Gewinnziele angehoben. Zusammen mit den Einsparungen und den Aktienrückkäufen hätten die Papiere ihre Talsohle durchschritten, prognostizierte Analyst Christopher Brendler vom Research-Haus D.A. Davidson. Daher bekräftige er seine Kaufempfehlung und das Kursziel von 120 Dollar.
Strahlende Gesichter gab es auch bei Tupperware. Der Anbieter von Frischhalte-Boxen machte einen Quartalsgewinn von 0,41 Dollar je Aktie - doppelt so viel wie erwartet. Der Umsatz überraschte mit 340,4 Millionen Dollar ebenfalls positiv. Die Titel des Unternehmens stiegen daraufhin um bis zu 65 Prozent und verbuchten den zweitgrößten Kurssprung der Firmengeschichte.
Quelle: ntv.de, mba/rts