Nur Rüstungsriesen jubeln Pelosi-Reise macht US-Börsen zu schaffen
02.08.2022, 22:24 Uhr
(Foto: picture alliance / ZUMAPRESS.com)
Die US-Börsen weiten ihre leichten Vortagesverluste aus. Drohungen aus China angesichts des Besuchs von US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan belasteten die Stimmung. Nur die Rüstungsindustrie profitiert von der brenzligen Lage in Taiwan.
Der Streit um einen Besuch der US-Spitzenpolitikerin Nancy Pelosi in Taiwan zehren an den Nerven der Wall Street-Anleger. "Es ist sehr schwierig, die Risiken abzuschätzen", sagte Portfoliomanager Mohammed Kazmi von der Privatbank UBP. "Die Auswirkungen einer Eskalation der Spannungen zwischen China und den USA wären zwar groß, die Märkte sehen dies derzeit aber als unwahrscheinlich an."
Der Dow Jones Industrial schloss mit minus 1,23 Prozent auf 32.396,17 Punkte leicht über seinem kurz zuvor erreichten Tagestief. Der marktbreite S&P 500 verlor 0,67 Prozent auf 4091,19 Zähler. Der Nasdaq 100 sank um 0,30 Prozent auf 12.901,60 Zähler.
Gleichzeitig suchten Investoren aber Schutz in "sicheren Häfen" wie der Weltleitwährung. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, stieg um 0,7 Prozent auf 106,15 Punkte. Die "Antikrisen-Währung" Gold verbilligte sich dagegen um 0,6 Prozent auf 1760 Dollar je Feinunze (31,1 Gramm). Staatsanleihen waren ebenfalls gefragt, wodurch die Rendite der zehnjährigen US-Bonds zeitweise auf Vier-Monats-Tiefs fiel, aber zum Börsenschluss wieder beim Kurs 2,767 einpendelte. Unmittelbar nach Ankunft Pelosis in Taipeh kündigte China für die kommenden Tage Manöver in der Nähe Taiwans an. Die Regierung in Peking betrachtet die Insel als abtrünnige Provinz. Bereits zuvor hatte die Volksrepublik Insidern zufolge "provokante" Militärübungen in der Region abgehalten.
Vor diesem Hintergrund stiegen Investoren bei US-Rüstungsfirmen ein. Die Aktien von Lockheed Martin, Northrop Grumman und Raytheon um bis zu 2,4 Prozent. Die USA unterhielten zwar keine offiziellen diplomatischen Beziehungen zu Taiwan, schrieb Analystin Sheila Kahyaoglu von der Investmentbank Jefferies. Allerdings verpflichte ein Gesetz die Regierung in Washington dazu, Taiwan bei der Aufrechterhaltung der Verteidigungsfähigkeit zu unterstützen.
Lange Gesichter gab es dagegen bei Caterpillar, wo ein überraschend geringer Quartalsumsatz von 14,25 Milliarden Dollar und der Rückgang der operativen Marge auf 13,6 Prozent auf die Stimmung drückte. Unter anderem dank niedrigerer Steuern habe der Reingewinn mit 3,18 Dollar je Aktie aber positiv überrascht, gab Analyst Matt Elkott vom Vermögensverwalter Cowen zu bedenken. Außerdem habe der Baumaschinen-Hersteller die Preise so stark angehoben wie seit zwei Jahren nicht. Die Aktien fielen dennoch um 5,71 Prozent.
Gefragt waren die Papiere von Uber, nachdem der Fahrdienst-Vermittler einen überraschend hohen operativen Gewinn und erstmals einen Barmittel-Zufluss bekannt gegeben hatte. "Angesichts der wachsenden Zahl von Konjunktur- und anderen Risiken sind diese Ergebnisse besonders beeindruckend", lobte Analyst Rohit Kulkarni vom Brokerhaus MKM Partners. Uber-Aktien legten in der Spitze fast 19 Prozent, so stark wie zuletzt vor zweieinhalb Jahren. In ihrem Sog rückten die Rivalen Lyft und DoorDash 16,4 Prozent vor.
Pinterest winkte mit einem Kursplus von 11 Prozent der größte Tagesgewinn seit zwei Jahren. Das Quartalsergebnis der Online-Fotopinnwand sei besser ausgefallen als erwartet, kommentierten die Analysten der Investmentbank RBC Capital Markets. Weiteren Auftrieb erhielten die Titel vom Elan des neuen Managements und dem Aufstieg des aktivistischen Investors Elliott zum größten Aktionär.
Quelle: ntv.de, mba/rts