Börsianer enttäuscht Japans Zentralbank lockert Geldpolitik weiter
29.07.2016, 07:29 Uhr
Die Zentralbank von Japan in Tokio.
(Foto: dpa)
Wirtschaftsschwäche und eine jahrelange Deflation machen Japan zu schaffen. Die japanischen Währungshüter versuchen, dem mit dem Kauf von Wertpapieren entgegenzuwirken und drehen den Geldhahn noch weiter auf.
Die Bank of Japan (BoJ) hat bei ihrer Ratssitzung weitere geldpolitische Lockerungen beschlossen. Dies war angesichts der niedrigen Inflation und schwächelnden Wirtschaft von Ökonomen erwartet worden. Die Lockerungen sollen das von Ministerpräsident Shinzo Abe geplante Konjunkturpaket unterstützen.
Die Notenbank erhöht dazu das jährliche Ankaufvolumen für börsengehandelte Indexfonds (ETF) auf 6 von bislang 3,3 Billionen Yen. Sowohl das Wachstum als auch die Inflation sollen dadurch angeschoben werden. Außerdem verdoppelt die BoJ das Dollar-Leihe-Programm auf 24 von 12 Milliarden Dollar.
Ein anderer Grund für die Lockerungen ist der geplante Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union. Mit ihren Maßnahmen will die Notenbank verhindern, dass die Folgen des Brexit auf die Wirtschaft und das Verbrauchervertrauen durchschlagen, wie es in der Erklärung hieß.
Nikkei schwächer
Auf weitergehende Schritte wie die Ausweitung des Kaufs von Staatsanleihen oder eine Erhöhung der Negativzinsen verzichtete die Zentralbank. An der Tokioter Börse gab es nach der Entscheidung lange Gesichter. Volkswirt Tsuyoshi Ueno vom NLI Research Institute etwa sprach von einer enttäuschenden Ankündigung. Dies zeige sich auch in den Reaktionen an den Märkten. Der Nikkei notierte 1,3 Prozent tiefer mit 16.267 Punkten. Der Yen tendierte deutlich im Plus. Der Dollar lag zur japanischen Währung zwei Prozent tiefer auf 103,15 Yen.
Unverändert blieben dagegen der als Leitzins geltende Einlagensatz mit minus 0,1 Prozent, das Ankaufprogramm für Staatsanleihen mit 80 Billionen Yen pro Jahr und jenes für die als J-Reits bekannten Immobilienfonds mit jährlich 90 Milliarden Yen. Zinsbestätigung wie auch Ausweitung der ETF-Käufe wurde nach BoJ-Angaben im Rat mit 7 zu 2 Stimmen beschlossen.
Zugleich hat die Zentralbank ihre Prognosen für die Inflation und das Wirtschaftswachstum angepasst. Das Bruttoinlandsprodukt soll im laufenden Fiskaljahr (bis 31. März) nur noch um 1,0 statt 1,2 Prozent wachsen, für das kommende geht sie von einem deutlicheren Zuwachs von 1,3 statt 0,1 Prozent aus, für 2018/19 dann von 0,9 statt 1,0 Prozent. Die Jahresteuerung sieht die BoJ im aktuellen Fiskaljahr bei nur noch 0,1 statt 0,5 Prozent, rechnet für die beiden Folgejahren aber weiterhin mit einem Anziehen auf 1,7 bzw 1,9 Prozent.
Quelle: ntv.de, hul/DJ/rts/dpa