Umsatzrückgang prognostiziert HDE erwartet keinen Jubel beim Weihnachtsgeschäft
13.11.2023, 18:48 Uhr Artikel anhören
Knapp 121 Milliarden Euro Umsatz erwartet der Einzelhandel in den Monaten November und Dezember.
(Foto: picture alliance/dpa)
Das Weihnachtsgeschäft ist für den Einzelhandel die wichtigste Zeit des Jahres. Doch der Branchenverband rechnet in diesem Jahr nicht mit einem Umsatzfeuerwerk. Zu sehr würden die hohen Lebenshaltungskosten die Verbraucher belasten und die Krisen die Stimmung trüben.
Das traditionell so wichtige Weihnachtsgeschäft könnte im deutschen Einzelhandel dieses Jahr für lange Gesichter sorgen. In Zeiten von Konjunkturflaute und Inflation erwartet der Branchenverband HDE für die Monate November und Dezember nur 120,8 Milliarden Euro Umsatz. Das wäre ein nominelles Plus von 1,5 Prozent, klammere man gestiegene Preise aus, sei dies real ein Minus von 5,5 Prozent, teilte der HDE mit. "Die Branche bekommt die wirtschaftlichen Auswirkungen des Ukraine-Krieges und der darauffolgenden Inflation sowie seit Neuestem auch die infolge des Nahost-Konflikts weiter sinkende Kauflaune zu spüren", sagte HDE-Präsident Alexander von Preen. Wegen des festgefahrenen Tarifkonflikts sorgen sich die Unternehmen auch um Streiks in den kommenden Wochen.
Für viele Branchen ist das Weihnachtsgeschäft immens wichtig. So macht der Spielwarenhandel im November und Dezember fast ein Viertel seines gesamten Jahresumsatzes. Gleiches gilt für den Bereich Uhren und Schmuck. Vor allem der Nicht-Lebensmittelhandel blickt ernüchtert nach vorn: Gut die Hälfte dieser Firmen rechnet mit schlechten oder deutlich schlechteren Umsätzen als vor einem Jahr.
Auch der Online-Handel dürfte kaum Impulse liefern. Sowohl im Weihnachtsgeschäft als auch im Gesamtjahr können hier die Umsätze von 2022 laut HDE nominell gehalten werden, real bedeutet dies für das Weihnachtsgeschäft ein Minus von vier Prozent. Für 2023 entspreche dies online einem realen Minus von 4,3 Prozent. Für den Einzelhandel insgesamt - Ladengeschäfte und E-Commerce - bleibt der Verband bei seiner Herbstprognose. Die Umsätze dürften demnach nominell um drei Prozent auf 650 Milliarden Euro steigen, preisbereinigt aber um vier Prozent sinken.
Im Durchschnitt 250 bis 300 Euro für Geschenke
Trotz drohender Rezession planen die Verbraucher laut Umfrage des HRI-Instituts im Durchschnitt 295 Euro für Weihnachtsgeschenke ein. Dabei will über ein Viertel der gut 2000 befragten Deutschen mehr als 300 Euro ausgeben. Im Vergleich zum Vorjahr plant mehr als die Hälfte ihr Budget für Weihnachtspräsente stabil zu halten oder sogar auszubauen. Die meistgekauften Geschenke bleiben Gutscheine, vor Spielwaren sowie Büchern und Schreibwaren.
Laut Beratungsfirma EY indes wollen die Menschen in Deutschland in diesem Jahr bei Weihnachtsgeschenken mehrheitlich sparen. 27 Prozent der Erwachsenen wollen weniger Geld ausgeben als im vergangenen Jahr. Weitere 40 Prozent planen leichte Einsparungen. Im Schnitt liegt das Budget laut EY bei 250 Euro. Das sind zwar nur zwei Euro weniger als im Vorjahr, es ist aber der niedrigste Wert seit 2014. Die hohe Inflation führt außerdem dazu, dass sich die Verbraucher weniger von ihrem Geld kaufen können.
Zugleich steigt das Budget für den Geschenkekauf im Internet: von 111 auf 117 Euro. Mit weniger Umsatz müssen laut EY dagegen insbesondere Kaufhäuser und Einkaufszentren rechnen. Im Durchschnitt wollen die Verbraucher dort nur noch 44 Euro ausgeben, statt 53 Euro im Vorjahr. "Die Pandemie hat viele Menschen von Innenstädten und Weihnachtsmärkten entfremdet und zu Online-Shoppern gemacht", erklärte Michael Renz von EY. "Zudem arbeiten viele immer noch von zu Hause aus und scheuen den Weg in die Shopping-Zentren."
Für das nächste Jahr setzt der HDE im Zuge einer allgemein anziehenden Konjunktur zwar auf Besserung. Eine konkrete Prognose dazu soll es aber erst Anfang 2024 geben. HDE-Präsident Alexander von Preen hofft, dass die Menschen dann wieder stärker in langlebige Konsumgüter investierten. Denn die Deutschen hätten in Corona- und Home-Office-Zeiten anfangs spürbar mehr Geld für Möbel und Küchen ausgegeben. Danach seien diese Umsätze aber deutlich zurückgegangen. Hier setze der Handel auf eine Trendwende.
Quelle: ntv.de, jwu/rts/AFP