Studie zum Gender-Pay-Gap Frauen leisten massiv mehr Sorgearbeit als Männer
01.03.2023, 15:56 Uhr
Noch immer übernehmen hauptsächlich Frauen die Kinderbetreuung.
(Foto: picture alliance / dpa-tmn)
Kinderbetreuung, Pflege, Hausarbeit: Frauen arbeiten im Schnitt bis zu neun Stunden täglich unbezahlt im Haushalt, Männer nur drei. Das geht aus einer DIW-Studie hervor. Für mehr Gerechtigkeit fordert das Institut, die Anzahl der Partnermonate für Männer von zwei auf bis zu sieben zu erhöhen.
Frauen erhalten einer Studie zufolge in Deutschland noch immer einen im Durchschnitt um 18 Prozent geringeren Stundenlohn als Männer und sie leisten auch deutlich mehr unbezahlte Sorgearbeit, dazu zählen Kinderbetreuung, Hausarbeit und die Pflege von Angehörigen. Der Gender Pay Gap, also die Verdienstlücke zwischen Frauen und Männern, variiert laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) jedoch stark mit dem Alter und nimmt ab der Phase der Familiengründung enorm zu.
Nach Ansicht des Instituts könnte eine Ausweitung der Partnermonate beim Elterngeld für mehr Chancengleichheit auf dem Arbeitsmarkt sorgen. Bisher müssen Väter nur zwei Monate Elternzeit nehmen, damit Eltern das Maximum von 14 Monaten Elterngeld in Anspruch nehmen können. Sinnvoll wäre hier, die Anzahl der Partnermonate schrittweise auf bis zu sieben zu erhöhen. Nötig sei aber auch eine Reform des Ehegattensplittings und der Minijobs.
"Beides sorgt bisher dafür, dass es sich für viele Frauen nicht lohnt, in größerem Umfang erwerbstätig zu sein. Entsprechende Reformen hätten nicht nur wichtige gleichstellungspolitische Wirkungen, sondern könnten auch den Arbeitskräftemangel lindern", sagte Clara Schäper, Co-Autorin der Studie.
Laut der Studie leisten Frauen in der Altersgruppe der 20- bis 24-jährigen Erwerbstätigen 25 Prozent und bei den 35- bis 39-Jährigen sogar mehr als doppelt so viel unbezahlte Sorgearbeit wie Männer, in erster Linie Kinderbetreuung. Das entspreche einem sogenannten Gender Care Gap von 106 Prozent. Betrachte man nicht nur Erwerbstätige, sondern alle Frauen und Männer, betrage der Gender Care Gap in dieser Altersgruppe im Durchschnitt sogar 170 Prozent, wie das DIW erklärte. Das entspreche fast neun Stunden Sorgearbeit pro Tag bei Frauen im Vergleich zu etwa drei Stunden bei Männern, heißt es in der Studie.
Deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland
Zwar nehme ab dem Alter von 40 Jahren der Gender Care Gap dann sukzessive wieder ab, die Verdienstunterschiede blieben aber konstant hoch. "Dafür, dass Frauen im Beruf für die Familie zurückstecken, zahlen sie mit Blick auf ihr Gehalt also auch dann noch, wenn die Kinder längst aus dem Haus sind", sagte Clara Schäper.
Dabei gebe es deutliche Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Die grundsätzlichen Tendenzen über den Lebensverlauf seien zwar in beiden Landesteilen ähnlich, doch insbesondere bei der Sorgearbeit im Alter der Familiengründung seien die Unterschiede beträchtlich, so das DIW. Während der Gender Care Cap in Ostdeutschland in dieser Altersspanne etwa 60 Prozent nicht übersteigt, liegt er in Westdeutschland mit fast 120 Prozent ungefähr doppelt so hoch. "Frauen kehren in Ostdeutschland oft früher in den Beruf zurück und arbeiten zudem häufiger in Vollzeit", erklärte Schäper abschließend.
Quelle: ntv.de, tkr/DJ