Teilweiser Zahlungsausfall Fitch stuft Hellas-Banken herunter
30.06.2015, 16:10 Uhr
Bleiben die Rollläden bei einigen Banken für immer unten?
(Foto: REUTERS)
Mit der Einführung der Kapitalverkehrskontrollen büßen die griechischen Großbanken ihre bisherige Bonität ein. Fitch setzt sie nun auf die zweitschlechteste Stufe. Längst sind ihre Aktien nur noch Spekulationsobjekt.
Die Ratingagentur Fitch senkt wegen der Kapitalverkehrskontrollen in Griechenland den Daumen über die vier großen Banken des Landes. Fitch bewertet die Folgen für die Kreditwürdigkeit der Institute als teilweisen Zahlungsausfall (Restricted Default/RD), wie die Bonitätsprüfer mitteilten. Es ist die zweitschlechteste Note bei Fitch - von zuvor "CCC" beziehungsweise "C". Betroffen sind die National Bank of Greece, die Piraeus Bank, die Eurobank Ergasias und die Alpha Bank.
Es sei unwahrscheinlich, dass die Ratingnoten vor einer Aufhebung der Kapitalverkehrskontrollen wieder angehoben würden, ergänzten die Fitch-Analysten. Die Banken in Griechenland sind seit Montag geschlossen. Die Bürger können seither täglich nur maximal 60 Euro am Geldautomat abheben.
Regierungschef Alexis Tsipras hatte die Schließung der Institute und die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen am Wochenende angekündigt. Zuvor hatten immer mehr verängstigte Bürger Bargeld abgehoben und damit die ohnehin angespannte Lage der Geldhäuser verschärft. Die Kapitalkontrollen sollen das Finanzsystem des von der Pleite bedrohten Landes stabilisieren.
Hedgefonds entdeckten Banken-Aktien
Dessen ungeachtet ist Griechenland längst zur Spielwiese für Hedgefonds geworden. Spätestens mit dem großen Schuldenschnitt 2012 haben sich strategische Investoren - zu denen lange Zeit auch deutsche Banken zählten - zurückgezogen. Das Feld wurde solchen Anlegern überlassen, die opportunistisch auf der Jagd nach überdurchschnittlicher Rendite sind, höhere Risiken in Kauf nehmen und schnell ein- und wieder aussteigen. Hedgefonds sind das Paradebeispiel dafür.
Bei vielen von ihnen, die in Aktien investieren, war es zuletzt besonders populär, auf fallende Kurse von griechischen Banken zu setzen. In der Regel erfolgt das über Leerverkäufe: Fonds verkaufen "geborgte" Aktien und kaufen sie zu einem günstigeren Preis zurück. Die Preisdifferenz wird als Gewinn verbucht. Wenn die Aktien vorher nicht geborgt werden, ist von "nackten" Leerverkäufen die Rede.
Wegen solcher, gänzlich intransparenter Geschäfte knöpften sich die griechischen Aufsichtsbehörden unlängst mehr als ein Dutzend Hedgefonds vor, die zu Strafzahlungen verdonnert wurden. Betroffen waren unter anderem die Anbieter Tosca, Hadron und Verrazzano.
Fonds, die in den vergangenen Wochen beispielsweise auf sinkende Kurse von Eurobank Ergasias, Alpha Bank oder National Bank of Greece gesetzt haben, dürften Branchenexperten zufolge Gewinne eingestrichen haben. Im Moment geht hier aber nichts mehr, da die Börse in Athen zumindest diese Woche geschlossen bleibt.
Quelle: ntv.de, jwu/DJ/rts