Wirtschaft

"Jeder, der Interesse hat" Handwerk sucht verzweifelt Azubis

In anderen Ländern ist die Berufsausbildung mit Abitur schon erfolgreich.

In anderen Ländern ist die Berufsausbildung mit Abitur schon erfolgreich.

(Foto: dpa)

Bei Jugendlichen sind vor allem Handel- und Kaufmannsberufe gefragt. Doch in Handwerksbetrieben bekommen auch diejenigen eine Chance, die vor allem mit Teamfähigkeit und Sozialkompetenz glänzen. Denn auch ohne Abitur kann man hier was werden.

Den Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) plagen angesichts 30.000 offener Lehrstellen unmittelbar vor Beginn des Ausbildungsjahrs am 1. September Nachwuchssorgen. "Unsere klare Botschaft ist: Wir wollen jeden, der Interesse hat", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Entscheidend seien das Interesse der Jugendlichen an der Ausbildung, ihre Teamfähigkeit und ihre soziale Kompetenz.

Das sei den Unternehmen wichtiger als die eine oder andere Note, zumal es Nachhilfe in den Betrieben, freiwillige Mentoren und das Projekt "assistierte Ausbildung" gebe, hob Schwannecke hervor. Im vergangenen Jahr schlossen insgesamt gut 516.600 Jugendliche einen neuen Ausbildungsvertrag ab, das war ein Rückgang um 0,3 Prozent im Vergleich zu 2014. Viele Lehrstellen blieben unbesetzt.

In den Köpfen vieler Menschen sitze die Vorstellung: "Nur mit Abitur wirst du was", so Schwannecke. Deshalb strebe man ein Berufsabitur an, "das heißt drei Jahre Lehre mit Gesellenprüfung und dann on top ein Jahr für das Abitur". Die Schweiz und Österreich hätten mit diesem Modell bereits gute Erfahrungen gemacht. Gemeinsam mit den Kultusministern suche man in ausgewählten Bundesländern Standorte für Pilotprojekte.

Sehr enge Vorstellungen

Auf einer Liste der zehn beliebtesten Ausbildungsberufe in Deutschland rangieren weiterhin klassische Handel- und Kaufmannsberufe ganz oben. Das geht aus Daten der Bundesagentur für Arbeit (BA) hervor. Die zehn gefragtesten Ausbildungsberufe führte Ende Juli der Kaufmannsberuf mit Schwerpunkt Büromanagement an. Von den 509.600 jungen Leute, die sich in den vergangenen Monaten bei ihrer Lehrstellensuche an die Arbeitsagenturen wandten, sahen darin knapp 36.000 ihre Wunsch-Ausbildung. Knapp 33.000 (Platz zwei) suchten eine Ausbildung zum Einzelhandelskaufmann, gefolgt von der Verkäufer-Ausbildung (Platz 3/29 800 Jugendliche).

Vor allem einzelne Handwerkssparten tun sich immer schwerer, geeigneten Nachwuchs zu finden. Neben der allgemeinen demografischen Entwicklung und der zunehmenden Studierlust ist es Teil des Problems, dass sich die Bewerber immer noch auf eine sehr enge Auswahl möglicher Berufe konzentrieren.

Quelle: ntv.de, sba/dpa

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