Wirtschaft

Zwei Werke werden dichtgemacht Schaeffler verlagert Produktion nach Osteuropa und Asien

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Die Krise der Autoindustrie zieht auch den Zulieferer Schaeffler in Mitleidenschaft. Das Unternehmen mit seinen weltweit knapp 84.000 Beschäftigten meldete für das erste Halbjahr nur ein geringes Umsatzwachstum.

Die Krise der Autoindustrie zieht auch den Zulieferer Schaeffler in Mitleidenschaft. Das Unternehmen mit seinen weltweit knapp 84.000 Beschäftigten meldete für das erste Halbjahr nur ein geringes Umsatzwachstum.

(Foto: picture alliance/dpa)

Der Abbau von Tausenden Arbeitsplätzen war bereits bekannt. Jetzt konkretisiert der Autozulieferer Schaeffler seine Umbaupläne, um die Kosten zu drücken. Dabei rücken vor allem Standorte im Ausland in den Blick.

Das Jahr 2024 hat es aus Sicht der Autozulieferer in sich: Zehntausende Arbeitsplätze bei Branchengrößen wie Bosch, Continental oder ZF Friedrichshafen stehen auf der Kippe. Auch Schaeffler wartet Anfang des Monats mit drastischen Ankündigungen auf. Europaweit sollen 4700 Stellen gestrichen werden, davon 2800 in Deutschland. Nach der Übernahme des Antriebsspezialisten Vitesco im Oktober sind das konzernweit rund vier Prozent der Arbeitsplätze.

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In Deutschland sollen vor allem Arbeitsplätze an den großen Schaeffler-Standorten Herzogenaurach, Regensburg und Schweinfurt dem Rotstift zum Opfer fallen. Nun hat Schaeffler - wie angekündigt - auch seine weiteren Umstrukturierungspläne öffentlich gemacht. Demnach sollen zwei Standorte in Europa geschlossen werden: Berndorf in Österreich und das Werk im britischen Sheffield.

In Berndorf werden derzeit Radlager und Radnabenmodule sowie Getriebelager unter anderem für LKW, Traktoren und Baumaschinen hergestellt. Zur Begründung heißt es in einer Pressemitteilung des Unternehmens, diese Bereiche unterlägen "starken Nachfrageschwankungen sowie einem sehr hohen Kosten- und Preisdruck durch die zunehmende Konkurrenz asiatischer Hersteller auf dem europäischen Markt". Aufgrund der vergleichsweise geringen Größe des Standortes könnten diese Schwankungen "nur schwer oder gar nicht planungssicher und wirtschaftlich sinnvoll abgefedert werden".

"Die in den letzten Jahren stark gestiegenen Material-, Energie- und Personalkosten können nicht durch weitere Preisanpassungen gegenüber den Kunden kompensiert werden", schreibt das Unternehmen weiter. Deshalb soll die Produktion an kostengünstigere Standorte in Europa, China und Asien verlagert werden.

Auch das Kupplungswerk in Sheffield soll geschlossen werden. Der Wandel hin zu Automatikgetrieben bei Verbrennungsmotoren sowie die Elektrifizierung hätten "die weltweite Nachfrage nach PKW mit Handschaltgetrieben deutlich reduziert", heißt es. Bestehende Überkapazitäten in der Produktion sollen durch die Werksschließung abgebaut werden. Die noch nachgefragten Kupplungen könnten künftig in Schaeffler-Werken in Indien und Ungarn produziert werden.

Werke in Osteuropa werden erweitert und geschrumpft

Auch aus anderen Werken sollen Produktionen verlagert werden. Dazu sollen die Standorte Kysuce (Slowakei) und Brasov (Rumänien) entsprechend ausgebaut werden. Der Standort Kysuce bleibe "entscheidend für die Produktion von Komponenten für Verbrennungs- und Hybridantriebe sowie im Bereich Fahrwerk", heißt es. Er sei auch für die Ausrichtung von Schaeffler auf E-Mobilität von hoher strategischer Bedeutung. Brasov hingegen übernimmt nach Unternehmensangaben die Rolle des globalen Headquarters für Großwälzlager mit Durchmessern bis zu vier Metern. Obwohl in diesen Werken Produktionskapazitäten aufgebaut werden, sind auch sie vom Personalabbau betroffen.

Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld hatte die Maßnahmen Anfang des Monats als alternativlos bezeichnet. Sie seien eine Folge des Wandels in der Automobilzulieferindustrie und des Rückgangs der Verbrennungstechnik in Europa, teilte das Unternehmen mit. Als weiteren Grund für die Restrukturierung nannte Schaeffler die Integration von Vitesco, durch die Arbeitsplätze in der Verwaltung wegfallen.

Der Stellenabbau soll vor allem in den Jahren 2025 bis 2027 erfolgen. Für die Umsetzung der Maßnahmen in Deutschland gilt nach Unternehmensangaben weiterhin der 2018 mit der IG Metall abgeschlossene Zukunftsvertrag. Der Personalabbau soll demnach im Wesentlichen über Fluktuation, Freiwilligenprogramme sowie Aufhebungs- und Altersteilzeitverträge erreicht werden. Ziel sei es, gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern schnellstmöglich tragfähige Lösungen zu finden, erklärte Schaeffler-Vorstand Sascha Zaps per Pressemitteilung.

Arbeitnehmervertreter forderten das Unternehmen derweil auf, Alternativen auszuloten. Michael Erhardt, erster Bevollmächtigter der IG Metall Frankfurt, kritisiert insbesondere, dass an hessischen Standorten vor allem Entwicklerjobs von den Abbauplänen betroffen seien. "Da wird mit der Zukunft gespielt", sagte Erhardt. Im Bereich der E-Mobilität "hoppelt die Branche in Deutschland der chinesischen Konkurrenz hinterher." Wenn nun der Rotstift im Bereich der Entwicklung angesetzt werde, bestehe die Gefahr, "dass wir weiter zurückfallen".

Quelle: ntv.de, ddi

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