Deutsche Firmen zuversichtlich Russland-Geschäft erlebt Milliarden-Boom
23.06.2021, 12:19 Uhr
Knapp die Hälfte der Unternehmen plant, in den nächsten zwölf Monaten ihre Investitionen in Russland auszubauen.
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Das Geschäftsklima von deutschen Unternehmen in Russland ist so positiv wie seit vielen Jahren nicht mehr. Die Rede ist sogar von einem "Post-Corona-Boom". Als Störfaktor sehen viele Firmen allerdings die verhängten Sanktionen.
Trotz Corona-Krise ist die deutsche Wirtschaft in Russland so zuversichtlich wie lange nicht mehr. Der jährlichen Geschäftsklima-Umfrage zufolge glauben 68 Prozent der befragten Unternehmen an eine positive oder zumindest leicht positive Entwicklung der russischen Wirtschaft im zweiten Halbjahr. 47 Prozent planen demnach einen Ausbau der Investitionen.
"Nach schwierigen Jahren, die von Corona, Sanktionen und politischen Konflikten geprägt waren, sind die deutschen Unternehmen in Russland auf Wachstumskurs und holen offenkundig verschobene Investitionen in Milliardenhöhe nach", sagte der Vorstandschef der deutsch-russischen Auslandshandelskammer (AHK), Matthias Schepp. "Fast die Hälfte nimmt Geld in die Hand, um auf dem russischen Markt zu wachsen."
Knapp jeder zweite Befragte habe angegeben, dass sich das allgemeine Geschäftsklima seit Jahresanfang verbessert habe. "Wir rechnen mit einem Post-Corona-Boom der russischen Wirtschaft, von dem auch die fast 4000 deutschen in Russland registrierten Firmen profitieren werden", meinte der AHK-Chef.
"Sanktionen schaden der Wirtschaft"
Die größten Wachstumschancen rechnen sich die deutschen Unternehmen in der IT, in der Land- und Ernährungswirtschaft sowie Gesundheitswirtschaft aus. Mehr als die Hälfte der Unternehmen will mehr Mitarbeiter einstellen, lediglich drei Prozent planen Entlassungen.
Als Risiko ihres Russland-Geschäfts sehen die 175 Firmen, die sich laut AHK an der Umfrage beteiligt haben, etwa die von der EU und den USA verhängten Sanktionen gegen die Rohstoffgroßmacht. 33 Prozent fordern demnach ein sofortiges Ende der Strafmaßnahmen gegen Moskau, 60 Prozent einen schrittweisen Abbau. "Sanktionen schaden der Wirtschaft und haben nicht geholfen, politische Ziele zu erreichen", meinte AHK-Präsident Rainer Seele.
Auch bei der umstrittenen russisch-deutschen Gaspipeline Nord Stream 2 positionierten sich die Unternehmen klar für die Röhre. Danach halten 94 Prozent der befragten deutschen Unternehmen die Gasverbindung für wichtig oder sogar unverzichtbar für die europäische Energieversorgung, 97 Prozent sind der Meinung, dass die Bundesregierung die Fertigstellung und Inbetriebnahme politisch durchsetzen muss.
Quelle: ntv.de, sbl/dpa/DJ