Wirtschaft

Kohletransporte brechen ein Niedriger Rheinpegel befeuert Rezessionssorgen

2018, als die Schifffahrt auf dem Rhein zuletzt für längere Zeit durch Niedrigwasser behindert wurde, sei die Industrieproduktion in der Spitze um etwa 1,5 Prozent gedrückt worden.

2018, als die Schifffahrt auf dem Rhein zuletzt für längere Zeit durch Niedrigwasser behindert wurde, sei die Industrieproduktion in der Spitze um etwa 1,5 Prozent gedrückt worden.

(Foto: picture alliance / Jochen Tack)

Auf dem Rhein stockt der Güterverkehr durch niedrige Wasserstände. Vor allem der eingeschränkte Kohletransport bereitet derzeit Sorgen. Dies trägt laut Ökonomen zum Rückgang der deutschen Wirtschaft bei. Demnach könnte das BIP auf unter ein Prozent fallen.

Die niedrigen Pegelstände am Rhein - der wichtigsten deutschen Wasserstraße - machen Ökonomen zufolge eine Rezession der bereits schwächelnden Wirtschaft noch wahrscheinlicher. "Wir erwarten ohnehin, dass die deutsche Wirtschaft ab dem dritten Quartal in eine leichte Rezession fällt und das Wachstum 2022 nur noch 1,2 Prozent betragen sollte", sagt der Deutschland-Chefvolkswirt der Deutschen Bank, Stefan Schneider. "Falls die Wasserstände weiter sinken, könnte das Wachstum auch knapp unter ein Prozent sinken."

Aufgrund der angespannten Energiesituation sei diesmal der eingeschränkte Kohletransport für die Kraftwerke entlang des Rheins wohl das größte Problem. Höhere Transportkosten dürften zusätzlichen Aufwärtsdruck bei den Erzeugerpreisen der betroffenen Güter verursachen.

Bei der Landesbank Baden-Württemberg wird das ähnlich gesehen. "Man macht vielleicht keinen Fehler, wenn man zum jetzigen Stand vermutet, dass das Bruttoinlandsprodukt durch das Niedrigwasser um einen viertel bis einen halben Prozentpunkt belastet wird", sagte LBBW-Ökonom Jens-Oliver Niklasch. Die Situation sei diesmal gefährlicher als beim Niedrigwasser 2018, "weil die Versorgungslage ohnehin angespannt ist und vor allem auch die Kohlekraftwerke stärker betreffen dürfte, die für die Stromerzeugung von herausragender Bedeutung sind".

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft sieht für die deutsche Industrie ebenfalls weiteres Ungemach aufziehen. "Seit Mitte Juli sind die Pegelstände im Rhein so niedrig, dass sie den Frachtverkehr spürbar beeinträchtigen", sagte IfW-Ökonom Nils Jannsen. "In der Vergangenheit ist die Industrieproduktion um etwa ein Prozent gedrückt worden, wenn die Pegelstände eine kritische Marke für einen Zeitraum von 30 Tagen unterschritten haben."

Gewässer nähern sich Niedrigrekorden

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(Foto: Credit: European Union, Copernicus Sentinel-X imagery )

2018, als die Schifffahrt auf dem Rhein zuletzt für längere Zeit durch Niedrigwasser behindert wurde, sei die Industrieproduktion in der Spitze um etwa 1,5 Prozent gedrückt worden. Der Rhein ist ein wichtiger Schifffahrtsweg für Rohstoffe wie Getreide, Chemikalien, Mineralien, Kohle und Ölprodukte wie Heizöl. Unternehmen beobachten die Pegelstände genau. Der Wasserstand auf dem Rhein ist zuletzt wegen des heißen Sommerwetters und ausbleibender Regenfälle weiter gesunken.

Besonders niedrig ist der Wasserstand an der Engstelle Kaub bei Koblenz: Der Referenzwasserstand liegt bei nur noch 52 Zentimetern. Schiffe brauchen aber etwa 1,5 Meter, um voll beladen fahren zu können. "Wir fahren weiter, können aber nur etwa 25 bis 35 Prozent der Schiffskapazität beladen", sagte kürzlich der Direktor der Schifffahrtsgenossenschaft DTG, Roberto Spranzi, die rund 100 Schiffe auf dem Rhein betreibt. "Das bedeutet, dass Kunden oft drei Schiffe benötigen, um ihre Fracht zu transportieren - statt nur einem."

In Baden-Württemberg zeigt man sich extrem besorgt über die Entwicklung. Nach mehreren nahezu regenlosen Wochen herrsche eine "außergewöhnliche Niedrigwassersituation im Land", hieß es 8. August 2022 vonseiten der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg. Ohne weitere Niederschläge werden sich die Pegelstände an zahlreichen baden-württembergischen Gewässern schon in den kommenden Tagen neuen Niedrigrekorden nähern, so die Prognose. Sowohl am Rhein als auch an Neckar und Donau liegen die Wasserstände aktuell überwiegend unterhalb des niedrigsten Wasserstandes in einem durchschnittlichen Jahr.

Insgesamt weisen rund 80 Prozent der Pegel in Baden-Württemberg Niedrigwasser auf. Das betrifft auch den Bodensee: Am Pegel Konstanz lag der Wasserstand am Montag bei 316 Zentimetern. Das sind rund 90 Zentimeter weniger als für die Jahreszeit üblich. "Mit dem aktuellen Wasserstand befindet sich der Seespiegel auf einem Niveau, das üblicherweise erst in der zweiten Oktoberhälfte erreicht wird", heben die Experten der Landesanstalt hervor.

Quelle: ntv.de, mst/rts

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