Konkurrenz wächst und wächst Nächster chinesischer E-Autobauer strebt auf deutschen Markt
04.09.2023, 15:12 Uhr
Xpeng ist in Europa derzeit in Norwegen, Schweden, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Die Firma hat derzeit die Modelle G9, P7 und den im Juli in China eingeführten G6 im Programm.
(Foto: IMAGO/ZUMA Wire)
Der deutschen Autoindustrie droht nicht zuletzt wegen des harten Wettbewerbs aus China eine ungemütliche Zeitenwende. Besonders die Ankündigung des chinesischen E-Autobauers Xpeng auf der IAA in München dürfte für die meisten traditionellen Hersteller ungelegen kommen.
Die IAA ist traditionell die Hausmesse der deutschen Automarken. Doch inzwischen drängen längst auch die chinesischen Hersteller mit fortschreitender Elektronachfrage verstärkt auf den europäischen Markt. Das zeigt sich auch in München: Dieses Jahr kommen 40 Prozent der Aussteller auf der Auto- und Verkehrsmesse aus Asien. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Marktforscher Center Automotive Research wittert bereits "die IAA der Chinesen" und eine "Zeitenwende, die Europa zum interessanten Markt für chinesische Elektroautos macht". Die Messe sei der Start für den Kampf um Marktanteile auf dem Kontinent.
Das unterstreicht auch die Ankündigung von Xpeng. Der chinesische Elektroautobauer will im kommenden Jahr mit seinen Fahrzeugen auch in Deutschland an den Start gehen. Nach einigen nordeuropäischen Märkten sollen die Modelle 2024 auch hierzulande verkauft werden, sagte Vize-Verwaltungsratschef Brian Gu auf der IAA. Der Schritt auf den deutschen Markt sei ein großer und strategisch sehr bedeutender für das Unternehmen, den man vorsichtig geplant habe.
"Unser Erfolg in Deutschland wird unseren Erfolg in Kontinentaleuropa bestimmen", sagte Gu. Ihm zufolge ist es noch zu früh für Angaben zu möglichen Verkaufszahlen. Deutschland-Manager Markus Schrick ergänzte, der Autobauer wolle seine Autos in Deutschland über Händler verkaufen und nicht nur online. Große Flagship-Stores nach dem Vorbild von Elektrorivalen wie Nio oder Polestar plane Xpeng zunächst nicht. Xpeng lege Wert darauf, dass Händler sich mit der Marke identifizierten und auch Geld mit ihr verdienten. Der für internationale Märkte zuständige Xpeng-Manager Eric Xu kündigte an, dass auch Frankreich kommendes Jahr zu den neuen Märkten des Anbieters hinzukommen solle. Großbritannien soll möglichst ebenfalls im kommenden Jahr folgen.
Xpeng ist in Europa derzeit in Norwegen, Schweden, Dänemark und den Niederlanden vertreten. Die Firma hat derzeit die Modelle G9, P7 und den im Juli in China eingeführten G6 im Programm. Gu warb vor allem mit der Technologiekompetenz der Chinesen - rund 40 Prozent der Beschäftigten arbeiteten im Bereich Forschung und Entwicklung. Xu kündigte mit Blick auf Verkaufspreise an, sich "sehr wettbewerbsfähig" im Markt positionieren zu wollen. Xpeng ist noch ein relativ kleiner Anbieter, im vergangenen Jahr lieferten die Chinesen weltweit knapp 121.000 Autos an die Kunden aus.
Dominierend in der Volksrepublik ist der Elektroplatzhirsch und Marktführer BYD. Volkswagen hat sich jüngst entschieden, für rund 700 Millionen US-Dollar (650 Millionen Euro) bei Xpeng einzusteigen und damit knapp fünf Prozent der Anteile zu kaufen. Grund ist, dass VW mit Xpeng zusammen zwei Elektro-Mittelklassemodelle für einen chinesischen Marktstart in zwei Jahren entwickeln will - bis dato haben die Wolfsburger nur überschaubaren Erfolg mit ihren Elektroautos im weltgrößten Automarkt.
Traditionelle Hersteller müssen auch nach Einschätzung des Autoexperten Frank Schwope angesichts der zunehmenden Konkurrenz von chinesischen Herstellern ihre Ausgaben auf den Prüfstand stellen. Preislich würden die Hersteller aus dem Reich der Mitte weit vor der westlichen Konkurrenz fahren, erklärte Schwope, Lehrbeauftragter für Automobilwirtschaft an der FHM Hannover. Dies dürfte die Kostenstrukturen der etablierten Automobil-Konzerne erheblich unter Druck setzen.
"Die westlichen Konzerne müssen ihre Innovationsfähigkeit sowie ihre Kostenstrukturen deutlich verbessern und perspektivisch möglicherweise auch bei Entwicklungsarbeiten stärker kooperieren", empfiehlt der Experte. Die Automobilwelt stehe vor einer nie dagewesenen Disruption infolge der Elektromobilität, aber auch durch das Autonome Fahren.
Quelle: ntv.de, jki/dpa/rts/DJ